Schlank wollen viele Unternehmen sein. Doch allerorts lauern süße Verlockungen, die Unternehmen fett und träge machen. Und wie so oft im Leben reicht nicht nur der gute Wille, sondern es muss ein Kulturwandel einsetzten. Erst wenn das gelungen ist, schaffen Unternehmen abzuspecken und dauerhaft das Gewicht zu halten …
Lean-Management ist ein Managementansatz, der darauf abzielt, die Wertschöpfung im Unternehmen zu maximieren. Ziel ist es, Verschwendung jeglicher Art zu vermeiden und alle Aktivitäten der Wertschöpfung optimal miteinander zu verzahnen. Die wichtigsten Prinzipien des Lean-Managements werden in Abbildung 5 dargestellt.
Lean-Prinzip 1: Die Zufriedenheit des Kunden im Fokus
Was bedeuten die Lean-Prinzipien im Einzelnen? Starten wir mit der Kundenorientierung. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was muss getan werden, um die Bedürfnisse des Kunden zur richtigen Zeit und zu einem angemessenen Preis zu befriedigen? Diese Frage sollte die Unternehmensleitung so beantworten, dass jeder Mitarbeiter im Unternehmen versteht, was der Kunde will. Denn dann ist es dem Mitarbeiter möglich, sein Handeln entsprechend auszurichten. Ganz gleich, wo ein Mitarbeiter in der Firma tätig ist – ob in der Produktion, im Verkauf, im Einkauf oder der Konstruktion –, er wird sich bei jeder seiner Aktivitäten fragen, ob sie dazu dienen, eben jene Bedürfnisse des Kunden zur richtigen Zeit und zu einem angemessenen Preis zu befriedigen.
Das betrifft übrigens auch die interne Kundenorientierung – der Kollege wird dabei als Kunde betrachtet, um dann diese Frage zu beantworten: »Wie kann ich meine Arbeitsprozesse und -abläufe so gestalten, dass meine Kunden, also meine Kollegen, ohne Rückfrage und ohne Verzögerung weiterarbeiten können?
Wenn alle Mitarbeiter und Führungskräfte in allen Unternehmensbereichen diese Kundenorientierung leben, ist dieses Lean-Prinzip verwirklicht.
Lean-Prinzip 2: Verschwendung reduzieren und Wertschöpfung optimieren
Wir kommen zum Wertstrom-Prinzip: Wertstrom bedeutet, die Prozesse unter den Aspekten der Wertschöpfung und der Verschwendung zu betrachten. Als Verschwendung werden alle Prozesse und Tätigkeiten verstanden, die nicht unmittelbar der Steigerung des Wertes am Produkt oder der Dienstleistung dienen. Ziel ist es, alle Geschäftsprozesse und Unternehmensabläufe derart zu optimieren, dass Verschwendung vermieden und die Wertschöpfung erhöht wird, um den Kundenbedürfnissen und -erwartungen noch besser gerecht zu werden.
Lean-Prinzip 3: Prozesse und Abläufe als ganzheitlichen Ablauf betrachten
Das Fluss-Prinzip bedeutet, dass alle Prozesse und Tätigkeiten konsequent in einem Zusammenhang gesehen werden. Jede Unterbrechung im Fluss bedeutet Verschwendung – und deshalb hilft die Umsetzung von Flüssen, die Probleme zu erkennen und zum Beispiel Engpässe zu beseitigen. In der Produktion und der Verwaltung bedeutet dies etwa, alle Arbeitsschritte derart anzuordnen, zu koordinieren und zu harmonisieren, dass ein Arbeiten ohne Unterbrechungen und Verzögerungen möglich ist – und natürlich dient die Verwirklichung dieses Prinzips wiederum der Optimierung des Wertstroms und der Kundenorientierung.
Lean-Prinzip 4: Mit Pull-Prinzip für maximale Auslastung sorgen
Das Pull-Prinzip bedeutet, dass der nachfolgende Prozess sich genau das Material zieht, das er gerade benötigt. Dadurch wird vermieden, dass überflüssiges Material in Zwischenbeständen gelagert werden muss. Bestände sind Verschwendung und müssen vermieden oder zumindest auf ein Minimum reduziert werden. Der Materialnachschub geschieht mithin verbrauchsorientiert – nicht planungsgesteuert. Entscheidend ist, was der Kunde bis wann benötigt. Störungsfreiheit ist dafür eine Voraussetzung.
Lean-Prinzip 5: Durch Perfektion Fehler vermeiden
Bleibt als fünftes Lean-Prinzip die Perfektion: Die Prozesse sind nach der Null-Fehler-Philosophie aufgebaut und darum so gestaltet, dass keine Fehler und keine Abweichungen entstehen können. Die absolute Perfektion ist wohl nie erreichbar, muss aber angestrebt werden.
Wiederum gilt: Jede Nachbesserung ist Verschwendung, die strikt vermieden werden muss. So kann das Unternehmen die Liefertreue erhöhen, die Durchlaufzeiten verringern und vor allem die Kundenzufriedenheit steigern.
Merke: Die wichtigste Methode von Lean-Management ist die Wertstromanalyse. Mithilfe dieser Methode werden alle nicht wertschöpfenden Anteile der Arbeit identifiziert und anschließend so weit wie möglich eliminiert.
Dr. Albert Hurtz ist einer der Gründer der Unternehmensberatung PTA Praxis für teamorientierte Arbeitsgestaltung GmbH und hat 1995 zu dem Thema handlungsorientiertes Lernen in der Maschinentechnik promoviert. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der PTA und Projektleiter in zahlreichen Kundenprojekten. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Shop Floor-Management, Verbesserungsmanagement, KVP, Teamarbeit, Coaching und Training für Führungskräfte, Begleitung von Unternehmenszusammenschlüssen, Kultur- und Leitbildentwicklung und die Begleitung beim Aufbau von Produktionssystemen.
Daniela Best ist Diplom-Psychologin und seit 1998 Beraterin für Personal- und Organisationsentwicklung. Sie ist Partnerin der Unternehmensberatung PTA Praxis für teamorientierte Arbeitsgestaltung GmbH und leitet den Standort Herford.
Als Projektleiterin in zahlreichen Kundenprojekten betreut sie die Themenschwerpunkte Lean, Teamarbeit und Führungskräfteentwicklung. Verbesserungsprozesse sowie die Einführung von Shop Floor-Management und Produktionssystemen sind dabei Schwerpunkte ihrer Arbeit.