Agil moderieren heißt nicht konzeptlos!

Sträuben sich Ihnen die Nackenhaare, wenn Sie von einem Moderationskonzept, von Ablaufplänen und Moderationsprozessen lesen? Bedeutet agil nicht gerade, dass nicht alles nach Plan laufen muss, dass man Fehler machen darf und einfach mal loslegt? Richtig! Agil meint beweglich, nicht kopflos!

Ja, so sehe ich das auch. Zumindest zu einem guten Teil. Denn agil zu moderieren heißt für mich, nicht planlos zu sein. Das wäre für mich eher blauäugig. Oder hilflos. Agil zu moderieren heißt für mich, wach zu sein, offen für andere Perspektiven, fokussiert auf das gemeinsame Ziel und nicht auf den eingeschlagenen Weg.

Agilität ist kein Freibrief. Genau genommen ist agile Moderation die Königsklasse der Moderation. Um mit Herz und Verstand im richtigen Moment das Richtige zu tun, bedarf es einer profunden Basis.
Das ist wie beim Wandern. Stellen Sie sich vor, Sie sind im Urlaub an einem Ort, an dem Sie noch nie zuvor gewesen sind. Voller Spannung und Vorfreude schnüren Sie Ihre Wanderstiefel. Sie werden neben Ihrer Marschverpflegung sicherlich eine Wanderkarte einpacken und sich auch an die empfohlenen Wanderwege halten. Schließlich wollen Sie am Ende des Tages rechtzeitig und wohlbehalten im Hotel ankommen. Fühlen Sie sich hingegen in der Umgebung wie zu Hause, finden Sie sich auch ohne Wanderkarte zurecht. In der vertrauten Umgebung kennen Sie sich gut aus, Sie wissen, wie die Wege beschaffen sind und durch welche Umgebung sie führen. So können Sie sich an jeder Weggabelung situativ entscheiden, welcher Weg bei diesem Wetter und mit diesen Kraftreserven jetzt für Sie der Beste ist. Und manchmal werden Sie sich dafür entscheiden, querfeldein zu gehen.

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Ich lade Sie ein, sich mit der Wanderkarte der Moderation zu befassen. Werden Sie vertraut mit dem Wesentlichen. Lernen Sie Erfolgsparameter und Stolperfallen kennen. Lassen Sie sich darauf ein und es wird Ihnen leicht fallen, Ihr Moderationswissen agil, sinnvoll und zielführend einzusetzen!

Den Moderationscheck umsetzen

Wer möchte das nicht, perfekt bis ins letzte Detail auf eine Sache vorbereitet zu sein, um sie dann mit Bravour zu beginnen und souverän zu einem erfolgreichen Ende führen zu können.

Nach meiner Erfahrung wird das allerdings immer schwieriger. Oft ändern sich kurzfristig noch jede Menge Details, sodass es schier unmöglich wird, dem eigenen Perfektionismus gerecht zu werden. In der Vorbereitung einer Moderation macht es zwar durchaus einen Unterschied, ob ich einen zweitägigen Strategieworkshop vor mir habe oder ob es um die Begleitung der Kollegen durch ein kurzfristig einberufenes Meeting geht.

Doch welche Moderationsaufgabe auch immer vor uns liegt – planlos sollten wir sie nicht angehen.
Und selbst wenn die Vorbereitungszeit minimal ist – es gibt einige Erfolgsfaktoren, die uns als Moderatoren wirkungsvoll dabei unterstützen, die Gruppe sinnvoll und zielführend zu begleiten. Wenn Sie diese Punkte verinnerlichen, werden diese automatisch vor Ihrem geistigen Auge aufblitzen, wenn Sie sich auf dem Weg zum Meetingraum machen.

Nach meinem Dafürhalten zeichnet sich eine gute Vorbereitung in erster Linie durch die Qualität des Einlassens auf die Gruppe und auf das zu moderierende Thema aus! Die methodische Ausgestaltung kommt immer erst danach.

Vergegenwärtigung des Moderationschecks

Die im letzten Kapitel aufgezeigten Schritte des Moderationschecks bilden die Entscheidungsgrundlage, ob eine Moderation die zielführende Intervention für die gegebene Aufgabenstellung ist. Im Falle einer positiven Entscheidung werden die Rahmenbedingungen darauf aufbauend festgesetzt. Die einzelnen Check-Punkte sollten uns während der Vorbereitungsphase begleiten und uns wichtige Hinweise für die einzelnen Arbeitsschritte geben. Gehe ich nach dem Moderationscheck beispielsweise von einem höheren Aggressionspegel aus fließen diese direkt in die inhaltliche Vorbereitung ein. Auch die Beachtung von Beeinflussungsgrad und Umsetzungschance spielen in den unterschiedlichen Phasen der Moderation eine ausschlaggebende Rolle. Gemeinsam mit der Aufgabenstellung bildet der Moderationscheck die Basis für die inhaltliche und methodische Ausarbeitung der einzelnen Moderationsschritte. Manchmal gibt es aber Situationen, da haben Sie keine Zeit für eine Vorbereitung oder gar die Ausarbeitung eines Moderationsplanes. Dann gilt es, trotzdem eine gute Figur zu machen. In solchen Notsituationen benötigen Sie ein Notprogramm, das Sie beim Weg in den Meetingraum im Kopf durchgehen können. Folgende Fragen helfen Ihnen dann weiter:

  • Ist die Gruppe bereit für eine konstruktive Moderation?
  • Ist das Thema prädestiniert für die Gruppe oder geht es um einen Einzelnen?
  • Was ist das Ziel des Meetings?
  • Welchen Beeinflussungsgrad haben die Teilnehmer? (Entscheidend für die richtige Formulierung Ihrer Fragen!)
  • Unter Berücksichtigung welcher Rahmenbedingungen besteht auch eine Umsetzungschance? (Entscheidend für die richtige Formulierung Ihrer Fragen!)

Gestalten Sie ein Chart, auf dem die folgenden Fragen visualisiert sind:

  • Sind wir noch auf Zielkurs?
  • Fischen wir auch im richtigen Gewässer?
  • Entsprechen unsere Lösungen den Rahmenbedingungen?

Stellen Sie den Teilnehmern dieses Chart vor und platzieren Sie es gut sichtbar im Meetingraum. Dann werden Sie als Moderator – genau wie die Teilnehmer – immer wieder daran erinnert, dass Sie sich auf Zielkurs befinden und zielorientiert unter Beachtung der Rahmenbedingungen und Ihres Beeinflussungsgrads arbeiten.

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