In der Geschäftswelt wird oft angenommen, dass Emotionen und persönliche Angelegenheiten im Büro keinen Platz haben. Doch was, wenn genau diese Elemente der Schlüssel zu mehr Kreativität und Innovation sind?
Bedürfnisse als Organisationsmotor
Alles in unserem Leben dreht sich um die Erfüllung unserer Bedürfnisse, sei es physisch wie Luft und Wasser oder emotional wie Anerkennung und Zugehörigkeit. Unsere Grundbedürfnisse treiben uns an, und am effizientesten können wir sie synergetisch in Gemeinschaften und Organisationen stillen.
Jeder in einem Unternehmen, von der Reinigungskraft bis zum Shareholder, hat individuelle Bedürfnisse, die von innen heraus motivieren und antreiben. Um die Motivation unserer Mitarbeiter zu verstehen, müssen wir ihre Bedürfnisse kennen. Die »Bedürfniskarte« ist daher zentral in jedem Schwebedialog.
Bedürfnisse müssen ausgedrückt und erkannt werden, auch wenn sie nicht immer befriedigt werden können. Um das Potenzial persönlicher Geschichten zu nutzen, müssen Bedingungen geschaffen werden, in denen Mitarbeitende als Menschen wahrgenommen werden.
»Persönliche Angelegenheiten und Emotionen sind keine Barrieren, sondern Treiber unserer beruflichen Erfolge.«
Indem wir in Schwebedialogen allen Bedürfnissen Raum geben, schaffen wir die Grundlage, um unser volles Potenzial zu entfalten und unsere Leistungsgrenzen zu erweitern.
Individuelle vs. organisationale Bedürfnisse
Wenn wir in einer Organisation arbeiten, tun wir dies primär, um unseren Lebensunterhalt zu sichern. Doch wir bringen auch persönliche Bedürfnisse mit, die unsere Motivation beeinflussen. Diese individuellen Bedürfnisse ergänzen sich mit organisationsbezogenen Anforderungen wie Zielklarheit und Ergebnisverantwortung, Entscheidungsspielräume, Ressourcenverfügbarkeit usw.
Während die Erfüllung der beruflichen Anforderungen beim Arbeitgeber liegt, bleiben persönliche Bedürfnisse oft unberücksichtigt, obwohl sie bedeutend sind.
Schauen wir uns diesen Zusammenhang genauer an:
Kommunikation: Der Antrieb für Erfolg
Kommunikation am Arbeitsplatz ist entscheidend, um individuelle Bedürfnisse zu erkennen. Um die »High Performance Zone« zu erreichen, müssen Strukturen geschaffen werden, die diese Bedürfnisse berücksichtigen.
Formale Kommunikation ohne Ziel und Fokus
Der Schwebedialog ist ein hochstrukturiertes Kommunikationsformat, um Bedürfnisse und Motivationen, aber auch Blockaden und Hemmungen sichtbar zu machen, die unter dem Effizienzdruck der Arbeit zwangsläufig unter den Tisch fallen. Das Format verzichtet bewusst auf Zielvorgaben, Fokus, Bewertung und Feedback.
In einem Schwebedialog geht es nicht um Konsens oder Lösungen, sondern um Orientierung und Klarheit über alle im Raum stehenden Bedürfnisse und Themen.
In der Schwebe halten
Nach dem Dialog werden die Ideen nicht sofort umgesetzt, sondern in der Schwebe gehalten – ähnlich einem kreativen Prozess, bei dem Ideen Zeit zum Reifen brauchen. Schwebedialoge aktivieren das Unbewusste, das seine Erkenntnisse allmählich entwickelt. Die Wirkung entfaltet sich nach und nach von selbst.
Tipps zur Umsetzung
#1 Bedürfnisse anerkennen
Es reicht, Bedürfnisse zu erkennen, um Motivation zu fördern.
#2 Schwebedialoge integrieren
Regelkommunikation durch Schwebedialoge bereichern.
#3 Geschulte Moderation
Erfahrene Moderation für optimale Steuerung.
Fazit: Erfolg durch authentische Begegnungen
Auch wenn in einer Organisation klar kommuniziert wird, sind es oft die individuellen, persönlichen Motive, die den Grundstein für Leistung, Zufriedenheit und Erfolg legen. Wenn wir sie berücksichtigen, schaffen wir nicht nur ein zufriedeneres, sondern auch ein leistungsfähigeres Arbeitsumfeld.
Schwebedialoge fördern Verständnis und Zusammenhalt, indem sie Bedürfnisse als zentrale Triebkraft anerkennen. Sie können das volle
Potenzial jedes Einzelnen entfalten und die Vertrauenskultur stärken, da letztlich nicht unsere Rollen, sondern wir als Menschen stark sind.
Britta Albegger vereint künstlerische Kreativität mit syste-mischem Denken. Nach ihrem Abschluss an der Universi-tät der bildenden Künste in Wien und einer Ausbildung für systemische Organisationsentwicklung arbeitete sie in in-ternationalen Innovations- und Veränderungsprojekten. Ihrer Begeisterung für das Aufbrechen eingefahrener Denkmuster entsprang schließlich die Idee für den Schwebedialog, dem sie sich seither voll und ganz widmet. (Foto: Manfred Bibiza)
Geza Horvats unstillbare Neugier und Leidenschaft, den Dingen auf den Grund zu gehen, führen ihn in die unter-schiedlichsten Bereiche: Vom Studium der Wirtschaftsin-formatik, der Arbeit als Regisseur bei Film und Fernsehen bis zu einer künstlerischen NPO, in der er als IT-Experte tätig ist. Sein Lebenswerk ist der Schwebedialog, der es Menschen ermöglicht, das Wesen des Denkens und Kommunizierens tiefgehend zu ergründen. (Foto: Manfred Bibiza)