Meinung: Vergiss die Work-Life-Balance!

Unternehmen wollen sie bieten, Mitarbeiter wollen sie haben: Work-Life-Balance. Ein perfektes Matching sollte man meinen. »Wirklich?« fragt unser Autor Markus Czerner. Denn er hat eine ganz andere Vermutung …

Ein Blick in die Wirtschaftswelt genügt: Arbeitgeber wollen Arbeitnehmern eine gute Work-Life-Balance bieten. Es wird sich darauf fokussiert, dass die Mitarbeiter im »Gleichgewicht« stehen. Dahinter verbirgt sich die Idee, dass glückliche und ausgewogene Mitarbeiter motivierte und produktive Mitarbeiter sind. Gleichzeitig erwarten Arbeitnehmer von einem Arbeitgeber eine gesunde Work-Life-Balance, denn auch ihnen ist ein gesundes Verhältnis zwischen Arbeits- und Privatleben wichtig. Hier treffen Angebot und Nachfrage aufeinander.

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Laut Statista ist für vierundzwanzig Prozent der deutschen Arbeitnehmer die Work-Life-Balance das wichtigste Kriterium für die Entscheidung für den aktuellen Arbeitgeber. Für neununddreißig Prozent ist sie nicht ausschließlich entscheidend, aber mitentscheidend (Statista 2021).

Wagt man einen Blick hinter die wirklichen Motive der Work-Life-Balance, lässt sich folgende These aufstellen:

»Die Work-Life-Balance ist für Menschen da, die ihren Job nicht mögen.«


Wer seinen Job liebt, wen die tägliche Arbeit erfüllt, der braucht keine Work-Life-Balance. Daraus lässt sich eine gewinnbringende Regel ableiten: »Wem eine Work-Life-Balance wichtig ist, hat den falschen Job.«


Wie viele Menschen fahren in den Urlaub, um sich von ihrer Arbeit zu erholen?
Wie viele Menschen freuen sich montags schon auf das bevorstehende Wochenende?
Wie viele Menschen gehen am Wochenende feiern und betäuben ihre Unzufriedenheit und ihr Unglück mit Alkohol?

Es sind eine ganze Menge und das Schlimme ist: Es ist gesellschaftlich akzeptiert. Aber, und da darf jeder einmal drüber nachdenken, wenn wir das, was wir machen, nicht lieben, warum machen wir es dann?

Verstehen Sie mich an dieser Stelle bitte nicht falsch: Mir geht es nicht darum, nur noch zu arbeiten und alles andere zu vernachlässigen. Das Leben hat mehr zu bieten – Familie, Freunde, Beziehungen oder Hobbys – um nur einige zu nennen. Es spricht auch nichts dagegen, im Urlaub wirklich Urlaub zu machen und anderen Tätigkeiten als Arbeit nachzugehen. Mir geht es um die Einstellung zu dem Thema. Ich fahre in den Urlaub, um neue Länder zu sehen, Kulturen kennenzulernen, meinen Horizont zu erweitern oder Zeit mit der Familie zu verbringen. Aber nicht, um mich von etwas zu erholen, das mir jegliche Lebensenergie raubt.

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