Einfach Optimistisch sein? Grundlagen der positiven Mindset-Entwicklung

Fundamente geben Halt. Auf ihnen ruht alles. Statiker können das bestätigen. Sportler auch. Was beim Statiker aus Stahl, Kies und Beton besteht ist beim Sportler das Mindset – der realistische Optimismus. Doch fernab von Statik und Sport ist Optimismus ein Lebenselixier. Es ist das Fundament, die Basis für Gesundheit. Holger Jungandreas illustriert, wie du diese Basis aufbaust und pflegst. Jeden Tag aufs Neue.

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Und in der Gesundheit? Wer vital und gesund sein will, braucht auch hier eine stabile Basis. Zunächst fällt einem dazu der Lebensstil ein. Wer sich ungesund verhält, sich schlecht ernährt, raucht, ungenügende Bewegung hat und ein eher mürrischer Zeitgenosse ist, kann kein sicheres Fundament aufweisen, um insgesamt als gesund bezeichnet zu werden. Die Basis ist fragil. Die Lebenseinstellung und somit die Motivation ist nicht auf ein gesundes Leben ausgerichtet. Weil noch immer etwas Entscheidendes fehlt. Du ahnst es: die Basis, das Fundament, die Grundvoraussetzung, um überhaupt ein optimistisches Mindset zu entwickeln. Wenn du nicht ein wenig auf dich, deinen Körper und auf deine Seele achtest und wenn das für dich nicht den Wert hat, den es eigentlich verdient hätte, dann liegt es an dir oder genauer an deiner Haltung zu dir selbst.

#1 Selbstwert

Ein positiver Selbstwert ist die erste Basis, die du benötigst, um zu einem positiven Mindset finden zu können. Wenn du keine Selbstachtung hast, es dir an Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstliebe fehlt, dann solltest du noch nicht über ein positives Mindset nachdenken, sondern dich zunächst mit diesen Dingen beschäftigen. Statt Selbstliebe bevorzuge ich den Begriff »Selbstwert«. Du solltest dir selbst etwas wert sein. Du darfst und sollst dich wertschätzen.

Hast du Selbstachtung, achtest du auf dich. Bist du selbstbewusst, bist du dir deiner Fähigkeiten und Stärken bewusst. Beim Selbstvertrauen vertraust du dir und magst dich wie einen guten Freund.

Das »Selbst« im Wort Selbstwert schließt den Kreis und verdeutlicht den Fokus. Man legt Wert auf sich. So kann Gesundheit viel besser gelingen und ist weit weg von dem Vorstellungsbild »Mach mich mal bitte gesund«.

Ein hoher Selbstwert hat einen positiven Einfluss auf die mentale, emotionale und soziale Gesundheit und hilft Menschen, Lebenskrisen und Krankheit zu bewältigen. Umgekehrt ist ein niedriger Selbstwert ein Einfallstor für psychische Erkrankungen, wie Depressionen und Hilflosigkeit. Diese Menschen haben in erster Linie mit sich selbst zu tun, werden blockiert und können ihre Potenziale, auch die gesundheitlichen Potenziale, die in ihnen schlummern, nicht ausschöpfen.

Negative Glaubenssätze können Krankheiten entstehen lassen

Negative Prägungen in Form von Glaubenssätzen üben eine große Macht aus. Sie können unser Leben bestimmen. Oft gehen solche Glaubenssätze auf kindliche Erfahrungen zurück. Es sind unbewusste Programmierungen, die im Laufe unserer Kindheit durch unsere Erzieher und Lehrer in unserer neuronalen Festplatte abgespeichert wurden. Die Neurowissenschaft hat festgestellt, dass etwa ab dem sechsten Lebensjahr diese unbewussten Programmierungen abgeschlossen sind. Bis dahin werden alle Erfahrungen wie von einem Schwamm aufgesogen, verarbeitet und für wahr gehalten. In der Summe sind sie ausschlaggebend dafür, wie sehr wir uns selbst mögen, wie stark sich unser Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein entwickeln darf. Unser Selbstbild entsteht – und damit unsere Haltung zu unserem Körper und zur Gesundheit. In welchem Maße wir unsere Fähigkeiten und Talente – unsere Potenziale – nutzen, hängt von dem Bild ab, das wir von uns selbst haben. Ein sich wenig schätzendes Selbstbild kann, verbunden mit negativen Glaubenssätzen, wie eine Ankerkette wirken, die uns ständig in die Tiefe ziehen will. Das Fatale daran ist, dass nicht nur die Psyche, sondern auch die körperliche Gesundheit dann leidet.

Wie den Selbstwert nach oben bringen?

Das Gehirn lernt aus Erfahrungen. Wenn dein Selbstwert im Keller ist, dann hilft es nicht, nur zu sagen: »Ich bin toll!« Dein Gehirn ist hungrig auf Erfahrungen. Der einzige Weg, der hilft, ist, sich wirklich im wahrsten Sinne des Wortes Gutes zu tun: Sei gnädig mit dir selbst, gönne dir eine Belohnung, verwöhne dich. Nimm eine Auszeit und genieße bewusst zum Beispiel ein Entspannungsbad in der Badewanne. Ruhe und Besinnung mit leiser Musik und angenehmen Düften. Dein Unterbewusstsein wird registrieren: »Ich bin etwas wert, mir wird Gutes getan«. Sei dir selbst dein bester Freund und behandle dich selbst, wie du deinen besten Freund behandeln würdest.

#2 Verzeihen – sich und anderen

Die Achtsamkeit, sich selbst (und andere) zu lieben und zu respektieren, lässt die Welt generell in einem positiveren Licht erscheinen. Um in einen optimistischen und liebevollen Flow-Zustand zu kommen, ist neben der Selbstliebe das Verzeihen eine weitere fundamentale Erfahrung. Wer verzeihen kann, ist mit sich im Reinen. Lass alles Alte und Negative los, verzeihe jedem, der dir etwas angetan hat. Sage bewusst zu ihm oder auch zu dir selbst »Ich verzeihe dir« beziehungsweise »Ich verzeihe mir«. Es wirkt wie eine Befreiung und ist ein weiterer Baustein zu dieser positiven, glücklichen und letztendlich auch gesunden Veränderung. Es entsteht ein seelisches Gleichgewicht durch die Vermeidung eines permanent andauernden Kampfes. Kampf ist eine Zuspitzung, eine Eskalation mit Krampf und überbordender Aggression. Die Vermeidung von Kampf und Krampf durch Verzeihen wird häufig als Loslassen oder gar Erlösung empfunden. Sturheit hilft rein gar nichts, nicht nur in diesem Zusammenhang. Sturheit ist wieder nur eine andere Form des (inneren) Kampfes.

Wobei das Verzeihen von ganzem Herzen kommen muss, ein bloßes »So tun als ob« hilft in diesem Fall nicht. Nur wenn du dieses Verzeihen im Herzen wirklich spürst, hast du wirklich verziehen. Vernebeln Emotionen wie Wut, Hass und Trauer das Ritual, dann lass diese Schmerzen zu. Reagiere dich körperlich ab. Nimm einen Stock und prügele auf ein Kissen ein oder gehe in den Wald und schreie deine Wut und deinen Hass aus dir heraus. Lass deinen Gefühlen freien Lauf. Erst wenn du nichts mehr spürst, wenn der Schmerz weg ist, kann dein Herz verzeihen. Manchen Menschen wirst du leicht verzeihen können, bei manchen, die den Urschmerz getroffen haben, wird es länger dauern. Sei geduldig und reflektiere. Wiederhole dieses Ritual so oft du kannst und spüre dein Herz. Es wird leichter, du bist erleichtert. Du hast es in der Hand, es liegt in deiner Macht. Wenn dein Herz es zulässt, kannst du verzeihen.

Mensch ärgere dich nicht

Verzeihen wir nicht, bleiben wir aus gekränkter Eitelkeit stur, sind wir verärgert, treten positive Emotionen, wie Liebe und Zuneigung, komplett in den Hintergrund. Wer nicht liebt, wird sauer, wer nicht genießen kann, wird selbst ungenießbar. Das macht auch etwas mit dem Körper: Wer zu oft sauer ist und deshalb einen pH-Wert unter sieben hat, läuft Gefahr, eine chronische Acidose (Übersäuerung) zu entwickeln. Dabei leidet der gesamte Organismus. Antriebsschwäche, Appetitlosigkeit, Muskel- und Gelenkbeschwerden und ständige Müdigkeit sind die wichtigsten Symptome. Die Acidose kann durch Emotionen wie Ärger, Zorn, Wut (Sauersein) entstehen, aber auch durch eine chronische Überforderung, den Disstress.

Selbstlob

Richte deine Aufmerksamkeit auf die schönen Dinge des Lebens. Lass am Abend den Tag Revue passieren und frage dich: »Was ist mir heute Gutes widerfahren?« Ein Lächeln beim Einkaufen, eine Tür aufhalten, jemandem den Vortritt lassen. Gehe doch einmal durch die Stadt und schaue, wo Hilfe benötigt wird. Mach die Augen auf und öffne dein Herz. Es ist leicht, ein positives Gefühl durch den Körper strömen zu lassen, wenn du jemandem den Vortritt lässt, der in Eile ist. Gehst du lächelnd durch die Stadt, bekommst du ein Lächeln zurück. Mit jeder positiven Geste zieht eine positive Geisteshaltung in uns ein. Ein neues Selbstbild, das du liebst und achtest, entsteht. So wird Gesundheit möglich.

#3 Dankbarkeit empfinden lernen

Im Anschluss kommt die Zeit der Dankbarkeit. Sei für jeden, auch noch so kleinen Erfolg dankbar und drücke das auch aus. Wichtig ist hierbei für dein Gehirn, dass du nicht floskelhaft Dankbarkeit zeigst, sondern bewusst Dankbarkeit aussprichst und ausstrahlst. Denn diese Art von Dankbarkeitserfahrungen benötigt dein Gehirn. »Dankbarkeit ist nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter von allen.«  Dankbarkeit ist ein erhebendes Gefühl und bringt uns zum Wesentlichen zurück: uns selbst zu spüren. Es dauert eine Weile, aber durch bewusste Dankbarkeit kannst du dir beibringen, gewohnheitsmäßige Oberflächlichkeiten abzustellen. Viele Dinge schätzen wir nicht und empfinden keine Dankbarkeit, weil wir sie als selbstverständlich wahrnehmen. Doch sehr viel in unserem Leben ist keineswegs selbstverständlich. Dazu genügt ein Blick in unsere Vergangenheit oder in andere nicht so entwickelte oder vom Krieg heimgesuchte Länder.

»Dankbarkeit ist nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter von allen.«

Marcus Tullius Cicero

Selbstverständlichkeiten neu bewerten

Danke dem Schicksal schon morgens nach dem Aufwachen, dass du ein Dach über dem Kopf hast, dass du in einem Bett schlafen kannst. Behütet, warm und geschützt. Empfinde Dankbarkeit für das fließende und saubere Wasser und für den anregenden Kaffee, der dir so gut schmeckt. Danke, dass du arbeiten kannst.

Dankbarkeit aussprechen, damit der Kopf lernen kann

Nach einer Weile der Übung kommt der zweite Schritt: Dankbarkeit nicht nur empfinden, sondern aussprechen. Beginne daher, deinen Mitmenschen für alles, was dir an positiven Sachen widerfährt, zu danken. Nicht aus Höflichkeit, sondern für dich, für dein Bewusstsein und für dein Umlernen im Kopf. Denn wenn du etwas aussprichst, dann ist das wirkungsvoller und hilft unserem Gehirn besser beim Lernen.

Ein positives Mindset ist kein Freifahrtschein!

Wenn du nun ein wenig über die vorangegangenen Seiten nachdenkst, wirst du selbst erkennen und spüren, warum ein positiver Selbstwert und Selbstachtung das Fundament für Gesundheit sind. Menschen mit einem hohen Selbstwert wollen eher gesund leben. Sie sind, weil sie Dankbarkeit empfinden können, zufriedener als Hypochonder, für die bei den kleinsten Anzeichen von fehlender Balance die Welt zusammenbricht.

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