Organisationsentwicklung mit Hintergedanken – Agile Unternehmen

Digitalisierung – Was bedeutet das eigentlich bei euch im Betrieb? Hat Arbeit 4.0 überhaupt etwas mit euch zu tun? Und wie sieht es im War for Talent aus? Natürlich gibt es bei euch Home-Office. Agilität zieht sich in der Firma durch wie ein roter Faden. Sie spielt jeden Monat Unmengen an Gewinnen ein. Nein? Ihr überlegt euch gerade, was sinnvolle Maßnahmen in der Organisationsentwicklung sind, um all die Probleme zu lösen? Doch es fällt euch schwer, einen Überblick zu bekommen? Diese Sorgen teilt ihr mit vielen Firmen. Der Organisationsentwickler Gebhard Borck illustriert, wie sich unter all den Weiterentwicklungen die Spreu vom Weizen trennen lässt und wie ihr euch auf das fokussiert, was euch voranbringt.

Eure Firma steht auf dem Spiel

In den frühen Nullerjahren begann meine Karriere als Organisationsentwickler. Ich verdiente mir die Sporen in Projekten, die irgendwas implementierten. Einmal war es eine Software. Dann war es eine in der Firma unbekannte Methode. Hin und wieder ging es auch um eher kulturelle Themen wie Konflikt- oder Wissensmanagement. Das brachte die Firmen zu dieser Zeit erheblich weiter. Doch damals spielte die Welt noch weniger verrückt, wie heute. Kluge Firmenlenker konnten Risiken voraussehen. Sie griffen in ihre Organisationen ein, wie ein Mechaniker in den Motor eines Autos. Da wurde Windows 98 mitsamt der Hardware durch Windows 2000 ersetzt. Wir wussten genau, wofür wir mit was intervenierten. Bei den heutigen Megatrends spielt in praktisch jeder Maßnahme zur Organisationsentwicklung die Kultur eine tragende Rolle. Und wie Peter Drucker schon erkannte: „Culture eats strategy for breakfast!“. Übersehen Firmen in ihrem Veränderungseifer die kulturellen Einschnitte, die sie vornehmen, stehen sie innerhalb kürzester Zeit vor einer wirtschaftlichen Bauchlandung. Doch welche Wirtschaftswelt steht hier kulturell im Wettbewerb?

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Eine Süßspeise gegen den Weltuntergang

Ich unterscheide drei kulturelle Archetypen. Zuerst wären da die Pippi Langstrumpfs. Sie stehen für die alte Garde der allwissend autoritären Führer. Denn diese machen sich die Welt, widde widde wie sie ihnen gefällt. Merken sie, dass das immer weniger klappt, beginnen sie, mit Modetrends zu spielen. Da legt Daimler die Gehälter offen. Bosch wird agil. Banken und Versicherungen entdecken das Homeoffice als verlängerte Werkbank und kündigen dafür ganze Bürokomplexe.

Ihre Erwartung ist, die Belegschaften dadurch zu mehr Mitdenken für die Firma anreizen zu können, um daraus die Produktivität zu steigern. Heraus kommt immer häufiger die, wie ich sie nenne, Pippi-Zombie-Apokalypse. In ihr tanzen verwöhnte Mitarbeiter einem dienenden mittleren Management auf der Nase herum. Das passiert nicht zuletzt, weil hinter all den dazu nötigen Organisationsentwicklungsmaßnahmen weiterhin eine (Betriebs)Wirtschaft steht, die in Kauf nimmt, dass Menschen in Billiglohnländern ausgebeutet und die Welt überkonsumiert wird.

Kate Raworth beschreibt einen alternativen Zusammenhang. Sie nennt ihr Konstrukt die Donut-Ökonomie. In ihr ist eine sinnvolle Volkswirtschaft dort möglich, wo wir niemanden in prekäre Lebensverhältnisse stürzen. Den Raum der zu vermeidenden Lebensumstände grenzt sie durch einen kleinen Kreis ein. Zugleich sollten wir laut ihr verhindern, mehr Ressourcen zu verbrauchen, als wir wiederherstellen können. Sie nennt dieses Limit Dach und stellt es als einen großen Kreis dar, der zentriert um den Ersten verläuft. Zwischen ihnen entsteht jetzt das Bild von einem Donut. Daher der Name ihres Konstrukts. Firmen, die beide Systemgrenzen einhalten, wirtschaften demnach gesamtheitlich sinnvoll. Ich habe es mit vielen Mitarbeitern in verschiedensten Betrieben zu tun. Aus meinen Gespräch lernte ich, dass sie dann und nur dann ihre Klugheit auch für die Firma nutzen, wenn diese innerhalb eines sinnvollen Wirtschaftssystems agiert. Ein Unternehmen, das nachweislich die Welt ausbeutet, kann schließlich kaum von seinen Angestellten erwarten, dass sie mit ihm anders umspringen. So entstand eine Grundanforderung an all meine Anstrengungen zur Organisationsentwicklung.

Sinnvoll Wirtschaften ist gesetzt

Ich unterstütze kleine und mittlere Firmen erfolgreich darin, eine Organisation zu entwickeln, die in sinnvollen Wirtschaftszusammenhängen genauso gut überlebt wie im heute üblichen Wachstums- und Machtwettbewerb. In meiner Arbeit decke ich diese grundlegenden Zusammenhänge auf. Das führt zu weitaus effizienteren Transformationen. Denn ganz vielen Menschen gibt es Kraft, über ihren Betrieb hinaus, Teil einer sinnvollen Wirtschaft zu sein. Die veränderte Führungskultur nenne ich  Betriebskatalyse. Anstatt sich auf eine träge Weisungshierarchie zu verlassen, reduziert sie die für Organisationen nötige Kraft, um aus sich selbst heraus wirksam zu sein.

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