Ein guter neuer Freund

Der kleine Hunger ist ein echter Schreihals. Er beginnt häufig seine Anfragen mit ›Ich könnte jetzt mal etwas essen‹. Kommt man der Aufforderung nicht nach, wechselt er meist in die Richtung ›Ich müsste jetzt einmal etwas essen‹. Wird auch dieser Aufforderung nicht nachgekommen, heißt es bald ›Ich muss jetzt etwas essen!‹. Da wir alle diese Eskalationsstufen kennen, geben wir ihnen früher oder später nach. Das führt bei vielen Menschen dazu, dass bereits bei der ersten kleinen Anfrage nach etwas zu essen dem kleinen Hunger nachgegeben wird.

Du kannst dir den kleinen Hunger wie ein trotziges Kind vorstellen. Je häufiger du seinen frühen Anfragen nachgibst, umso früher wird er dich auch in Zukunft belästigen. Umgekehrt wird er, wenn du ihn ein paar Mal schreien lässt und er merkt, dass er damit nicht durchkommt, in Zukunft seine Anfragen deutlich moderater stellen. Und denke bitte daran: Wenn der kleine Hunger schreit, ist es mit unserer Gelassenheit häufig schnell vorbei.

Tipp: Wenn du das nächste Mal den kleinen Hunger bei dir verspürst, lächele ihn an und nimm ihn einfach noch eine halbe, eine Stunde oder vielleicht auch noch mehrere Stunden auf der Schulter mit. Wenn du das öfter machst, dann achte einmal darauf, wie viel vornehmer die Anfragen des kleinen Hungers von Mal zu Mal ausfallen werden.

Weniger is(s)t mehr

In diesem Zusammenhang gibt es auch noch eine andere große Empfehlung, die besonders in den sogenannten Dörfern der Hundertjährigen große Beachtung findet. Die Dörfer der Hundertjährigen sind Orte auf dieser Welt, wo aus irgendwelchen Gründen die Menschen im Gesamtdurchschnitt sehr alt werden. Forscher aus aller Welt reisen gerne in diese Orte, um das Phänomen der vielen gesunden alten Menschen zu verstehen. Sie haben unter anderem herausgefunden, dass unabhängig von der geografischen Lage der Dörfer in den Essgewohnheiten ein Grundprinzip vorherrscht. Man isst dort nur drei Mal am Tag und auch nur so viel, dass man den ersten Moment der leichten Sättigung erreicht. Du kannst einmal versuchen, diese Beobachtung auch in deinem Umfeld zu bestätigen. Schau dir dazu einmal ältere Menschen an, die noch geistig und körperlich sehr fit sind. Häufig wirst du beobachten können, dass sie nur in einem relativ bescheidenen Umfang essen. Dieser Schutzeffekt, der durch eine diätische Ernährung erreicht wird, konnte mittlerweile auch in verschiedenen Tierversuchen nachgewiesen werden. Man untersuchte dazu zwei Rattenpopulationen, wobei die eine Rattenpopulation so viel zu fressen bekam, wie sie wollte, und die andere streng diätisch gefüttert wurde. In der Gruppe der streng diätisch gefütterten Ratten gab es deutlich weniger Krankheiten und die Ratten wurden durchschnittlich deutlich älter als in der Gruppe, wo so viel gefressen werden konnte, wie man wollte. Die Ursache für den positiven Effekt einer diätischen Ernährung liegt in einem Zellschutzprogramm, das durch eine knapp bemessene Nahrung aktiviert wird. Derselbe Effekt konnte im vorletzten Jahr auch beim Menschen nachgewiesen werden. Wir können also sagen: Weniger essen ist ein Mehr für unsere Gesundheit und Fitness! 9

Tipp: Versuche nur drei Mal am Tag zu essen. Vermeide die kleinen Snacks.

Warum eine reduzierte Ernährung Sinn macht, erklärt uns auch wieder die Steinzeit. Der Mensch ist, wie alle anderen Organismen auf dieser Welt auch, gebaut für eine Welt mit leichtem Mangel. Erinnere dich in diesem Zusammenhang daran, dass unsere Vorfahren sich ihr Essen jeden Tag mühsam beschaffen mussten. Und kleine Perioden des Hungers waren deswegen damals absolute Normalität!

Dass ein Zuviel in jeder Hinsicht für den Körper nicht gesund ist, können wir auch anhand des Verzehrs von sogenanntem Rotfleisch erkennen. Rotfleisch ist zum Beispiel Rind oder Wild. Es enthält besonders viel Eisen. Eisen ist sehr wichtig für unsere Blutbildung. So verringert sich die Zahl der roten Blutkörperchen beim Menschen, die über längere Perioden zu wenig Eisen zu sich nehmen, dramatisch. Die roten Blutkörperchen sind sehr wichtig für unseren Körper, weil sie unter anderem Sauerstoff transportieren. Ein Zuwenig an Sauerstoff in unserem Köper führt zwangsläufig dazu, dass wir uns schlapp und ausgelaugt fühlen. Jetzt würden wir ja zunächst einmal sagen, wenn Eisen so wichtig für uns ist, dann sollten wir am besten jeden Tag ein Steak essen. Wir hätten dann richtig viel Eisen im Körper und könnten so besonders viele rote Blutkörperchen bilden. Leider aber funktioniert es nicht so. Wenn wir regelmäßig mehr als drei Mal pro Woche größere Portionen Rotfleisch zu uns nehmen, führen wir unserem Körper zu viel Eisen zu. Das führt dazu, dass die Entzündungswerte im Körper deutlich ansteigen. Erhöhte Entzündungswerte deuten darauf hin, dass der Körper mehrere kleine Entzündungen bearbeitet. Jede Entzündung im Körper kostet Energie. Wir haben natürlich permanent kleine Entzündungen im Körper, die in der Regel aber nicht dramatisch sind. Deswegen bekommen wir davon auch bewusst, auf Ich-1-Ebene, nichts mit. Dennoch kostet uns jede kleine Entzündung Energie. Übertragen auf das Beispiel mit dem Rotfleisch führt zu viel Eisen zu einem Energieverlust, nicht zu einem Energiegewinn. Dieses Prinzip eines Zuviels führt zu einem Weniger an Energie. Das gilt natürlich für alle Ernährungsbausteine wie zum Beispiel Proteine, Kohlenhydrate, Mineralien, Vitamine und auch Flüssigkeit!

Bildlich kannst du dir das folgendermaßen vorstellen. Der Körper unterhält eine Fabrik, in der er permanent wichtige Bausteine und Zellen für die Gesundheit und Aufrechterhaltung deines Körpers herstellt. Wie in jeder produzierenden Fabrik ist dort ein Materiallager angeschlossen. In diesem Materiallager stehen große Fässer. Auf diesen Fässern stehen jetzt Aufkleber wie Vitamine A, B, C, D oder E sowie Aminosäuren (aufgeteilte Proteine) oder Kohlenhydrate. Wenn diese Fässer aufgrund einer fehlerhaften oder ausbleibenden Ernährung nun leer bleiben oder leer werden, dann kann in der Fabrik ein wichtiges Bauteil für den Körper nicht hergestellt werden. Es kommt zum Kraftverlust. Umgekehrt würde aber, wenn ein Fass voll ist und du würdest noch einen Eimer draufkippen, der Inhalt rechts und links runterlaufen. Die nun entstandene Schweinerei muss irgendjemand aufräumen. Und dieser Aufräumvorgang kostet Kraft. Deshalb ist ein Zuviel immer ein Weniger an Energie und somit an gefühlter Gelassenheit.

Tipp: Versuche öfter einmal, bewusst langsamer zu essen und zu kauen. Dann beende dein Essen in dem Moment, wo du die erste leichte Sättigung spürst. Hab keine Sorge, dass du bald wieder Hunger hast. Der Magen ist für eine 80-Prozent-Füllung gebaut. Mehr mag er nicht, es belastet ihn.

Wenn du wissen möchtest, wie es um den Zustand deiner Fässer im Materiallager bestellt ist, dann musst du eigentlich nur häufiger in dich hereinhören. Denn dein Körper sagt dir sehr genau, wovon er gerade genug hat und was er gerade benötigt. Dazu ein einfaches Beispiel: Wenn du einmal einen langen Tag in der Sonne gelegen hast, kann es sein, dass du den Drang nach einem Orangensaft oder Obst verspürst. Der Grund dafür ist ganz einfach. Durch die lange Sonneneinstrahlung ist es in deiner Haut zu einigen Zellschäden gekommen. Dabei sind auch viele sogenannte freie Radikale freigesetzt worden. Um diese jetzt wieder einzusammeln, benötigt der Körper viel Vitamin C, was in Obst oder konkret Orangensaft reichlich enthalten ist. Das gleiche Prinzip gilt auch für unseren Universalzellbaustoff Protein sowie unseren Universaltreibstoff Kohlenhydrat. Aus welchen Mahlzeiten du dir diese Bausteine herausziehst, das wiederum ist eine Frage deines persönlichen Körpers. Die Details dazu schauen wir uns im nächsten Punkt an.

Der Autor

Dr. Martin Christian Morgenstern ist ein renommierter Verhaltensforscher und Evolutionspsychologe. Als Experte für Mentale Stärke, Persönlichkeitsentwicklung, Motivation und Stressmanagement berät, coacht und trainiert er seit über zehn Jahren Fach- und Führungskräfte, Politiker, Unternehmer und Berufssportler. Zudem ist er seit vielen Jahren Lehrbeauftragter an renommierten Fachhochschulen. Seine Methoden sind wissenschaftlich bestätigt und können sofort zu 100 Prozent umgesetzt werden. Mehr zum Autor unter

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