Harte Fakten zur weichen Wertschätzung

Wertschätzung hört sich zunächst nach einem weichen Thema an, das geopfert werden kann, sobald der Wind rauer wird und die harten Zahlen in Gefahr sind. Ironischerweise liegt genau in diesem Fehlschluss die Ursache vieler Fehlschläge.

Mangelnde Wertschätzung ist die Ursache vieler Übel, die Unternehmen aktuell bedrohen und herausfordern, darunter die Verschlechterung des Arbeitsklimas, lange Vakanzzeiten offener Stellen und ungewollte Kündigungen von Seiten der Mitarbeiter.

Auch wenn Wertschätzung kein Allheil- oder Wundermittel ist, wirkt sie jedoch oft wie ein Breitbandantibiotikum, das vielen Symptomen vorbeugt. Gegenseitige Wertschätzung ist ein gemeinsamer Nenner, ein stabiles Fundament, das es braucht, um gemeinsam etwas aufzubauen. Kurz: Wertschätzung ist nicht alles, aber ohne Wertschätzung ist alles nichts.

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In unserer komplexen, vielschichtigen Wirtschaftswelt und in Zeiten des Fachkräftemangels und der Great Resignation führt an Wertschätzung kein Weg vorbei, wenn Unternehmen auch zukünftig noch am Markt bestehen möchten.

Hier ein paar harte Daten zur weichen Wertschätzung. Sie …

… ist für Mitarbeiter das wichtigste Charakteristikum guter Arbeit.

So gaben 74,3 Prozent der Mitarbeiter bei einer Softgarden-Studie (2018) an, dass ihnen bei ihrem neuen Arbeitgeber am wichtigsten sei, wertgeschätzt zu werden und sich willkommen zu fühlen. Das wurde jedoch leider nur in 44,2 Prozent aller Fälle auch nach dem Wechsel so erlebt. Und so geht die Suche weiter und das Personalkarussell dreht sich.

… ist eine zentrale Voraussetzung für Kreativität und Innovation und damit für die Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation.

Um große Projekte zu stemmen, braucht es mehr als nur brillante Mitarbeiter. Wie die Aristoteles-Studie von Google (vgl. Rozovsky 2015) zeigt, ist psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz der kritische Erfolgsfaktor, damit Spitzenteams entstehen. Psychologische Sicherheit zeichnet sich durch Respekt, Anerkennung und Wertschätzung aus. Ohne Wertschätzung kein Safe Space, ohne Safe Space keine Kreativität und Innovation.

… macht Unternehmen fit für die Zukunft der Arbeit und für New Work.

In der vernetzten Gesellschaft braucht es neue Formen der Zusammenarbeit, um den Anforderungen erfolgreich zu begegnen. Frederic Laloux beschreibt in »Reinventing Organizations« (2015), dass sich evolutionäre Unternehmen durch drei Durchbrüche auszeichnen: Ganzheit, evolutionärer Purpose und Selbstorganisation. Alle drei sind direkt mit Wertschätzung verbunden: Wertschätzung des ganzen Menschen (Ganzheit), Wertschätzung sämtlicher Stakeholder (Purpose) und Wertschätzung der Fachkompetenz sowie Entscheidungsfähigkeit der Mitarbeiter an der Basis (Selbstorganisation). Eine mitarbeiterzentrierte und wertschätzende Firmenkultur legt die Grundlage, um erfolgreich in instabilen und komplexen Umfeldern zu agieren.

… erhöht die Attraktivität als Arbeitgeber, verbessert die Mitarbeiterbindung und senkt die Fluktuation.

Die Erfahrungen vieler Unternehmer zeigen, dass sich die Arbeitgeberattraktivität signifikant verbessert, die Mitarbeiterbindung steigt und die Fluktuation sinkt, wenn sie sich klar zu ihren Mitarbeitern bekennen, ihr Menschenbild und ihr Verständnis von Führung aktualisieren und eine neue Kultur einführen. Die prominentesten Beispiele sind die Bodo Janssens Hotelkette Upstalsboom und der deutsche Drogist dm. Werden die Mitarbeiter dagegen nicht wertgeschätzt, steigen die Kündigungen. Im Fokus steht dabei die Führungskraft. Laut Fredmund Malik, Europas bekanntestem Managementexperten verlassen 80 Prozent der Mitarbeiter ihr Unternehmen aufgrund des Verhältnisses zu ihrem Vorgesetzten. 

… reduziert Fehlzeiten und Krankheitstage.

Auch die jährlich durchgeführten Engagement-Untersuchungen des Gallup-Instituts zeigen: Mitarbeiter kommen wegen des Unternehmens, bleiben wegen des Jobs, aber sie gehen wegen des direkten Vorgesetzten. Engagement, Fehlzeiten und Krankheitstage der Mitarbeiter hängen direkt von der Führung ab. Führungskräfte nehmen ihre Fehlzeiten, Krankenquoten und Fluktuationsquoten mit. Wertschätzende Kommunikation ist ein zentraler Aspekt, um den Kontakt zu den Mitarbeitern und die Beziehung zu verbessern.

… verbessert das Miteinander und hält Unternehmen und Teams in Krisenzeiten zusammen.

Eine Robert-Half-Studie zum Thema »Glück bei der Arbeit« (vgl. Half 2016) belegt, dass der Vorgesetzte für die Beziehung und die Stimmung im Team verantwortlich ist. Wertschätzende Führung verbessert das Miteinander und stärkt den Teamgeist, der die Grundlage bildet, damit die Gruppe in schwierigen Zeiten zusammenhält und nicht auseinanderbricht.

… ist die Voraussetzung dafür, dass Vertrauen entsteht.

Ob beruflich oder privat: Über kaum einen Punkt herrscht so große Einigkeit wie darüber, dass Vertrauen die Grundlage bildet für gelingende und nachhaltige Beziehungen. In seinem Bestseller »Das Wunder der Wertschätzung« beschreibt Prof. Dr. Reinhard Haller (2019: 180), dass Wertschätzung die direkte Voraussetzung ist, damit Vertrauen überhaupt erst entstehen kann.

… beugt physischen und psychischen Krankheiten vor.

Ein Defizit an Wertschätzung ist ein Stressor ersten Ranges, der unter anderem zu Ängsten, Frustrationen, Burn-out, Depressionen, aber ebenso zu Rückenschmerzen und erhöhten Entzündungswerten führen kann (vgl. Bartens 2018).

… erhöht die Kundenzufriedenheit, die Umsätze und das Wachstum.

Wertschätzung von Seiten der Führungskräfte wird vom Mitarbeiter zum Kunden weitergetragen und schlägt sich dadurch direkt auf das Betriebsergebnis nieder. Für die Studie von Heidrick and Struggles (2021) wurden weltweit fünfhundert CEOs über die Erfolgstreiber ihrer Unternehmen befragt. Jene, die bewusst die Firmenkultur in den Mittelpunkt stellten, erreichten ein Wachstum, das mit 9,1 Prozent mehr als doppelt so hoch war wie das der übrigen Unternehmen mit nur 4,4 Prozent. Um die erforderliche Kultur zu etablieren, setzten die erfolgreichen Unternehmen bewusst auf Wertschätzung der Mitarbeiter und auf mehr Kontakt auf Augenhöhe durch hierarchieübergreifende Dialoge.

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