Der gemeine Dauerschwätzer ist eine Spezies, die sich in vielen Unternehmen eingenistet hat. Und wenn sie das Wort erstmal an sich gerissen haben, dann bleibt nur noch zuhören – das ganz Meeting lang! Doch ganz hilflos ist man dieser Spezies nicht ausgeliefert. Es gibt einige charmante Möglichkeiten ihm das Wort zu entziehen …
Der „gemeine Dauerschwätzer“ gehört zu einer Nerv tötenden Spezies, die sich immer wieder gerne in Sitzungen und Meetings tummelt. Zur besonderen Freude eines jeden Gesprächsleiters.
Gleich vorneweg – Sie finden hier keine Zauberformel, mit deren Hilfe ein Dampfplauderer zum besonnenen Gesprächspartner mutiert, der mit Interesse anderen zuhört und an passender Stelle seinen klugen und konstruktiven Beitrag leistet. Wer sich heute gerne reden hört, wird auch morgen noch mit Vorliebe den eigenen Worten lauschen. Und doch haben Sie es als Gesprächsleiter in der Hand, entscheidend auf das Verhalten der Teilnehmer während des Meetings einzuwirken. Und das nicht mit dem Holzhammer, sondern vielmehr mit Charme und Konzept.
Reflektieren Sie Ihre Haltung
Dass ein Dauerschwätzer ein Dauerschwätzer ist, hat nichts mit Ihnen zu tun! Er ist einfach wie er ist und verhält sich, wie er es gewohnt ist und wie es zu ihm passt. Bleiben Sie locker und nehmen Sie seine Art nicht persönlich. Fokussieren Sie Ihre Energie vielmehr darauf, den konzeptionellen Rahmen zielgerichtet zu gestalten.
Inhaltliche Klarheit dank Plan und Ziel
Den meisten Raum haben Vielredner, wenn Ziel und Rahmenbedingungen der Diskussion unklar sind. Klären Sie deshalb im Vorfeld des Meetings genau ab:
- Was genau soll besprochen bzw. erarbeitet werden
- Welche Rahmenbedingungen (z.B. organisatorische Randparameter, Budget etc.) gilt es zu beachten?
Erst wenn transparent ist, wo die Reise hin gehen soll und wie hierbei der Rahmen gesteckt ist, können die Teilnehmer zielorientiert arbeiten. Ohne klares Ziel kann auch keine Fokussierung eingefordert werden.
Orientierung durch Visualisierung und Kategorisierung
Am erfolgreichsten unterstützen Sie die Teilnehmer bei der Fokussierung, indem Sie die konkrete Aufgabenstellung visualisieren. Das Paradebeispiel hierfür ist das Task Board, wie es im agilen Projektmanagement genutzt wird. Hier werden die Aufgaben, die es zu bearbeiten gilt (in Ihrem Fall also die Agendapunkte), auf Haftnotizen notiert und in Bearbeitungsphasen (ausstehend, in Bearbeitung und erledigt) kategorisiert. Jetzt ist für alle sichtbar, welcher Punkt gerade zu bearbeiten ist. Und sollte doch ein Gesprächspartner abschweifen (was durch dieses Hilfsmittel definitiv weitaus seltener vorkommt) reicht meist schon ein Deuten auf das visualisierte Thema.
Durch die Beachtung der eben beschriebenen Punkte erreichen Sie, dass Ihre Meetings fokussiert geführt werden. Lernen Sie nachfolgend zwei Möglichkeiten kennen, mit denen Sie einerseits noch weiter an der Effizienz-Stellschraube drehen – und andererseits auch sicher stellen können, dass hierbei auch die Teilnehmer zu Wort kommen, die sonst oft von Vielrednern ausgebremst werden.
Die Uhr als Erfolgsfaktor
Ultra kurze Standup-Meetings, wie Sie in der agilen Welt an der Tagesordnung sind, lassen trotz ihrer Kürze alle Teilnehmer zu Wort kommen. Möglich wird das durch konsequentes Nacheinandersprechen und eine klare Zeitvorgabe für jeden Einzelnen.
Daran arbeiten statt darüber reden
Eine der wirkungsvollsten Varianten, Vielredner zu bremsen und statt dessen allen Teilnehmern Raum zu geben, ist die Aufgabe zum konkreten Arbeiten. Bauen Sie in Ihr Meeting z.B. Murmelrunden ein. Hier arbeiten die beiden nebeneinander sitzenden Teilnehmer zusammen an einer Fragestellung und halten ihre Ergebnisse schriftlich auf Kärtchen o.ä. fest. Diese Bearbeitungsform ist weitaus effizienter als das typische „Darüber reden“ und am Ende werden alle Ideen und Lösungsansätze gehört.
Wenn Sie Ihre Meetings mit Konzept und Methode planen und durchführen, haben Sie nicht nur die Dauerschwätzer im Griff, sondern ermöglichen allen Teilnehmern konkrete Ergebnisse statt endloser Diskussion.
Michaela Stach ist seit 1995 Unternehmerin. Nach zahlreichen fundierten Ausbildungen im Bereich Coaching, Change Management, Moderation und Großgruppenmoderation spezialisierte sie sich auf die systemische Moderation und gründete 2011 die Akademie für Systemische Moderation. Hier finden 5-modulige Zertifikatsausbildungen und offene Aufbauseminare statt. Michaela Stach führt darüber hinaus selbst Moderationen und Großgruppenmoderationen durch und vermittelt ihr umfangreiches Know-how in Inhouseseminaren.