Vielleicht findest du es, wie viele andere auch, recht schwierig, Menschen mit Ausdruck und in Bewegung zu skizzieren. Wenn ja, hast du nur bisher noch keine clevere Methode dazu gelernt. Denn wir erkennen in fast allem, was irgendwie aufrecht steht, einen Kopf und eine Anmutung von Armen und Beinen hat, einen Menschen. Unsere Assoziationsfähigkeit, unsere Fantasie macht es möglich. Genauso, wie wir in Wolken Figuren und Hündchen erkennen. Übrigens: Menschen schnell zu erkennen ist ein Evolutionsvorteil und du bist ein Spross der überlegenen Sieger(innen). Beispiele für einfachste Männchen gefällig?
Wir fokussieren nun aufs Üben der Kasten-Normfigur. Warum? Diese Form ist fast so einfach wie die Strichmännchenform – nur der Oberkörperstrich wird zum Viereckkasten. So rutschen automatisch Schulter- und Hüftgelenke an den Platz, an den sie anatomisch auch hingehören. Und plötzlich gelingen dir ohne viel Aufwand realistischere und ausdrucksvollere Bewegungen. Nicht nur von vorn, sondern auch von der Seite und später sogar aus jeder Perspektive.
Ein weiterer Vorteil: Wenn du diese Figur verstanden hast, kannst du sie deiner Botschaft entsprechend variieren. Jedes der Elemente – Kopf, Arme, Hände, Oberkörper, Beine, Füße – kannst du vergrößern, verzerren oder weglassen, um das Wesentliche deiner Story zu betonen. Möchtest du etwa gesundes Bücken darstellen, macht es keinen Sinn, die Proportionen karikaturmäßig zu verändern. Bei kurzen Füßen und langen Armen fällt das Bücken leicht – dir geht es ja aber um Ergonomie-Realität. Möchtest du dagegen kraftvolles Zupacken sketchen, dann mache Arme und Hände stark und groß. Und wenn es um den dabei angestrengten Gesichtsausdruck geht: Mach den Kopf groß genug.
Trau dich – mach’s klischeehaft
Visualisieren heißt sich festlegen, klischeehaft auf den Punkt bringen! Das gefällt nicht jedem. Aber du kannst und musst es nicht jedem recht machen. Visualisierung als Hard Skill für zielführende Ergebnisse muss manchmal sogar provozieren, um sich selbst zu hinterfragen. Das hilft bei der Lösungsfindung.
Deshalb hat der Standardmann breitere Schultern als die Standardfrau – und eine andere Frisur. Konfuzius hat Schlitzaugen sowie einen Bart und wir haben lange Nasen. Das wird als (Rollen-)Bild von allen verstanden. Ich vertraue deiner Intelligenz, dass du weißt, dass es sowohl kluge muskulöse Frauen mit kurzen Haaren als auch dumme schlaffe Männer mit langer Mähne auf dem Sofa gibt – und alle Varianten dazwischen. Manche finden schon ein konkretes Bild von etwas oder über etwas übergriffig. Besonders dann, wenn es die eigenen Ansichten dadurch provokant und konkret-bildhaft in Frage stellt. Schade, aber für diejenigen ist dann Visualisieren einfach nicht das passende Kommunikationstool.
Für alle anderen bietet gerade das Visualisieren eine Möglichkeit, mit Lockerheit, Leidenschaft und Respekt Dinge auszudrücken, die rein verbal vielleicht sogar unhöflich wären. Konträre Sichtweisen fair zur Diskussion zu stellen, ist gerade die Stärke der Visualisierung. Und wem bestimmte visuellen Vokabeln nicht gefallen, soll kreativ werden und seine eigenen finden.
Try it!
»Figuren sketchen ist gut, mehr Figuren sketchen ist besser.« In Anlehnung an das Zitat des Malers Adolf Menzel heißt es für dich jetzt: üben. Kritzle am besten täglich Figuren. Achte auf die Proportionen und die Position der Gelenke. Sind deine Gliedmaßen ungefähr gleich lang und lang genug? Meistens sind sie es nicht. Noch ein Tipp, damit deine Sketches schnell besser werden: Fühle Bewegung. Werde selbst zu deinem Kastenmännchen. Stell dich dazu vor einen großen Spiegel. Werde dir bewusst, wie du dich bewegst, wo die Positionen deiner Gelenke sind, welche Winkel deine Glied-
maßen einnehmen und wie lang sie sind.
Siegfried (Sigi) Bütefisch ist Diplom-Graphik-Designer. Seine Philosophie: »Kommunikation als Mittel zum Zweck – das Ziel sind messbare Ergebnisse!«. Schon immer war bei Meetings der Stift in der Hand sein Werkzeug, um Diskussionen anzuregen und Menschen zu überzeugen. Begeistert davon, sprach ihn eine Kundin einmal daraufhin an, ob er auch Visualisierungskurse gebe. Da wurde ihm bewusst, dass das, was er tat und konnte, einen Namen hat und immer mehr zum Trend wird. Visualisieren! So wurde Sketchnoten und Co. und andere dafür zu begeistern seine zweite Mission.