Viele Führungskräfte meinen, dass Feedback nur etwas für Feedbackgespräche sei. Weit gefehlt, denn Feedback ist allgegenwärtig. Selbst wenn Sie kein Feedback zu geben meinen, senden Sie doch eine versteckte Nachricht. Warum das so ist und wie Sie klarer Feedback geben können, zeige ich Ihnen in diesem Beitrag.
„Man kann nicht nicht kommunizieren“, sagte Paul Watzlawick. Auch non-verbale Kommunikation ist Kommunikation. Selbst wenn Sie auf einen Vorfall vermeintlich nicht reagieren, so reagieren Sie doch. Sind Sie eine Führungskraft, so könnte die unterschwellige Nachricht heißen: „War was? Ich habe den Vorfall gar nicht wahrgenommen“ oder: „Ich hab’s mitbekommen, halte es aber nicht für wichtig, darauf zu reagieren.“ In jedem Fall lassen Sie Platz für Interpretationen. Das kann gewollt und hilfreich sein. In vielen Fällen ist jedoch klares Feedback angemessener. Schon um Missverständnissen vorzubeugen.
Viele Menschen haben mit klarem Feedback, insbesondere mit kritischem ein Problem. Man scheut einen Konflikt, will eine Eskalation vermeiden. Dabei muss Feedback gar keinen Konflikt auslösen. Ganz im Gegenteil. Klare Worte sind meist die beste Vorsorge. Aber wie geht das auf eine Art und Weise, die meinen Gesprächspartner nicht provoziert und dennoch klar und deutlich ist?
Und das geht so:
Wahrnehmung: Schildern Sie Ihre Beobachtung, das was Ihnen aufgefallen ist. Legen Sie, wenn möglich die Fakten auf den Tisch. Wichtig: interpretieren und werten Sie nicht. Und seinen vorsichtig mit vermeintlichen Fakten vom Hörensagen. Bleiben Sie bei überprüfbaren Aussagen. Z.B.: „Mir ist aufgefallen, dass Sie bei den letzten Meetings nicht dabei waren.“ Dann klären Sie ab, ob Ihre Wahrnehmung mit der Ihres Gesprächspartners übereinstimmt: „Irre ich mich?“
Wirkung: Schildern Sie die Wirkung und erläutern Sie, warum Ihnen dieser Fall so wichtig ist: „Schauen Sie, ich finde das bedauerlich. Mir ist nämlich wichtig, dass Sie dabei sind, da ich Ihre Beiträge schätze.“ Testen Sie, ob diese Nachricht beim Gegenüber angekommen ist: „Können Sie das nachvollziehen?“ Dieser Teil wird von vielen wegelassen. Möglicherweise, weil sei annehmen, dem anderen sei die Relevanz des Themas schon bewusst. Das jedoch können Sie nicht voraussetzen.
Wunsch: Teilen Sie dem Gegenüber mit, welche Veränderung sie sich wünschen: „Ich möchte Sie gern bei unseren Besprechungen dabei haben und ich bitte Sie, Ihre Termin so einzurichten, dass Sie teilnehmen können. Können wir uns darauf einigen?“ Formulieren Sie Ihren Wunsch klar und deutlich.
Auf diese Weise machen Sie eine klare Aussage, ohne die Person anzugreifen. Wichtig dabei: Machen Sie keine wertenden Aussagen zur Person, wie z.B.: „Ich beobachte, dass Ihre Motivation in der letzten Zeit nachlässt.“ Oder extremer: „Sie sind ja gar nicht belastbar!“ Zum einen sind dies keine Beobachtungen, sondern Interpretationen bzw. Wertungen. Zum anderen äußern Sie sich hier mehr zur Person als zur Sache. Es ziemlich unwichtig, was jemand in Ihren Augen ist. Viel wichtiger ist das, was e tut. Bleiben also in Ihrer Kritik beim Verhalten werden Sie nicht persönlich.
Außerdem: Reiten Sie nicht auf Problemen und Defiziten herum. Bekommen Sie rechtzeitig den Schwenk zu Lösungen. Konstruktives Feedback will Veränderungen ermöglichen und nicht Frustrationen auslösen. Das setzt aber auch voraus, dass Ihr Stresslevel sich in kontrollierbaren Bahnen bewegt. Wenn Sie emotional oberhalb Ihrer normalen Betriebstemperatur sind dann sollten Sie innehalten, Ihren Adrenalinspiegel abklingen lassen und erst dann zur Tat schreiten. Alles andere hat gute Chance, daneben zu gehen.
Kommen wir nun zum Annehmen von Feedback. Frage vorab: Haben Sie Nehmerqualitäten? Können Sie mit Kritik gut umgehen, oder fühlen Sie sich leicht angegriffen und schreiten Sie schnell auf Abwehr? Auch hier gilt: Erst einmal Luft holen. Sie müssen nicht sofort reagieren. Sie müssen sich auch nicht rechtfertigen. Feedback ist zunächst nichts anderes als die Wahrnehmung und der Wunsch einer anderen Person. Nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn Sie dessen Sichtweisen nicht teilen, müssen Sie nicht auf Gegenwehr schalten oder auf Tauchstation gehen. Begegnen Sie kritischem Feedback offen:
Danken: Bedanken Sie sich für das Feedback geben – egal, ob sie die Sichtweise des Anderen teilen oder nicht. Ihr Gegenüber hat ein für ihn wichtiges Anliegen und das sollten Sie zunächst einmal respektieren. „Danke für Ihr Feedback. Ich habe den Eindruck, dass Ihnen die Sache am Herzen liegt.“
Entscheiden: Wenn Sie das Feedback als hilfreich erachten, denken Sie über Veränderungen nach. „Ja, ich werde sehen, dass ich zukünftig unsere Meetings wieder wahrnehmen kann.“ Ansonsten belassen Sie es bei dem Dank.
Dr. Constantin Sander hatte eine mehrjährige Karriere in der naturwissenschaftlichen Forschung hinter sich, als er in die Wirtschaft wechselte und dann in einem mittelständischen Unternehmen die Marketingleitung übernahm. Kommunikative Prozesse faszinierten ihn schon lange und so absolvierte er neben dem Job zunächst eine Ausbildung zum NLP-Master und später zum Integrativen Coach. Er betreibt in Heidelberg eine Coachingpraxis und berät Firmen im Marketing. Am liebsten geht er mit seinen Klienten in den Wald: „Dort gibt’s keine Wände, sondern Bäume, die fast in den Himmel wachsen. Und daher auch genug Inspiration für die manchmal eingeschränkte Wahrnehmung.“