Wind of Change – Menschen in und durch Veränderungen begleiten

Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern, die anderen Windmühlen“ – solche und andere Weisheiten sind es, die uns immer wieder suggerieren, Veränderungen als Chance zu begreifen. Natürlich wohnt jedem Ende ein neuer Anfang inne und nur der Wandel hat dauerhaft Bestand, doch sind es solche Mantras, die Menschen in Phasen vieler Veränderungen wirklich in Resonanz bringen? Was brauchen Menschen in solchen Zeiten wirklich? Wie gelingt es, in Phasen voller Veränderungen ein Gefühl der Verbundenheit zu erzeugen?

Das Buch zum Thema

Resonanz
» Mehr Infos

Bedeutet Stillstand wirklich Rückschritt?

Egal, wo man aktuell fragt: die Menschen fühlen sich ständigen Veränderungen und Neuerungen ausgesetzt. Nicht nur im Privaten, sondern insbesondere im Beruflichen gibt es ständig etwas Neues: Software, KollegInnen, Vorgesetzte, Prozesse, Produkte, Räumlichkeiten und Abläufe. Selten hat etwas dauerhaft Bestand, gerade in der aktuellen Zeit nicht. Die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Unsicherheiten führen zusätzlich zu einem Mehr an Orientierungslosigkeit. 
Schauen wir in die Unternehmen und Organisationen hinein: Sachlich begründbar ist die jeweilige Veränderung in den allermeisten Fällen. Und schaut man sich an, wie Wachstum entsteht, kommt man an Veränderungen keineswegs vorbei. Doch in ihnen allein kann dieses nicht begründet sein: Wachstum ist immer eine Kombination aus Stabilität und einem Infrage-stellen. Psychologe und Theologe Klaus Eidenschink beschreibt dies als Dualität dieser beiden Pole: Was permanent gleich bleibt, wird eintönig und energielos – wer oder was sich permanent verändert, reibt sich auf. Daher brauchen wir beides neben- und miteinander. Das gilt für Organisationskulturen, Prozessstrukturen und Teamarbeit genauso wie für die eigene Persönlichkeitsentwicklung. Wachstum braucht Bestand und Veränderung, Veränderung braucht im Nachgang Bestand und Bestand entsteht erst aus Veränderungen. 

Was machen Veränderungen mit Menschen?

Wenn wir also Veränderungen als unverzichtbaren Teil von Wachstum begreifen, stellt sich die Frage, wie wir gut mit ihnen umgehen. Keiner mag Veränderungen per se – die einen mehr, die anderen weniger. Was sich stark unterscheidet ist, wie Menschen mit ihnen umgehen und vor allem, wie mit ihnen in solchen Phasen umgegangen wird. Ich habe eine kleine Bitte an Dich: Erinnere Dich einmal an eine große Veränderung in Deinem Leben. Begebe Dich gedanklich einmal in genau diese Situation und frage Dich, was Dir geholfen hat, was Du gebraucht hast und auch, was nicht. In solchen persönlichen Reflexionen finden wir oft die Antworten darauf, wie wir Menschen insbesondere im Business in Phasen voller Veränderungen begegnen dürfen.
Dazu habe ich gerade einen Workshop vor Augen, den ich vor wenigen Wochen mit einem tollen Führungsteam bestreiten durfte. Hintergrund war ein anstehender Umzug in völlig neue Räumlichkeiten mit komplett neuem Raum- und Zusammenarbeitskonzept. Du glaubst nicht, was solche Prozesse an Veränderungsdruck auslösen: von Büroklammern über Kaffeetassen bis hin zum eigenen Schreibtisch. Ein Paradebeispiel für das, was ich im Folgenden beschreiben möchte.

Menschen in Veränderungen begleiten

Einer der häufigsten Fehler, der die Resonanzverbindung in Phasen von Veränderungen zerstört, ist ein Nicht-Verstehen. Vielmehr, dass der Betroffene das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden. Wie war es bei Deiner persönlichen Veränderung? Vielleicht bist auch Du Opfer (meistens lieb gemeinter) Ratschläge und Bagatellisierungen geworden:

  • „Stell‘ Dich nicht so an, das ist doch gar nicht so schlimm.“
  • „Das wird schon wieder – alles halb so wild.“
  • „Jetzt schau mal wieder nach vorne.“
  • „Sieh‘ doch mal, was Du jetzt für viele neue Möglichkeiten hast.“
  • „Ob nun dein eigenes Büro oder das neue, moderne Bürokonzept – letzteres ist doch sogar noch viel besser.“

…und vieles Mehr. Alles immer gut gemeint und in bester Absicht. Doch was bewirkt Derartiges bei den Menschen? Nichts. Oder schlimmer: Ablehnung. Á propos Ablehnung: Wir alle kennen die 7 Phasen in Veränderungsprozessen (Schock, Ablehnung, Einsicht, Akzeptanz, Ausprobieren, Erkenntnis, Integration). Die meisten Menschen bleiben in Veränderungsprozessen in der Ablehnung stecken und brauchen Begleitung, um den nächsten Schritt gemeinsam gehen zu können. Wie war das bei Dir ganz persönlich? Gab es in der Ablehnungsphase gut gemeinte Ratschläge und Bagatellisierungen? Bei mir jedenfalls schon – zuhauf. Was brauchen Menschen allerdings vielmehr an solchen Punkten? Das Gefühl, verstanden zu werden.

Verstehen heißt nicht zustimmen

 Wann gehen Menschen den nächsten Schritt mit uns? Wenn sie sich wahrgenommen, erkannt und verstanden fühlen. Die Beziehungsebene bestimmt die inhaltlichen Möglichkeiten. Das, was es in der Praxis so schwer macht, ist unser eigenes subjektives Empfinden. Vielleicht ist es für Dich ganz persönlich nicht schlimm, auf Deine eigene Kaffeetasse zu verzichten – für jemand anderen allerdings schon. Vielleicht brauchst Du ganz persönlich mehrere Post-Its und Memos an Deinem Schreibtisch-Bildschirm, jemand anderes versteht das Problem überhaupt nicht, diese wegzulassen. Vielleicht gibt es Dir Sicherheit, wenn Dein Kunde nicht in Deinen Bildschirm schauen kann – jemand anderes erkennt allerdings sofort die große Chance bildschirmgestützter Beratung. Ich könnte die Reihe weiter fortführen. Dabei können wir Verständnis schenken, ohne die gleiche Sichtweise zu haben. Viel zu oft wird verstehen mit zustimmen verwechselt. 

Menschen in Veränderungen zu begleiten, bedeutet im Wesentlichen, spürbar und erlebbar zu machen, dass wir:  

  • wahrnehmen, was den Einzelnen bewegt,
  • zuhören, anstatt zu reden,
  • erkennen, was die Veränderung emotional bewirkt,
  • verstehen, ohne zu bewerten. 

Je größer und weitreichender die Veränderungen, desto wichtiger wird eine derartige Resonanzkompetenz. Sie ebnet den Weg für gelingende Veränderungen bei all der Transformation, die aktuell und in Zukunft Organisationen und ihre Mitarbeitenden bewegt. Doch nicht nur im beruflichen Kontext: Auch im Privaten braucht es bei all den Unsicherheiten, Krisen und Phasen von Orientierungslosigkeit Menschen, die mit uns in Resonanz gehen, sich uns verbunden fühlen. Das ist es, was Kraft, Zuversicht und Energie schenkt. Auf gute Resonanz.

Teilen

Dieser Artikel kann nicht kommentiert werden.