Zum Jahresabschluss eine Lobhudelei

Eine kleine Rede von unserem Autor Gebhard Borck mit einem Augenzwinkern. Findet selbst den ehrlichen Teil in dieser Rede zum Jahresausklang. Findet heraus, was er sagte, nicht sagte, gemeint haben könnte.

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Die selbstwirksame Organisation
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Meine verehrten Eigentümerinnen und Eigentümer, geschätzte Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer,
Heute wende ich mich an Sie mit einer Botschaft von entscheidender Bedeutung, einer Vision, die den Kern unseres wirtschaftlichen und sozialen Gefüges berührt: die Transformation vom „Ich“ zum „Wir“ in der Welt der Betriebskatalyse – eine Reise von reinem Kapitalismus hin zu einer wahren, sozialen Marktwirtschaft.

Führten Sie sich schon einmal die tiefgreifenden Auswirkungen vor Augen, wenn eine Organisation von ihrem egoistischen „Ich“ zum gemeinsamen „Wir“ übergeht? Der Ausgangspunkt zeigt schockierende Parallelen zwischen Kapitalismus und Sozialismus. An und für sich gilt der Kapitalismus als Inbegriff der Ich-Zentriertheit. Der Sozialismus steht dem pauschal als Wir-Orientierung gegenüber. Durch die Brille der Betriebskatalyse betrachtet, offenbart sich eine verblüffende Erkenntnis: Sowohl Kapitalismus als auch Sozialismus sind Ich-zentrierte Systeme. Denn in beiden liegen Macht und Kontrolle in den Händen weniger.

Der trügerische Glanz des Kapitalismus

Das biedere Geschäftsgebaren preist den Kapitalismus oft als unumstößliche Wahrheit. Ein Erfolgssystem, das sich um Wettbewerb, Profitmaximierung und strenge Hierarchien dreht. Führungspersonen gebieten als Entscheidungsträger, während Mitarbeiter ihre Anweisungen ausführen dürfen. Einzelpersonen erzielen Wirkung. Das „Ich“ steht im Fokus. Im Kapitalismus ist die Verfügungsmacht in den Händen einiger weniger konzentriert. In seinen Firmen herrscht eine pyramidale Struktur. Sie bündelt Macht und finanzielle Mittel an der Spitze. Das „Wir“ der Belegschaft ist eine Aufgabe in der Umsetzungsmechanik hin zum Erfolg. Es klafft eine Lücke zwischen Entscheider:innen und Umsetzenden.

Das verborgene „Ich“ im Sozialismus

Der Sozialismus wird oft als das genaue Gegenteil gesehen. Ein System, das Ressourcen fair teilt und die Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt. Das „Wir“ steht im Vordergrund. Soziale Gerechtigkeit ist ein zentrales Anliegen. Doch mit Blick durch die Brille der Betriebskatalyse wird auch hier deutlich, dass die Kontrolle über die Arbeitskraft ebenfalls in den Händen weniger liegt. Typischerweise in denen von Staatsbeamten oder Parteifunktionären. Es zeigt sich gleichermaßen wie im Kapitalismus eine Hierarchie, die die Macht zentralisiert. Das vermeintliche „Wir“ der Gesellschaft, hat ebenso wenig Einfluss, wie unter der formalen Eigenmächtigkeit des Kapitalisten.

Die Betriebskatalyse als wahrer Wegbereiter

Die Betriebskatalyse bietet uns einen Ausweg aus diesem Dilemma von offensichtlichem „Ich“ gegen übertünchtem „Ich“. Sie gründet auf den Prinzipien der Selbststeuerung und Kollaboration. Strategische und strukturelle Entscheidungen werden mit ihr nicht mehr nur von oben nach unten getroffen. Stattdessen bietet sie allen Mitgliedern der Organisation die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. Führungskräfte teilen Verantwortung und Entscheidungsmacht mit ihren Mitarbeitenden. Dies fördert eine echte Augenhöhe innerhalb der Firmen, in der jede:r eine Stimme hat. Die Betriebskatalyse unterstreicht die Bedeutung von Transparenz, Offenheit und gemeinsamer Rechenschaft. Sie macht das „Wir“ zu einer gelebten Realität, nicht nur zu einer leeren Phrase.

Praxisbeispiele, die inspirieren

Betrachten wir ein konkretes Beispiel: in einem kapitalistisch ich-zentrierten Unternehmen entscheidet die Geschäftsleitung, die Produktion zu steigern, um ihren Gewinn zu maximieren. Die Mitarbeitenden haben kaum Einfluss auf diesen Beschluss. Von ihnen wird erwartet, einfach mehr zu arbeiten. Unter einem sozialistisch ich-zentrierten Ansatz plant die zentrale Regierung die Produktion. Aus dem Plan legt sie nun Arbeitszeiten fest. Die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ignoriert sie unter dem Deckmantel des Gemeinwohls. Was dem einen sein Profit ist dem anderen sein Allgemeinwohl. Für die, die arbeiten, kommt es auf dasselbe heraus.
Ganz anders in einem Unternehmen, das die Betriebskatalyse anwendet. Dort legen Führungskräfte und Mitarbeitende gemeinsam die Produktionsziele und Arbeitsbedingungen fest. Sie ziehen die Auswirkungen auf die Belegschaft und die Firma als Ganzes in Betracht. Hier übt keine starre Hierarchie Macht aus. Vielmehr sorgen Beteiligung und Teamwork für gegenseitige Zufriedenheit.

Das Fazit: Auf dem Weg zum „Wir“

Die Betriebskatalyse bietet uns eine wahre Alternative zur Ich-Zentriertheit. Sie ist soziale Wirtschaft in Aktion, in der alle ihre Verantwortung wahrnehmen und gemeinsam an einer positiven Zukunft arbeiten. Es geht nicht darum, sich zwischen Kapitalismus und Sozialismus zu entscheiden. Sie sorgt vielmehr dafür, dass Macht und Verantwortung gerecht sich gerecht verteilen. Das „Wir“ in einem Unternehmen kann mehr als eine Illusion sein. Nämlich eine lebendige Realität, in der jede:r Einzelne zählt und wir gemeinsam Großes erreichen. Die Betriebskatalyse ermöglicht uns, die Probleme im Ego zu überwinden, so dass jedes „Ich“ seinen Platz im „Wir“ bekommt. Ein Platz, der auf Verantwortung und Zusammenarbeit basiert.

Mit dieser Vision vor Augen, rufe ich Sie für das kommende Jahr auf, Teil dieser bewegenden Reise zu sein. Lassen Sie uns gemeinsam eine Zukunft gestalten, in der jede Firma mehr als nur ein Ort des Geschäfts ist, und zwar ein Ort der gemeinschaftlichen Wertschöpfung und des menschlichen Miteinanders.

Danke.

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