Von Iris Zeppezauer
Es ist die Überbewertung der eigenen Fähigkeiten und Leistungen, die einen Menschen überheblich wirken lassen – das wirkt unsympathisch und oft sogar abstoßend. Ein Dilemma, denn der Drang nach Geltung wohnt uns allen inne, doch es schickt sich nicht, ihn offen zu zeigen. Wie wahren wir die Balance aus Geltung und Respekt, ohne Sympathie einzubüßen?
Das Streben nach Geltung – Teil unserer DNA
Der Drang nach Geltung wohnt uns Menschen inne. Wir brauchen ihn, um den eigenen und anderen Bedürfnissen gerecht zu werden und unseren Platz in der Gesellschaft zu definieren. Von den Kleinsten angefangen (Wie kriege ich Mama dazu, dass sie mir etwas Süßes gibt?) über Jugendliche (Seht alle her, wie cool ich bin!) bis hin zu Erwachsenen (Ich habe was, das du nicht hast!) streben Menschen danach, Einfluss zu nehmen. Wir versuchen so auch, unseren Willen durchzusetzen und Macht zu erlangen.
Werden wir uns dessen bewusst und reflektieren das eigene Handeln, so können wir vermeiden, dass wir uns angeberisch oder sogar überheblich verhalten. Denn wer mag schon einen Prahlhans oder eine Klugeliese?
Menschen, die Wissen und Kompetenz haben, beeindrucken, man sieht zu ihnen auf und empfindet Respekt. Außer, sie versuchen, ihr Wissen zur Schau zu stellen, erheben sich über andere oder machen jemanden lächerlich. Dann kann der Respekt augenblicklich kippen und sich in Abneigung verwandeln.
In vielen Fällen entsteht Überheblichkeit durch Erfolg. Menschen, die erfolgreich sind, können leicht in die Falle tappen, andere zu unterschätzen und sich selbst zu überbewerten. Nicht selten beeinträchtigt dieses Verhalten Beziehungen – beruflich wie privat.
Auch aus mangelndem Selbstbewusstsein kann Überheblichkeit resultieren. Wenn Menschen unsicher sind, kann es vorkommen, dass sie versuchen, ihre Unsicherheit durch eine übermäßig selbstsichere Haltung zu kompensieren. Diese Taktik funktioniert jedoch nur kurzfristig und kann auf lange Sicht wichtige Chancen entziehen und zu weiteren Problemen führen.
Respekt gewinnen ohne Überheblichkeit
Wer sich ungefragt Zeit, Raum und Aufmerksamkeit nimmt, um die eigenen Fähigkeiten besonders glänzend darzustellen, hat einen erhöhten Geltungsdrang, der auf Kosten anderer geht. Diese Menschen laufen Gefahr, Sympathie zu verlieren oder Führungsfehler im Unternehmen zu begehen. Ihre Überheblichkeit macht blind für die Bedürfnisse anderer.
Was können wir also tun, um nicht in diese Falle zu geraten?
Der erste Schritt ist, offen für Feedback zu sein und ein realistisches Selbstbild zu entwickeln. Das hilft, eine ausgewogene Sicht auf die eigenen Stärken und Schwächen zu gewinnen. Es ist das eine, klare Werte zu haben, den eigenen Weg zu verfolgen und selbstbewusst den eigenen Stil leben. Andererseits darf der Stolz auf die eigenen Fähigkeiten oder Stärken nicht dazu führen, dass andere herabgesetzt oder unterschätzt werden. Sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen und die Fähigkeiten anderer zu respektieren, ist der nächste Schritt. Das Ziel: ehrliche Wertschätzung für andere empfinden und aussprechen können – das bewahrt dauerhaft vor dem Abgrund der Überheblichkeit.
Sieben Tipps, um Respekt zu gewinnen, ohne überheblich zu sein
Indem Sie folgende Verhaltensweisen in Ihrem Handeln und Ihrer Kommunikation anwenden, können Sie Ihrem Streben nach Geltung folgen und dabei Respekt und Anerkennung erlangen, ohne überheblich zu wirken:
#1 Zuhören und Verständnis zeigen
Zeigen Sie Interesse an anderen und ihren Meinungen, indem Sie aktiv zuhören und versuchen, ihre Perspektiven zu verstehen.
#2: Humor zeigen
Schaffen Sie eine positive Atmosphäre durch Humor. Dieser kann sogar helfen, Barrieren abzubauen.
#3: Verantwortung übernehmen
Schieben Sie nicht die Schuld auf andere, sondern übernehmen Sie Verantwortung für Ihre Handlungen und Entscheidungen.
#4 Fairness und Integrität zeigen
Auch wenn Sie nicht einer Meinung sind, verhalten Sie sich fair und behandeln Sie andere mit Respekt und Integrität.
#5 Fähigkeiten und Stärken zeigen
Seien Sie stolz auf Ihre Fähigkeiten und Stärken, aber vermeiden Sie es, andere herabzusetzen oder sie zu unterschätzen.
#6 Feedback annehmen
Öffnen Sie sich für Feedback und nutzen Sie es als Gelegenheit zum Lernen und Wachstum.
#7 Dankbarkeit zeigen
Zeigen Sie Dankbarkeit für die Unterstützung und Hilfe, die Sie von anderen erhalten, und geben Sie sie weiter, wenn Sie in der Lage sind.
Iris Zeppezauer steht für exzellente Kommunikation im Business. Sie ist Wissenschaftlerin, Hochschuldozentin und Beraterin. Seit über zehn Jahren coacht sie Persönlichkeiten, die in jeder Situation ihre Meinung klar, aber wertschätzend transportieren müssen.