Worauf kommt es bei der Krisenbewältigung wirklich an?

Krise ist inzwischen Normalzustand, fast sind wir schon daran gewöhnt. Wir haben nicht nur eine Krise, wie wir das aus früheren Jahrzehnten kennen, wir haben Dauerkrise. Und wir haben viele Krisen auf einmal, die „Krisenexperten“ sprechen von einer multiplen Krise. Zählen wir mal ein paar der aktuellen Krisen auf:

Klimakrise, Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Materialengpässe, nicht nur bei den strategischen Materialie, Krise der Lieferketten und Lieferengpässe, Kostenexplosionen, Coronakrise, Demografiekrise und Arbeitskräftemangel, Bürokratiekrise, Demokratiekrise

Das ließe sich bereits heute schon noch um eine ganze Reihe weiterer Krisen ergänzen. Und absehbar ist, dass es mit der Zeit immer mehr werden. Es ist so, als würden irgendwo kleine bis schwere Lawinen abgehen, die immer mehr auslösen, bis dann das ganze Gebirge im Chaos zu Tale rollt.

Charakteristisch ist, dass sich diese einzelnen Krisen gegenseitig bedingen, auslösen, verstärken. Eine allein wäre schon komplex und somit unvorhersehbar genug, aber in ihrer Vielfalt erzeugen sie ein Vorhersage-Desaster.

Charakteristisch ist weiterhin, dass, je weniger wir wissen (können), desto mehr Ideen gibt es, die Krisen zu bewältigen. Sicher sind viele dieser Ideen gut, manche sind wahrscheinlich sogar brillant. Andere wirken weit hergeholt oder widersprechen sich einander. Über all diese Ideen kann man trefflich streiten – und das wird auch ausgiebig getan. Richtig so!

Über eines sollten sich jedoch die Leader dieser Welt im Klaren sein: Es gibt in jeder Krise, ausnahmslos in jeder, und auch dann, wenn wir es mit vielen Krisen gleichzeitig zu tun haben, also auch in einer multiplen Krise, nur ein oder zwei Schlüsselfragen, von deren erfolgreicher Beantwortung, Handhabung und Lösung die Bewältigung der konkreten Sachprobleme abhängen:

#1: Wie kommunizieren wir so, dass alle Beteiligten auf einem adäquaten Wissensstand und optimistisch gestimmt sind?

#2: Wie erzeugen wir zwischen den unterschiedlichen Akteuren mit ihren unterschiedlichen Interessen Einigkeit im Handeln, wie erzeugen wir Gemeinsamkeit?

Nur wenn diese Fragen in den Fokus genommen und beantwortet werden, wenn sie zu konsequentem Handeln führen, werden wir die vielen und hochkomplexen Sachprobleme lösen können. Die „Hintergrundthemen“ Kommunikation und Gemeinsamkeit sind die entscheidenden Hebel, mit denen die gewaltigen Herausforderungen bewältigt werden können. Mit diesen beiden Fragen müssen sich die Spitzenleute in den Unternehmen, die führenden Politiker, ja sogar die Eltern und Großeltern in den Familien beschäftigen. Kommunikation und Gemeinsamkeit gehören ganz oben auf die Agenda!

Allerdings, ich beobachte immer wieder, dass sich die Krisen-Diskussionen ausschließlich um die Sachfragen drehen. Gerade kürzlich konnte ich die Gedanken und Konzepte des niedersächsischen Wirtschaftsministers hören, anlässlich seines Vortrags beim Tag der Niedersächsischen Wirtschaft. Er war kompetent und faktensicher, exzellent, mitreißend, kühn in seinen Lösungen. Auch klang in seinen Worten der Apell an Gemeinsamkeit an, unbenommen. Aber die Sachthemen dominierten, die entscheidenden „Hintergrundthemen“ Kommunikation und Gemeinsamkeit blieben marginal.  Kein Fokus, kein Ruck, keine Idee und keine Aktion, die Menschen im Lande zu erreichen und mitzunehmen, sie unter einem Banner zu einen. Ich fürchte, das wird nicht reichen.

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