„Beziehungen schaden nur dem, der keine hat“ ist ein uralter Spruch, der jedem von uns schon einmal auf die eine oder andere Weise begegnet ist. Aber wie schafft man Beziehungen, wie entstehen sie, wie kann man sie entwickeln und pflegen?
Auch wenn es darüber eine nahezu unüberschaubare Anzahl an Ratgeberliteratur, Expertentipps, Seminar- und Workshopangebote gibt und eigentlich alle Antworten bereits gegeben wurden, werden diese Fragen, sowohl für den privaten als auch für den beruflichen Bereich, immer wieder gestellt. Auch wenn die allermeisten der Fragensteller die Antworten bereits kennen, ist es offensichtlich ein weiter Weg vom Wissen zum Tun. Mitunter scheint es, als stünde das Wissen dem Tun geradezu im Wege.
Am liebsten würde ich in diesen Fällen, die mir in der Tat recht häufig begegnen, den Betreffenden zurufen: „Denk und diskutier nicht so viel, sondern gehe auf die Menschen zu, rede mit ihnen und schau, was du ihnen Gutes tun kannst“. Nach meiner Erfahrung sollte man sich, um mit Menschen in Beziehung zu kommen, nicht lange mit Theorie aufhalten, sondern auf die Segnungen von Versuch und Irrtum vertrauen, einfach in Kontakt gehen und im Tun den richtigen, eigenen Weg finden. Deshalb hier noch einmal in aller Kürze die aus meiner Sicht fünf wesentlichen Punkte, sozusagen die Essenz des Beziehungsaufbaus:
#1 Beziehungen sind interessengetrieben!
Während im privaten Bereich Beziehungen überwiegend emotional begründet sein dürften, gilt im beruflichen Umfeld: Diese Aussage mag zunächst sehr berechnend wirken und für manchen befremdlich, trotzdem ist es eine unumstößliche Tatsache und wir tun gut daran, sie zu akzeptieren. Dadurch werden Aufbau und Pflege von Beziehungen im beruflichen Umfeld versachlicht, kann professionalisiert werden, und es fällt leichter, aktiv zu werden.
#2 Beziehungen muss man aufbauen, bevor man sie braucht!
Es braucht Zeit, um Beziehungen anzuknüpfen, aufzubauen und zu pflegen, bevor man die Früchte aus ihnen ernten kann. Deshalb gilt: Gute Netzwerker knüpfen Beziehungen, ohne ohne vorher genau zu wissen, wie sie sie konkret nutzen werden. Sie bauen darauf, dass sie ihnen eines Tages, nützlich sein könnten.
#3 Professionelle Beziehungen benötigen immer einen Inhalt
Niemand interessiert sich für ein Gegenüber, wenn es nicht ein beiderseits interessierendes Thema gibt. Also muss man für die Anbahnung einer Beziehung im beruflichen Umfeld wissen, womit man das Interesse der Zielperson wecken kann. Es geht nicht darum, über die Dinge zu reden, die mich selbst interessieren, sondern die mein Gegenüber interessieren. Das ist quasi der „Henkel an der Tasse“, den man finden muss, um in nachhaltigen Kontakt zu kommen, in Erinnerung zu bleiben und Gelegenheit für weiterführende Gespräche zu haben.
#4 In Beziehungen muss man investieren, nicht nur Zeit, sondern auch Vorleistungen
Damit meine ich nicht die kleinen Geschenke, die angeblich Freundschaften erhalten, sondern in erster Linie Vertrauen. Erst wenn man selbst Vertrauen in ein Gegenüber setzt, wird Vertrauen zurückkommen. Und erst dann entwickelt sich die Beziehung und wird tragfähig.
#5 Dranbleiben!
Viele Beziehungen „versanden“ im Laufe der Zeit, weil sie nicht genügend gepflegt werden. Manche nehmen dabei sogar irreparablen Schaden. Man sollte sich also immer mal wieder in Erinnerung bringen. Dafür kann man ja immer den „Henkel“ nutzen.
Es sind in der Tat nur diese fünf Punkte, die man verinnerlichen muss, um professionelle Beziehungsarbeit zu machen. So vorbereitet kann man einfach auf Menschen zugehen, sie ansprechen und in Kontakt treten. Es braucht nur einen kleinen Ruck.
ist Physiker, Unternehmer und Autor. Er lebt in der Nähe Hannovers und arbeitet als Impulsgeber und Sparringspartner für Unternehmer, Führungskräfte und Politiker.