Das kleine Manifest der Wertschätzung

Je schneller die Digitalisierung voranschreitet, desto mehr Menschen spüren, dass es bei dieser Entwicklung immer schwieriger ist, tiefere Kontakte zu pflegen. Beziehungen verflachen. Im Privaten sind wir mit dem Kopf oftmals ganz woanders, während wir gemeinsame Zeit verbringen. Im Beruf fühlen wir uns auf eine Rolle reduziert. Wir erhalten Anerkennung, wenn wir die Erwartungen erfüllen oder übertreffen, fragen uns aber auch: wie steht es um die Wertschätzung, wenn es einmal nicht so gut läuft?

Wertschätzung ist nicht alles, aber ohne Wertschätzung ist alles nichts: Fehlt sie, ist das einer der häufigsten Ursachen, aufgrund derer Beziehungen scheitern. Im Berufsleben ist mangelnde Wertschätzung der wichtigste Grund, aus dem Mitarbeiter kündigen. [1] Fehlt Wertschätzung, kann das sogar zu körperlichen Krankheiten führen: Mediziner leiten einen Großteil der Bandscheibenvorfälle auf mangelnde Anerkennung und Wertschätzung zurück. [2] Fühlen wir uns dagegen so angenommen, wie wir sind, blühen wir auf. Wir fassen Vertrauen, öffnen uns und lassen uns fallen. Wertschätzende Beziehungen spenden in allen Bereichen Energie und bringen Freude in unser Leben.

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Auch wenn unsere (Business-)Welt von harten Zahlen geprägt scheint – lebenswert wird sie erst durch die weichen Aspekte: Wer seinen Mitmenschen mit mehr Wertschätzung begegnet, macht die Welt nicht nur schöner und friedlicher, sondern steckt damit auch andere an – wir neigen nämlich dazu, Wertschätzung, die wir selbst erfahren haben, weiterzugeben. Wer zum „Wertschätzungsstifter“ werden möchte, kann sich an den folgenden 15 Grundsätzen orientieren.

#1 Gib dich in Gesprächen ganz hin

Schenke deinem aktuellen Gegenüber deine ganze Aufmerksamkeit. Vernachlässige ihn nicht für mögliche Kontakte im virtuellen Raum. Schalte dein Handy in den Flugmodus und lege es außer Sichtweite, damit es dich nicht ablenkt.

#2  Hör deinem Gesprächspartner aufmerksam zu

Bereite nicht schon im Geist eine eigene Antwort vor, achte auf die Zwischentöne und spüre, was ihn bewegt. So stärkst du deine neuronalen Netzwerke für Empathie, die eine wichtige Grundlage der Wertschätzung ist.

#3 Suche regelmäßig die Nähe zur Natur

Lege von Zeit zu Zeit bewusst Pausen bei der Nutzung deiner digitalen Geräte ein, auch das erhöht deine Empathie.

#4  Beobachte, welche Werte deinen Mitmenschen wichtig sind

Berücksichtige die Werte deiner Gesprächspartner, wenn du mit ihnen kommunizierst. Verurteile niemanden dafür, dass er anders ist. Verurteile auch nicht dich selbst für Fehler und Schwächen, sondern verstehe sie als Entwicklungsfelder.

#5 Sei achtsam, während die kommunizierst

Der Dialog ist die Kunst des gemeinsamen Denkens: Nimm achtsam wahr, was die Aussagen deines Gesprächspartners in dir auslösen. Denk erst dann über eine Antwort nach und lass zu, dass sich diese aus dem gemeinsamen Raum zwischen euch beiden entwickelt.

#6 Meditiere regelmäßig

Meditation und Achtsamkeitsübungen entwickle deine Wahrnehmung für das, was gerade geschieht, weiter. Nutze Situationen, die dich emotional machen, um dich zu reflektieren und selbst besser kennenzulernen.

#7 Kommuniziere gewaltfrei

Erweise deinen Mitmenschen Respekt, indem du bei Kritik Du-Botschaften und Verurteilungen vermeidest. Trenne Verhalten und Person. Halte dich an den Grundsatz, dass jeder allein für sein Mensch-Sein voll akzeptiert ist. Das schließt nicht aus, dass er bei Fahrlässigkeit oder Vorsatz für sein Verhalten verantwortlich ist.

#8 Sei geduldig

Vertrau darauf, dass sich deine Mitmenschen in ihrer individuellen Geschwindigkeit öffnen. Respektiere ihre Grenzen und lasse ihnen Freiräume. Achte auf nonverbale Signale, die zeigen, dass sich jemand gerade unwohl oder gestresst fühlt.

#9  Sei tolerant

Unterstelle anderen bei Fehlern keinen Vorsatz oder dass sie etwas tun, um dir bewusst zu schaden. Die meisten versuchen, ein

guter Mensch zu sein.

#10 Kultiviere Demut

Verurteile niemanden, in dessen Situation du noch nicht warst. Lerne die Unterschiede zwischen dir und anderen schätzen und frage dich, was du daraus lernen kannst.

#11  Sei friedlich

Es geht nicht darum, immer Recht zu haben und zu behalten, sondern um die Gefühle, die du bei deinen Mitmenschen auslöst und dadurch in die Welt bringst. 

#12 Sei klar und taktvoll

Kläre mit deinen Mitmenschen eure gegenseitigen Erwartungen, so dass Enttäuschungen vorgebeugt werden. Sei transparent, offen, aber auch taktvoll und diskret. Rede nicht über Abwesende, sondern so, dass alle deine Worte in der Zeitung stehen könnten.

#13  Wertschätze deine Mitmenschen gemäß ihrer individuellen Art

Einige fühlen sich durch materielle Zuwendungen wertgeschätzt, andere durch Lob und Anerkennung, durch Hilfe und Unterstützung, durch körperliche Nähe oder durch gemeinsam verbrachte Zeit.

#14  Sei dankbar

Praktiziere Dankbarkeitsübungen und öffne dein Herz, um deinen Mitmenschen liebevoller zu begegnen. Begegne anderen auf Augenhöhe, auch wenn es Statusunterschiede zwischen euch gibt.

#15 Suche Qualität statt Quantität

Nicht viele flache Kontakte werden dich erfüllen, sondern die Tiefe deiner vertrauensvollsten Beziehungen. Das benötigt Zeit, also investiere mehr in die Qualität als in die Quantität.

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