Alternatives Denken – Die Macht der Gewohnheit (Teil III)

Fast jeder Mensch beruft sich bei seinen Entscheidungen auf seine bisherigen Erfahrungen in allen möglichen Sinnen. Auf Erfahrungswerte zu setzen, gilt gemeinhin als vernünftig. Das logische Denken gibt uns dabei die Möglichkeit, die Dinge abzuwägen und einzuordnen. Wir fühlen uns am sichersten, wenn die Abläufe einem vertrauten Schema folgen. Daraus ergibt sich jedoch auch die Gefahr, den traditionellen Denkweisen nur noch stur zu gehorchen, ohne sie dabei zu hinterfragen.

Fast jeder Mensch beruft sich bei seinen Entscheidungen auf seine bisherigen Erfahrungen in allen möglichen Sinnen. Auf Erfahrungswerte zu setzen, gilt gemeinhin als vernünftig. Das logische Denken gibt uns dabei die Möglichkeit, die Dinge abzuwägen und einzuordnen. Wir fühlen uns am sichersten, wenn die Abläufe einem vertrauten Schema folgen. Daraus ergibt sich jedoch auch die Gefahr, den traditionellen Denkweisen nur noch stur zu gehorchen, ohne sie dabei zu hinterfragen. Oft ist uns gar nicht bewusst, auf welche Vielzahl von Möglichkeiten wir damit verzichten. Einmal ausgetretene Wege werden schließlich nur ungern verlassen. – Es ist schon beinahe verpönt, den ureigenen Intuitionen zu vertrauen und Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu treffen. Tatsächlich haben wir es meist verlernt, das gesamte uns zur Verfügung stehende Spektrum zu nutzen. – Eine rationale Logik im Denken ist natürlich wichtig für jedes erfolgreiche Handeln, doch dürfen wir uns zugleich keine Scheuklappen aufsetzen, die uns den Variantenreichtum an Lösungswegen nicht mehr sehen lassen.

Ganz sicher haben Sie irgendwann auch einmal auf die Frage „Warum machen Sie das so?“, die doch sehr unbefriedigende Antwort „Weil ich das schon immer so mache!“ erhalten. Und vermutlich haben Sie schon am eigenen Leibe erfahren, wie schwierig es bspw. ist, in einem Unternehmen neue Strukturen und ungewohnte Arbeitsprozesse zu etablieren. Wer Veränderungen anvisiert, trifft anfangs nur selten auf Begeisterung. Die Betroffenen sträuben sich, protestieren schon rein prophylaktisch, sind voller Sorge und berufen sich darauf, dass bisher doch auch alles irgendwie funktioniert hat. – Einige Zeit später stellt sich dann heraus, dass der eingeleitete Wandel doch ganz sinnvoll war und sogar enorme Erleichterungen mit sich brachte. Heute hat man bspw. bereits vergessen, wie groß und verbreitet die Angst vor Computern in den 80er und 90er Jahren war. Es gab wohl kaum eine Sekretärin oder Schreibkraft, die nicht lamentierte, wie kompliziert diese neuen Dinger doch seien. – Hätte man auf sie gehört, sie würden heute noch vor Schreibmaschinen sitzen und eifrig Tipp-Ex gebrauchen…

Computer sind heute so selbstverständlich geworden, wie es früher einmal die Schreibmaschine gewesen ist. Aber was passiert, wenn nun von einer altbewährten Software auf eine neue umgestellt wird? – Wieder stößt man auf Widerstand und mangelnde Bereitschaft, sich dem Neuen zu öffnen. Sie sehen: Die Mechanismen wiederholen sich und werden auch zukünftig nach dem gleichen Muster verlaufen.

Endgültigkeit heißt Stagnation

Es ist ein Fehler, einen hergestellten oder erreichten Zustand als endgültig zu betrachten. Jede Endgültigkeit verursacht Stagnation und beeinträchtigt damit unser Vorwärtskommen, das Endgültige behindert jede Innovation und auch den persönlichen Erfolg.

Gleichzeitig hat es so etwas wie absoluten Stillstand in der Geschichte der Menschheit (glücklicherweise) noch nie gegeben. Eben weil alles fließt, wusste schon Heraklit vor 2500 Jahren, kann auch niemand zweimal in den gleichen Fluss steigen. Doch diese Erkenntnis scheinen wir im täglichen Leben nur zu gerne zu vergessen. Wir neigen dazu, uns selbst ein starres Korsett zu verpassen, das dann den Handlungsspielraum insgesamt einengt. Aus unseren Erfahrungen entstehen im Laufe der Zeit feste Denkmuster, die uns mehr oder weniger gefangen halten und sich kaum noch auflösen lassen. Schließlich sind wir aus uns selbst heraus kaum noch fähig, Gedanken zu entwickeln, die sich außerhalb dieses konstruierten Rahmens befinden. – Kaum dass wir neue Wege beschreiten und unbekanntes Terrain ergründen wollen, werden wir daher auch mit der Angst vor allen möglichen Konsequenzen und einer Vielzahl von Zweifeln konfrontiert. Für uns ist es bequemer, eventuelle Wagnisse folglich schon im Vorfeld zu vermeiden. Bevor wir bekanntes Fahrwasser verlassen, versuchen wir lieber, alle Gegebenheiten in die dafür vorgesehenen, wohl geordneten Bahnen zu lenken.

Auf Entdeckungsreise gehen und Alternativen finden

Wenn wir nun allmählich lernen, den eingeengten Horizont zu erweitern und über den berühmten Tellerrand hinauszuschauen, heißt das nicht, dass sich damit alles grundsätzlich ändern soll. – Ziel ist es vielmehr, das eigene Handlungsspektrum zu vergrößern. Die Entscheidungen treffen wir nach wie vor selbst, nun allerdings bewusster und freier von äußeren einzwängenden Einflüssen. Gerade das Berufsleben wird gemeinhin vom logischen Denken dominiert, hier gilt es, einen klaren Kopf zu bewahren und alle Entscheidungen wohl durchdacht abzuwägen. Dabei kommt uns jedoch eine Vorurteilslosigkeit oft abhanden. Wodurch Entscheidungen, die wir für gut überlegt halten, letztendlich doch nur auf einer allzu gewohnheitsmäßigen Denkweise beruhen, von der wir uns nicht trennen können. Schnell ist man geneigt, sich selbst etwas vorzugaukeln, gerade wenn sich daraus eine bequeme Lösung nach bewährtem Muster ergibt.

Der eigene Handlungsspielraum erhöht sich, wenn wir unsere Denkprozesse hinterfragen und auch Zweifel zulassen und gleichzeitig intuitive Momente ernst nehmen. Natürlich kann uns dabei auch unsere Intuition einen Streich spielen, weil auch diese selten völlig frei von unseren Erfahrungswerten ist. Die Sache erscheint somit komplex und kaum mehr entwirrbar. Doch wenn wir jede Entscheidung kritisch überprüfen und anschließend noch immer davon überzeugt sind, obendrein noch ein gutes Gefühl dabei haben, können wir kaum falsch liegen. Es kommt darauf an, jederzeit flexibel zu bleiben und nicht nur fortwährend nach ein und demselben Schema zu verfahren. Doch, wie schon der römische Dichter Ovid wusste: Nichts ist mächtiger als die Gewohnheit. Daher ist es auch nicht leicht, auf starre Meinungen zu verzichten. Tatsächlich entstehen etliche Probleme allein deshalb, weil wir zu viele Dinge für absolut und endgültig erklären. Wer stets nach dem Motto „So, und nicht anders!“ verfährt, engt sich selbst ein und erntet letztlich nur Unzufriedenheit und Misstrauen.

Alternativen dies- und jenseits der Logik

Eine Entscheidung oder eine Meinung, die sich aufdrängt, muss nicht zwangläufig die richtige sein, selbst wenn sie noch so logisch anmutet. Denn die möglichen Alternativen, die neben der „einzig wahren Entscheidung“ stehen, sehen wir oft gar nicht – weil wir sie nicht sehen wollen. Sie werden erst dann erkennbar, wenn wir uns trauen, den Ballast der starren Meinungen über Bord zu werfen und gelegentlich Zweifel an unserer gewohnten Denkweise anmelden. Hier kann es sehr aufschlussreich sein, eine Situation, die sich uns stellt (und die wir vielleicht nach altbewährtem Muster meistern wollen), mit all ihren Handlungsvarianten einmal durchzuspielen – und zwar ganz unabhängig davon, ob eine der Handlungsmöglichkeiten für uns tatsächlich infrage kommt oder nicht. Begeben wir uns auf das Terrain jenseits der vordergründigen Logik und Wahrscheinlichkeit, zeigt sich schnell, dass ein quasi unerschöpflicher Fundus an Alternativen zur Verfügung steht. Wir brauchen dem automatisierten Denken nur einen Riegel vorzuschieben, ein wenig Phantasie zuzulassen, und schon zeigt sich das ganze Spektrum der zuvor verborgenen Alternativen. Anstelle von einer einzigen Lösung ergeben sich plötzlich unzählige Optionen. Nicht selten kommt dabei eine wahre Chaoslawine ins Rollen. Und wer jetzt noch einmal auf die Anfangssituation schaut, sieht sofort, dass es die „eine“ Lösung schlichtweg nicht gibt.

Jetzt steht die althergebrachte Lösung zur Verfügung, hinzu kommen unzählige Alternativen sowie Kombinationen der unterschiedlichen Ansätze. Unser Handeln bleibt nicht mehr auf eine isolierte Option beschränkt, allein weil das Denken weniger fixiert ist und spielerisch den gesamten zur Verfügung stehenden Variantenreichtum in Betracht zieht. Vielleicht sollten wir es uns daher zur Gewohnheit machen, mit den konventionellen Gewohnheiten zu brechen, sie zumindest zu hinterfragen. So können wir immer auf eine breite Palette an Alternativen zugreifen. Wichtig ist hierbei, eben jene Variante zu finden, die der eigenen Persönlichkeit und den individuellen Fähigkeiten am ehesten entspricht. Damit kommen wir nicht nur zu vielschichtigeren und intelligenteren Entscheidungen, die variabel auf die jeweilige Situation abgestimmt sind – oft vergrößert sich zusätzlich die eigene Zufriedenheit, weil wir nicht mehr in traditionellen oft sehr fremden Mustern feststecken, deren wir vielleicht schon selbst längst überdrüssig sind.

Ein vom Ballast der Gewohnheit befreites Denken trägt immer zu einer konstruktiven Problemlösung und Entscheidungsfindung bei. Das Alternative Denken hilft zusätzlich bei der persönlichen Zieldefinition und dem anschließenden Erreichen der gesetzten Ziele. Wenn wir für uns Ziele markieren wollen, können wir auch hierbei auf eine größere Spannbreite zurückgreifen. Denn auch unsere Ziele sind keine starre, absolute Größe – um mit ihnen umzugehen, stehen ebenso viele Möglichkeiten bereit, wie es die unterschiedlichsten Wege gibt, die Ziele zu erreichen. Und dies gilt für sehr klar formulierte Zielsetzungen genauso wie für noch vage Absichtserklärungen.

Neue Zielsetzungen durch Alternatives Denken

Der alternativ denkende Mensch schließt keine Zielsetzung schon im Vorfeld aus; er ist bemüht, nicht ständig zu vergleichen und zu bewerten. Aus dem Vergleich der eigenen Person mit anderen resultieren häufig störende Befürchtungen. Wir sehen uns damit konfrontiert, dass die eigenen Fähigkeiten nicht ausreichend sind und trauen uns schließlich kaum, größere Zielsetzungen in Angriff zu nehmen. Stehen größere Anstrengungen bevor, entsteht oft ein sich im Kreis drehendes Gedankenchaos, das nicht selten dazu führt, doch lieber alles beim Alten zu belassen. Mit einer flexiblen Denkweise ändert sich dagegen häufig die Wahrnehmung der sich stellenden Aufgaben. Und eine veränderte Wahrnehmung führt meist eine ganz neue Dynamik mit sich: Wir werden bereit für Veränderungen und können damit auf Kräfte zugreifen, die zuvor in destruktive Kanäle versickerten.

Sammeln Sie geeignete Ziele, und setzen Sie sich dabei keine zu engen Grenzen – denken Sie dabei an Alternativen und an alternative Wege der Realisierung. Jedes Ziel sollte erreichbar und möglichst frei von äußeren Einflüssen sein und obendrein einem echten inneren Wunsch entsprechen. Hochgesteckte Ziele lassen sich meist in pragmatische Teiletappen einteilen – so können Sie schon bald erste Erfolge verbuchen und sich damit für den weiteren Weg motivieren. Erlauben Sie sich jederzeit eine Kurskorrektur, damit Sie weiterhin auf die Herausforderungen des Augenblicks reagieren und auf Alternativen zugreifen können.

Ohne Zielsetzungen, die durchaus auch mutig sein können, bleiben wir im festen Gefüge alter Gewohnheiten stecken, wir schränken so die eigenen Fähigkeiten ein und behindern den persönlichen Erfolg. Entscheiden Sie sich nicht immer nur für das “objektiv richtige” Ziel, achten Sie auch auf das subjektive und ganz persönliche Empfinden. Hierdurch erhöht sich die Chance, dass Sie sich nicht nur für eine Zielsetzung entscheiden, sondern schließlich auch tatsächlich zur Tat schreiten und mit der Ausführung Ihres Vorhabens beginnen.

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