Die beste Motivation ist der Tritt in den eigenen Hintern

Versuche, Menschen zu motivieren gibt es viele. Zielvereinbarungen, Boni, Benefits, Kennzahlen … Was tun andere nicht alles um zu motivieren. Und dennoch hören wir überall das stöhnen und Jammern: “Mein Chef motiviert mich nicht genug! Ich bekomme ja auch viel zu wenig Anerkennung und Wertschätzung!”. Doch das uns jemand zu irgendetwas motivieren kann ist ein Grundlegender Irrtum unser Zeit. Denn für den Tritt in den eigenen Hintern ist jeder selbst verantwortlich …

Aus der Forschung wissen wir längst: wer Menschen über materielle Belohnung und Druck motivieren will, erreicht auf lange Sicht das Gegenteil. Kurzfristig mögen Leistungsanreize vielleicht ein bisschen Feuer machen. Aber langfristig leidet die Motivation der Mitarbeiter, und mit ihr Arbeitszufriedenheit und Produktivität!

Da drängt sich die Frage auf: Können wir andere Menschen überhaupt motivieren? Na klar! Aber nicht über Geldzahlungen und Leistungsdruck. Viel wichtiger ist die Qualität der Arbeitskultur, also die Art und Weise, wie wir zusammen arbeiten und miteinander reden und umgehen. Und hierauf haben wir natürlich maßgeblich Einfluss. Nicht zuletzt durch ihre Vorbildfunktion.

Trotzdem gilt: Dauerhaft motivieren können wir uns vor allem selbst. Schließlich sind wir keine Maschinen, bei denen man einfach den Motivationsknopf drückt. Und auch keine Esel, denen man eine Karotte vor die Nase hängt. Vielleicht mögen wir ja gar keine Karotten! Wir sind komplexe Wesen, beeinflusst durch eine Vielzahl von Faktoren der Außen- und Innenwelt. Und nur wir wissen, was uns im tiefsten Inneren antreibt, was uns wirklich wichtig ist und wofür wir bereit sind uns zu engagieren. Unsere Motivation hängt also von unseren Werten ab und davon, ob ich diese Werte ausleben kann. Motivation kommt aus dem Lateinischen, von „movere“. Das meint „bewegen“. Die Wurzel des Wortes zeigt uns: eine Sache muss uns bewegen, damit wir uns motiviert fühlen und uns in Bewegung setzen! Ich habe zur Veranschaulichung ein einfaches Modell entwickelt: drei Stellräder, die über unsere Motivation entscheiden:

  • Unsere Wahrnehmung (Rädchen 1)
  • unser Denken (Rädchen 2)
  • unser Verhalten (Rädchen 3)

Sie entscheiden darüber, mit welcher Einstellung wir uns in der Welt bewegen und was wir tun bzw. lassen. Und diese Stellräder beeinflussen sich gegenseitig. Egal, welches Rad Sie auch nur ein bisschen in Schwung bringen, es hat immer Auswirkungen auf das gesamte System. Ein Beispiel: Wenn wir im Alltag vor allem Negatives wahrnehmen (Rädchen 1), bekommt auch unser Denken (Rädchen 2) eine graue Färbung. Das hat dann auch Auswirkung auf unser Verhalten (Rädchen 3): wir klagen mehr, reagieren schneller gereizt und Alltagsaufgaben werden nervig.

Was in die eine Richtung funktioniert, geht aber auch andersrum! Deshalb ist wichtig, dass wir uns auf das fokussieren, was gut ist in unserem Leben (Rädchen 1). Dann springt auch das Denken gleich in eine ganz andere Tonlage – unsere inneren Stimmen werden fröhlicher, positiver, leichter (Rädchen 2). Das ist dann auch auf Verhaltensebene erkennbar. Wir sind fröhlicher, entspannter und arbeiten Dinge mühelos weg (Rädchen 3).

Wir können die negative, häufig unmotivierten Weltsicht natürlich nicht per Knopfdruck umschalten. Häufig sind unsere Rädchen seit Jahren vor allem in eine Richtung unterwegs, eingeübt über viele Jahre. Wer hier etwas verändern will, muss üben.

Das klingt erst mal komisch, ist aber inzwischen mehr als erwiesen. Wir können unsere Wahrnehmung und unser Denken so trainieren, dass die Rädchen in eine positivere Richtung laufen. Aber das fordert Aufmerksamkeit, Energie und Zeit. Denn wir müssen unsere Wahrnehmung, unsere Gedanken und unser Verhalten gezielt hinterfragen und bewusst steuern.

Tatsächlich ist Selbstmotivation ein bisschen so wie Zahnpflege: man muss dranbleiben, darf nicht zu häufig nachlässig werden.

Was heißt das im Alltag? Schließlich gibt es im Leben immer Dinge, die einen belasten oder schlicht nervig sind. Wir können nicht alles immer freudestrahlend und hoch motiviert anpacken. Manchmal heißt es auch Augen zu und durch. Und wenn wir uns bei solchen Aufgaben auf das Gefühl konzentrieren, das wir haben werden, wenn alles erledigt ist, gelingt es uns sogar die Dinge anzupacken.
Doch jammern ist natürlich viel einfacher als so eine motivierende Grundhaltung aufzubauen. Und gemeinsames Jammern schafft untereinander sogar noch soziale Verbundenheit. Gerade in der deutschen Kultur stellen wir Negatives allzu gerne in den Fokus. Wir klagen und motzen, beschweren und leiden, am liebsten im Gespräch mit anderen. Das macht nicht nur schlechte Laune, sondern wird auch der Realität nicht gerecht. Schließlich ist das Schlechte immer nur Teil des ganzen Bildes.

Überlegen Sie mal: Was geschieht, wenn Sie über die guten Dinge des Alltags ebenso ausführlich sprechen wie über die Dinge, die Ihnen auf den Geist gehen?

In anderen Worten: eine positive Haltung soll nicht dazu führen, dass wir uns alles schön reden! Das funktioniert nicht und ist nicht gesund. Aber sie kann dazu führen, dass wir das Positive ebenso im Blick haben wie das Negative. Dass wir beidem einen Platz einräumen – und beide Teile des Alltagslebens so ins richtige Verhältnis rücken. Das entspricht nicht nur der Realität, sondern es motiviert uns auf Dauer auch. Vor allem dann, wenn wir die schönen Dinge noch ein wenig mehr feiern, als wir die schlechten beklagen.

Also: Warten Sie nicht darauf, dass irgendjemand Sie motiviert. Bringen Sie selbst Ihre Rädchen in Schwung und kommen Sie in Bewegung!

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