War Muhammad Alis „I AM the Greatest!“ ein Anflug von Größenwahn? Vielleicht. Vielleicht gibt diese Aussage aber auch den Blick auf seine persönlichen Glaubenssätze frei. Denn Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen können nur langfristig und nachhaltig gesteigert werden, wenn wir positive Glaubenssätze in unserem Denken verankern.
Werfen wir einen detaillierteren Blick darauf, wie Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit und Selbstvertrauen langfristig und nachhaltig gesteigert werden können. Dreh- und Angelpunkt dabei sind unsere persönlichen Glaubenssätze.
»I am the greatest!«
Muhammad Ali (1942–2016), Boxlegende
Diese Aussage von Boxlegende Muhammad Ali zählt zu einem der bekanntesten Zitate der Welt. Für viele Menschen klingt es übertrieben, andere wiederum halten solche Aussagen für Show, wiederum andere sehen darin einen Anfall von Arroganz. Wie kann nur jemand von sich selbst behaupten, der Größte zu sein?
Für Muhammad Ali selbst war diese Aussage kein simples Zitat oder ein Arroganzanfall – es war sein Glaubenssatz. Er hat wirklich geglaubt, dass er der Größte ist und zwar lange bevor er tatsächlich der Größte geworden ist. Und an was glaubst du so, wenn du über dich redest?
»Ich schaffe das nicht.«, »Ich bin ein Versager.«, »Das ist eine Nummer zu groß für mich.« – Vielen werden solche Selbstgespräche bekannt vorkommen. Und es sind nicht nur Selbstgespräche, es sind Glaubenssätze, nach denen man sein Leben lebt. Mit solchen Glaubenssätzen nimmt man sich alle Chancen auf Erfolg. Wie will jemand erfolgreich handeln, der von sich glaubt, ein Versager zu sein?
Glaubenssätze lassen sich in zwei Arten unterteilen: in Regeln und Annahmen. Regeln entstehen durch Ursache und Wirkung. Wer nett zu jemanden ist, wird gemocht. Das Prinzip dahinter ist recht simpel: Man wünscht sich die Wirkung gemocht zu werden, also folgt man der Regel, nett zu sein.
Annahmen zeigen uns auf, was geht und was nicht geht, was darf oder nicht sein darf. Dafür verantwortlich sind unsere Erfahrungen. Viele Menschen nehmen an, dass ihnen ein glückliches Leben nicht vergönnt ist. Oder das Erfolg Glückssache ist. Solche Annahmen limitieren. Wer glaubt, immer nur Pech zu haben, der wird auch immer nur Pech haben. Es sind Annahmen, die uns Menschen oftmals im Weg stehen und Wachstum sowie Erfolg verhindern.
Der Elefant, der könnte, aber nicht glaubt, zu können
Es gibt eine schöne Metapher von einem Zirkuselefanten, die aufzeigt, wie sehr uns unsere Glaubenssätze limitieren können: Ein kleiner Elefant wird in einem Zirkus geboren und wird vom ersten Tag an angekettet, damit er nicht weglaufen kann. Außerhalb der Manege wird er immer wieder an demselben Pflock festgebunden. Der Elefant wächst, wird erwachsen und überragt mit der Zeit den Pflock, an dem er festgebunden ist. Er wünscht sich nichts mehr, als die Welt außerhalb des Zirkus zu sehen und ohne Fußfessel herumzulaufen. Aber er weiß: Losreißen ist zwecklos, das hat er als Jungtier immer wieder vergebens versucht. In Wirklichkeit hätte er jetzt als Erwachsener die Kraft dazu. Doch er unternimmt nichts, denn er ist gefangen in dem Glaubenssatz, sich nicht losreißen zu können.
Der Pflock und die Fußfessel sind für den Elefanten Alltag, Erfahrung und Routine – das, was er kennt. Gleiches gilt für unsere Glaubenssätze, die größtenteils in unserer Kindheit entstehen und sich nachhaltig im Unterbewusstsein festgesetzt haben. Sie haben die Macht, unser Leben zu beeinflussen, positiv wie negativ.
Ein Schulkind, dass der Meinung ist, zu dumm für Mathe zu sein, wird das ein Leben lang glauben. Es sei denn, dieser limitierende Glaubenssatz wird aufgelöst. Glaubenssätze sind Lebensregeln, die aus gelernten Überzeugungen resultieren – und Regeln können wir brechen.
Glaubenssätze erfolgreicher Menschen
Wie Glaubenssätze von extrem selbstbewussten Menschen aussehen, kann am Beispiel von Zlatan Ibrahimovic – Fußballprofi und einer der schillerndsten Sportpersönlichkeiten unserer Zeit – gesehen werden. Es gab mal ein Gespräch zwischen Ibrahimovic und seinem damaligen Trainer Carlo Ancelotti bei der gemeinsamen Zeit bei Paris Saint Germain. Paris musste im Saisonfinale um die französische Meisterschaft gegen Olympique Lyon spielen und Ancelotti war vor dem Spiel extrem angespannt und nervös. Da ist Ibrahimovic vor dem Spiel zu ihm hingegangen und hat ihn gefragt: »Trainer, glaubst du an Gott?« Ancelotti schaute ihn irritiert an und bejahte die Frage. Daraufhin klopfte Ibrahimovic ihm auf die Schulter und sagte: »Sehr gut! Also glaubst du an mich! Du kannst dich jetzt entspannen!«
So amüsant diese Geschichte auch ist, dieser Glaubenssatz hat Ibrahimovic zum absoluten Matchwinner gemacht. Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass Paris Saint Germain das Spiel gewonnen hat und französischer Fußball-Meister geworden ist.
Viele Menschen konzentrieren sich immerzu auf ihre Schwächen und darauf, nicht gut genug zu sein. Wenn du ganz ehrlich zu dir selbst bist, an welche Momente denkst du öfter: An deine Erfolge oder an die Momente, in denen du versagt hast? Sollten es öfter die Momente des Versagens sein, zerstörst du damit dein Selbstvertrauen. Wer sein Selbstvertrauen aufbauen möchte, sollte seine negative Meinung von sich selbst ersetzen, und zwar durch positive Selbstbotschaften. Denn solche Selbstbotschaften sorgen dafür, dass es auch unser Unterbewusstsein mitbekommt.
»Ich glaube, es ist nicht anmaßend, wenn ich sage, dass ich etwas Besonderes bin.«
Muhammad Ali (1942–2016), Boxlegende
Wie oft sagst du so etwas zu dir selbst?
Wie oft stehst du morgens auf, schaust in den Spiegel und sagst zu dir selbst: »Ich bin ein Geschenk für die Welt!«?
»Ein Geschenk für die Welt« ist etwas zu dick aufgetragen? Kein Problem, man kann auch mit etwas Einfachem anfangen, wie »ich mag mich« oder »ich bin gut so, wie ich bin«. Solange man positiv mit und über sich redet, ist alles erlaubt. Das eigene Selbstvertrauen wird es einem langfristig und nachhaltig danken! Positive Selbstbotschaften sind der erste Schritt für mehr Selbstvertrauen, denn unsere Glaubenssätze werden durch eben solche Selbstbotschaften nach und nach verändert. Je positiver die Selbstbotschaften, desto positiver die Glaubenssätze. Und je positiver die Glaubenssätze, je stärker ist unser Selbstvertrauen.
Die Macht der inneren Selbstbotschaften
Es gibt immer wieder Menschen, die der Meinung sind, Selbstgespräche sind nur etwas für schwache Menschen, die Probleme mit sich selbst haben. Solche Äußerungen entbehren sich jeglicher Grundlage. Jeder Mensch führt Selbstgespräche, die meisten davon völlig unbewusst. Problem dabei ist, dass die Selbstgespräche zahlreicher Menschen nur aus negativen Inhalten bestehen. Erfolgreiche Menschen führen tatsächlich überdurchschnittlich viele, bewusste Selbstgespräche und die sind ausschließlich positiv. Auch hier können wir aus der Sportwelt wieder einiges lernen: Man denke nur einmal an die weltberühmte Becker-Faust zurück. Tennislegende Boris Becker hat nach wichtigen Punkten immer wieder die Faust geballt. Im Fußball kann immer wieder gesehen werden, dass sich Spieler nach einer guten Aktion selbst beklatschen. Ganz besonders nach gescheiterten Aktionen. Auch, wenn es mal nicht so läuft, zieht man sich nicht selbst runter, sondern baut sich Stück für Stück auf. Wie wichtig das ist und welche immense Wirkung solche Gespräche mit sich selbst haben, zeigte auch jüngst die Nummer eins der Tenniswelt, Novak Djokovic.
Im Viertelfinale von Wimbledon lag er mit 0:2 Sätzen zurück und sah wie der sichere Verlierer aus. Besonders, wo es im Profitennis zu einer Rarität gehört, dass Spieler einen 0:2 Satzrückstand noch wettmachen. Djokovic gelang dieses Kunststück. Auf der anschließenden Pressekonferenz verriet er dann auch den Schlüssel zum Erfolg: »Der Wendepunkt war die Toilettenpause. Ich habe mich erfrischt und mir im Spiegel ein paar aufmunternde Worte zugesprochen. Das stimmt wirklich«, versicherte Djokovic mit einem Lachen. »Wenn die Umstände so sind, dass auf dem Platz nichts Positives passiert, sind solche Dinge manchmal nötig.« Der Erfolg gibt ihm recht.
Wir vergessen, uns nach kleinen Erfolgen zu loben
Wir müssen uns viel öfter selbst loben. Wir gehen aus Meetings raus und zählen auf, was wir alles schlecht gemacht haben. Was wir gut gemacht haben, wird überhaupt nicht wahrgenommen. Oder eben erst später, wenn wir uns schon längst heruntergezogen haben. Warum nicht aus dem Meeting rausgehen und zu sich selbst sagen, was man alles gut gemacht hat? Auch das ist eine Option – eine Option, die langfristig zu wesentlich mehr Selbstvertrauen führt.
Besonders in Stresssituationen nehmen unsere inneren Monologe zu. In genau diesen Momenten ist es entscheidend, ob die Monologe positiv oder negativ sind. Es geht auch nicht darum, nur noch positive Selbstgespräche zu führen. Jeder von uns ist irgendwann mal frustriert oder ärgert sich über sich selbst. Das darf auch offen kommuniziert werden. Es ist aber ein riesen Unterschied, ob man nur mal kurz seinen Frust oder seinen Ärger ablässt – was durchaus befreiend sein kann – oder ob man sich ständig von morgens bis abends selbst runterzieht. Selbstvertrauen kann so nicht funktionieren, denn positive Glaubenssätze können so niemals entstehen. Wir dürfen uns also immer wieder sagen, wie toll wir doch sind. »Eigenlob stinkt« mag der eine oder andere jetzt denken. Mag sein, aber es stattet uns mit jeder Menge Selbstvertrauen aus. Dafür nehme ich persönlich einen unangenehmen Geruch sehr gerne in Kauf.
Kleine Erfolge sind nicht selbstverständlich
Doch wie können wir diese inneren Monologe zum Positiven wenden, um somit unser Selbstvertrauen aufzubauen? Das ist gar nicht so schwer und ich habe es zuvor schon kurz erwähnt: Wir dürfen anfangen, uns über kleine Erfolge zu freuen. Betrachten wir beispielhaft einen schüchternen Menschen. Dieser setzt sich das kleine Ziel, sich während eines Meetings mit dem Chef und anderen Arbeitskollegen zu Wort zu melden. Für diesen Menschen eine große Sache, verfolgt man doch sonst das Meeting nur stillschweigend. Meldet sich die schüchterne Person dann tatsächlich zu Wort, wurde das Ziel erreicht. Man ist also erfolgreich gewesen. Im Verhältnis zu anderen Erfolgen sicher ein winzig kleiner Erfolg, aber das ist egal. Es ist ein Erfolg, über den man sich freuen kann. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und sage: Ein Erfolg, über den man sich freuen muss.
Viele Menschen haben nach solch einem erreichten Ziel Gedanken im Kopf wie: »Toll, wenigstens das hast du jetzt mal hinbekommen« oder »Jetzt wissen die anderen auch, dass du reden kannst.« Mit solchen inneren Monologen zieht man sich selbst runter und betrachtet den Erfolg als selbstverständlich. Das ist er aber nicht. Er ist nicht selbstverständlich. Kein Erfolg, egal wie klein er auch sein mag, ist selbstverständlich. Niemand zwingt uns, so negativ zu uns selbst zu sprechen. Wir haben auch eine andere Wahl: Freude! »Sehr gut! Du hast dich zu Wort gemeldet! Toll gemacht!« oder »Yes! Super gemacht! Nächstes Mal meldest du dich dann mindestens zweimal!« Wie wäre es damit? Für unser Selbstvertrauen ist das Gold wert. Unser Alltag ist voll mit kleinen Erfolgen, mit denen wir uns aufbauen können, wir müssen diese Erfolge nur sehen (wollen).