Denkt es dich?

Denken geht meist ohne unser Zutun – ganz von selbst. Mal gleicht es einem Stimmengwirr ohne echtem Ziel. Mal ist es nur ein Gedanke, der uns im Repeatmodus blockiert. Doch wie verlässt man solche Gedankensackgassen und schaltet das “Denken lassen” ab? Eigentlich ist es ganz einfach …

Denken geschieht meist ohne unser Zutun – völlig automatisch. Oft gleicht es einem Stimmengewirr ohne echten Zweck. Diese Stimmen führen ein Eigenleben und wir fühlen uns ihnen manchmal ausgesetzt. Dann plappern wir Dinge, die uns weder weiterhelfen noch guttun. Manchmal ist es auch nur ein einziger Gedanke, der sich wie in einer Endlosschleife immer wiederholt und uns so komplett blockiert. Du kennst das vielleicht: Man will sich unbedingt auf etwas konzentrieren, schweift aber immer wieder ab. Und jedes Mal ruft eine innere Stimme: »Du musst dich konzentrieren! Du musst dich konzentrieren!« Ist das wirklich hilfreich? Oder: Man kann abends nicht einschlafen und eine innere Stimme flüstert: »Schlaf endlich ein, schlaf endlich ein, schlaf endlich ein!« – und bringt einen so zum Verzweifeln.

Wenn du in solchen Gedanken-Sackgassen feststeckst, wird es höchste Zeit, wieder selbst zu denken. Soll heißen: Deine Gedanken im ersten Schritt bewusst wahrzunehmen, sie dann zu hinterfragen und anschließend zu steuern. Wenn du dich selbst motivieren willst, solltest du wissen, was du denkst und wie du deine Gedanken steuern kannst. Nur so kannst du dein Verhalten und deine Stimmung beeinflussen. Ja, auch deine Stimmung, denn Gedanken erzeugen auch Gefühle wie zum Beispiel Ärger, Unsicherheit oder Frust.

So hinterfragst und steuerst du dein Denken:

  •     Wahrnehmen: Was denke ich gerade?
  •     Wie wirkt dieser Gedanke auf mich? Ist er für mein Ziel förderlich? Geht es mir mit dem Gedanken gut?
  •     Wie verhalte ich mich, wenn ich das denke?
  •     Wie würde ich mich verhalten, wenn ich das nicht dächte?
  •     Was könnte ich denken, um meinem Ziel näherzukommen?

Aber was ist Denken überhaupt? Denken ist ein Vorgang, der sich aus inneren Bildern, Vorstellungen, Erinnerungen, Worten und Erkenntnissen zusammensetzt.

Und wo kommt so ein Gedanke plötzlich her? Zum Beispiel können ihn spontane Einfälle, Gefühle, Situationen, Sinneseindrücke oder Personen hervorrufen. Oder aber man entwickelt ihn abstrakt-konstruktiv. Neben dem automatischen Denken, das unbewusst, absichtslos, unwillkürlich und mühelos abläuft, gibt es nämlich noch das kontrollierte Denken, das bewusst, absichtlich, freiwillig und aufwendig ist.

Fest steht: Der Mensch hat ziemlich viele Gedanken. Der englische Physiker Robert Hooke berechnete im 17. Jahrhundert die »Zahl der Gedanken, die der Mensch fassen und speichern kann«. Er kam auf 3.155.760.000. Doch Hooke unterschätzte unser Gehirn. Heute wissen wir, dass sich unser Gehirn aus hundert Milliarden (eins mit elf Nullen!) Neuronen zusammensetzt und zwischen ihnen hundert Billionen (vierzehn Nullen!) Verbindungen bestehen. Jedes Neuron der Großhirnrinde steht in Kontakt zu 10.000 bis 20.000 Kollegen, die sich mit Dutzenden Botenstoffen ständig Nachrichten schicken. Die Möglichkeiten unseres Gehirns sind schier unbegrenzt.

Und das ist gut so. Schließlich muss uns das Gehirn am Leben halten. Das rationale Denken ist dabei ja nur eine Nebenfunktion! Und da verwundert es auch nicht, dass unser Gehirn zwanzig Prozent der gesamten Energie unseres Körpers verbraucht – obwohl es nur zwei Prozent dessen Gewichts ausmacht. Sechzig bis achtzig Prozent dieser Hirn-Energie verbraucht dabei die Kommunikation zwischen den Neuronen. Und die verstummt nie, egal, ob man eine Denksportaufgabe löst, diskutiert, lacht oder schläft. Erstaunlicherweise geht dabei weniger als ein Prozent für die Verarbeitung äußerer Eindrücke drauf. Dazu zählt zum Beispiel auch das Lesen schwieriger Texte. Unser Gehirn arbeitet immer. Es kennt keine Pausen. Selbst wenn wir versuchen, an nichts zu denken, verbraucht unser Oberstübchen jede Menge Energie.

Und man darf nicht vergessen: Gedanken erzeugen Gefühle – sogar recht starke. Probiere doch folgendes Experiment: Stelle dir vor, dass du ein paar Mal in ein Glas spuckst. Und dann, wie du deine Spucke aus dem Glas trinkst. Welches Gefühl entsteht? Ekel? Das ist doch irgendwie verrückt! Du hast das ja nur in deinen Gedanken getan und dennoch Ekel gefühlt. Abgesehen davon: Wir schlucken doch den ganzen Tag über unsere Spucke! Warum also nicht Spucke aus einem Glas schlucken?

Mein Tipp: Denke nicht zu viel! Denn durchs Denken verpasst du die Gegenwart, weil du geistig entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft bist. Lebe öfter mal ganz bewusst in der Gegenwart, indem du spürst, fühlst und atmest. Und dich nur darauf konzentrierst. Denke zum Beispiel einfach nur: »Ich atme ein … ich atme aus …« So kommst du ins Jetzt, ins Sein.

Es ist doch schade: Eigentlich wollen wir etwas Positives sagen, benutzen dafür aber negative Formulierungen. Ein Beispiel: Sie haben für ein paar Freunde gekocht. Der eine sagt: »Schmeckt nicht schlecht.« Ein anderer sagt: »Schmeckt lecker!« Fühlst du den Unterschied? Drücke Lob nicht durch die Verneinung eines negativen Wortes aus. Also: Lobe mal ausdrücklich mit positiven Worten – und zwar sowohl die anderen als auch dich selbst! Statt »nicht übel« sagst du »Klasse!« Statt »Das ist nicht verkehrt.« sagst du, »Das ist goldrichtig!« Statt »Das ist nicht dumm!« sagst du, »Das ist schlau!«

Wenn du positive Sprache bewusst einsetzt, wird auch dein Denken positiver. Du betonst das Positive in deinem Leben nicht nur stärker, du gibst ihm auch mehr Raum – und nimmst dadurch mehr Positives wahr. Mit einer positiven Sprache kann man sich auch viel leichter motivieren. Wie wirkt es auf dich, wenn du zum Beispiel denkst: »Ich bin gar nicht schlecht darin, mich auf etwas zu konzentrieren.«? Und wie wirkt es so: »Ich bin gut darin, mich auf etwas zu konzentrieren.«?

An der Art und Weise, wie eine Person spricht, erkennen wir, wie sie denkt, wie sie die Welt sieht. Hör mal genau hin und du wirst Interessantes entdecken.

Manchmal zerbrechen wir uns den Kopf anderer Menschen. Dabei haben wir mit unserem eigenen nun wirklich schon genug zu tun! Dennoch mischen wir uns mit unseren Gedanken, Worten und Handlungen immer wieder in fremde Angelegenheiten ein – obwohl es uns selten gut tut. Ja, manchmal leiden wir sogar regelrecht unter den Angelegenheiten eines anderen. Wir denken immerzu, was der andere lassen, anfangen oder ändern sollte. Aber es ist nicht unsere Angelegenheit. Es ist ihre oder seine!

Nach Byron Katie, der Begründerin der psychologischen Methode The Work, gibt es drei verschiedene Angelegenheiten: Meine, deine und die des Universums. Wenn du ein unangenehmes Gefühl bemerkst, frage dich, um wessen Angelegenheit es geht. Wenn es seit Tagen regnet, ist es die Angelegenheit des Universums. Wenn der Nachbar seinen Rasen nicht mäht, ist es die Angelegenheit des Nachbars. Und wessen Angelegenheit ist es, worüber du dich ärgerst? Deine! Und nur das kannst du aktiv gestalten und verändern. Bleibe also bei dir und deinen Angelegenheiten. Du trägst weder die Verantwortung für den Regen noch für den Nachbarn. Übernimm die Verantwortung für deinen eigenen Wirkungskreis, statt zu überlegen, was das Universum oder der Nachbar tun sollte.

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