Schau ans Ende deiner Arme

Es gibt immer mal wieder das Moment der guten Idee, des genialen Einfalls oder des Umbruchs, der Neupositionierung, des Wunsches nach Verbesserung und Veränderung oder man steht vor einem Problem, das es zu lösen gilt. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten sich diesen Situationen zu stellen. Man geht in die passive Rolle und lässt Fremddenken, indem man Lösungen, Methoden oder Strategien konsumiert und nachahmt oder man ist ein Selbstdenker und entwirft seine eigenen Methoden, Lösungen und Strategien.

Wir sind alle als Selbstdenker geboren, doch manchmal wurden wir zum Fremddenker erzogen oder manipuliert – bewusst oder unbewusst. Da wir aber alle als Selbstdenker geboren wurden, muss man das nicht neu lernen, sondern nur Mut haben es zu tun. Doch wer kennt das nicht: Kommt man in eine Situation, die einen belastet, stresst oder die für den Moment viel Energie zu kosten scheint, sucht man gerne mal die helfende Hand.


Es braucht Stärke um sich anzupassen.

Es braucht Mut um anders (authentisch) zu sein.

Haben Sie sich schon einmal Gedanken über Ihre Gedanken gemacht?

Als eine besondere und bewährte Form des Bewusstmachens stellt sich seit mehr als 2000 Jahren das Schreiben dar. Durch den Akt des Niederschreibens entstehen klare Definitionen und Formulierungen der eigenen Gedanken, bzw. wird man sich seiner Ideale, Werte und seiner Lebensphilosophie besonders gegenwärtig. Es ist dieser Akt, um aus den mündlichen (gedachten, gefühlten..) Wünschen zu einer äußeren schriftlichen Klarheit zu gelangen. Das Schreiben ermöglicht zunächst eine bewusste Auseinandersetzung mit sich, seinen Idealen und Wünschen. Doch damit nicht genug, es leitet eine Veränderung im eigenen Denken, Fühlen und Handeln ein und mündet in einer klaren beschriebenen Handlungsorientierung – also festgelegten Prinzipien, die das Fundament der zukünftigen Entscheidungen begründen.

Wie man sieht, ist diese Form nicht neu und doch scheint sie aus der Mode gekommen oder in den Hintergrund getreten zu sein. Vielleicht, so könnte man auch denken, passt dies auch gar nicht mehr in unsere Zeit, wo neben den bisherigen Medien wie Zeitung, Radio, TV mittlerweile Internet, twitter und Blogs in rasendem Tempo vielfältige Information hergeben. Dazu kommt noch der Zeitgeist. Man will alles noch schneller, effektiver und effizienter machen und mit wenig Aufwand viel erreichen. Doch sind Schnelligkeit und Masse auch in allen Bereichen immer effektiv und effizient?

Betrachtet man sich so manche beachtlichen Entwicklungen, Ideen, Veränderungen und Denkmodelle, die von bedeutenden Persönlichkeiten entwickelt wurden, spielen immer Notizen und überhaupt das schriftliche Festhalten von Einfällen und Gedanken eine große Rolle. Stellvertretend sollen zwei Beispiele genannt sein.

Immanuel Kant schrieb über 12 Jahre, wo immer er war, seine Gedanken auf, verbesserte sie, klärte, überarbeitete, erweiterte und eliminierte nicht bewährte Ideen. Nach dieser Zeit schrieb er sein bekanntes Hauptwerk „Die Kritik der reinen Vernunft“, das uns bis heute im Denken und Handeln beeinflusst oder dies tun sollte. Gerade in Zeiten von Krisen und Umbrüchen ist die Vernunft besonders wichtig. Oder nehmen wir Albert Einstein: Er notierte, verwarf, skizzierte und bannte alle seine Einfälle in Tagebücher und auf Papier, bis er die Relativitätstheorie entwickelte.

Die helfende Hand ist am Ende deiner Arme

Durch das Schreiben, bzw. durch schreibende Auseinandersetzung mit sich oder seinem jeweiligen Thema wird das Bewusstsein gesteigert. Durch das Schreiben kommen auch unbewusste Ideen, Gedanken, Ideale und Werte zutage, werden geprüft, ggf. auch mal eliminiert, verdichtet und zur Reife gebracht. Gerade bei so wichtigen Themen wie Neupositionierung, Problemlösungen, Lebens- und Unternehmensphilosophie, Mitarbeiterführung, Innovation, Konfliktbewältigung oder wenn man seinem Leben eine Wende geben möchte, sollte Sorgfalt vor Schnelligkeit stehen. Nicht von ungefähr hört man in der letzten Zeit vermehrt den Begriff „Nachhaltigkeit“ und diese benötigt eben besondere Sorgfalt.

Manche Entscheidungen sind nämlich nur deshalb ungünstig oder schlecht, weil sie zu schnell getroffen wurden oder anders gesagt – nicht richtig durchdacht waren.

Die richtige Entscheidung ist kein Gewinn im Lotto!

Die richtige Entscheidung treffen wir: für unsere Umwelt, also alle, die täglich mit uns zu tun haben und für uns selbst. Es liegt in unserer Hand, oder besser, in unseren Gedanken und Gefühlen, die wir ausdrücken. Was ist also mit den Entscheidungen, die Ihr Leben nachhaltig beeinflussen? – z. B. Beziehung, Familie, Beruf, Karriere, Mitarbeiterführung. Entscheiden Sie die Dinge des Lebens, so wie es von Ihnen erwartet wird, wie es (scheinbar) alle machen oder nach Ihren eigenen Vorstellungen und Prinzipien?

Das Fundament unserer Entscheidungen, bewusst oder noch unbewusst, gründet in unserer Lebensphilosophie. Sie ist ursächlich entscheidend, ob unser Leben trist, problematisch, furchtbar oder aber faszinierend und interessant ist. Ob man im Beruf erfolgreich, anerkannt, beliebt ist oder nicht, bzw. wie wir mit Herausforderungen und Problemen umgehen. Wir entscheiden täglich, stündlich, in jeder Minute unseres Daseins. Der Philosoph Sir Raimund Popper fand heraus: Jeder Mensch hat eine Philosophie, ob sie nun taugt oder nicht, ob er sich dessen gewahr ist oder nicht. Grund genug, sein Fundament (Lebensphilosophie) mal zu dokumentieren.

Die Lebensphilosophie setzt sich aus Gewohnheitswissen (Erfahrungen, Bequemlichkeiten etc.) und Rezeptwissen (Erziehung, Bildung etc.) zusammen. Jeder Mensch hat eine Lebensphilosophie, das heißt, dass er im Grunde genau weiß, was er will und was nicht. Doch häufig liegt genau das im Verborgenen. Manchmal glaubt man auch sich gewissen Sachzwängen unterordnen zu müssen, meint, dass die Unternehmensphilosophie das gerade nicht zulässt, oder fühlt sich gerade dazu nicht in der Lage. Eines ist aber ziemlich sicher, dass der Mensch gerne nach seinen eigenen Vorstellungen leben will, also selbstbestimmte Entscheidungen treffen möchte.

Deshalb ist die wichtigste Frage für die meisten Menschen: Welche Erkenntnis benötige ich und wie erlange ich diese? Zum anderen: Wie finde ich heraus was meine Lebensphilosophie, Ideale und Werte sind und ausmachen und des Weiteren, wie kann ich all das zu meinen Entscheidungsprinzipien machen.

Da findet sich bestimmt was im Internet

Nicht immer sind konsumierte Informationen hilfreich. Im Gegenteil: Sie können sogar soweit führen, dass man in eine Orientierungslosigkeit verfällt, die man wiederum durch wilden Aktionismus auszugleichen versucht. Das ist sehr häufig zu beobachten, wenn ein Mensch ein Problem hat oder Entscheidungen treffen muss und sich dabei Unsicherheiten breitmachen. So kann man das erste Fazit ziehen und erkennen, dass das Lesen und Konsumieren von Informationen hilfreich ist, doch kennt es auch Grenzen. Diese Grenzen begegnen uns immer in Persönlichkeitsbereichen wie das Finden und Umsetzen der eigenen Lebensphilosophie, bei der Suche nach richtigen Entscheidungen oder bei Problemlösungen und Neupositionierungen. Deutlicher hat sich dazu A. Schopenhauer geäußert: „Lesen ist ein bloßes Surrogat (Ersatz) des eigenen Denkens. Man lässt dabei eigene Gedanken von einem anderen am Gängelband führen“ „Lesen heißt mit einem fremden Kopf, statt des eigenen zu denken“ (A.Schopenhauer, Quelle: Lutz von Werder)

Das Schreiben in eigener Sache vereint Sorgfalt, Kreativität, Wünsche, Ideale, Werte und Selbstbewusstsein, mit seiner eigenen Lebensphilosophie, oder wie es Nietzsche formulierte: “Besser schreiben heißt zugleich besser denken“.

Durch Schreiben zum Selbstdenker werden

Alles beginnt damit, dass drei Voraussetzungen geschaffen werden müssen

  1. Der Bedarf muss genau formuliert werden, z. B.: Ich will mein Leben verändern, die Unternehmensphilosophie neu gestalten, das Unternehmen (oder die Abteilung) neu positionieren, ein bestimmtes Problem lösen oder einer Idee nachgehen.
  2. Die zweite Voraussetzung ist Zeit haben. Hier heißt es Entschleunigen und sich Zeit nehmen, damit man nicht in einen unkontrollierten Aktionismus verfällt. Wer z. B. ein Problem lösen will (hier geht es nicht um alltägliche Tagesgeschäftsprobleme o.ä.) sollte sich hierfür mindestens 2-3 Tage Zeit lassen, bei Neupositionierungen, Strategiefindung o.ä. dementsprechend länger.
  3. Die dritte Voraussetzung ist das richtige Werkzeug und Disziplin. Dabei ist es recht kostengünstig, man braucht Papier und Schreibwerkzeug, das ist schon alles.

Diese Voraussetzungen sind der erste Schritt um eine gründliche Auseinandersetzung zu beginnen. So entstehen aus Gründlichkeit und Sorgfalt durchdachte Ziele und wer diese umsetzen will, sollte neben seinen dazugehörigen Ideen und Strategien auch seine Werte und Ideale in seine zukünftigen Entscheidungen mit einbinden. Damit wird der Weg zum Ziel mit Selbstsicherheit untermauert und für ausreichende Motivation gesorgt, um beharrlich seinen Weg zu gehen.

 

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