Was ist eigentlich Flow?

Wenn ein Stabhochspringer fünf Meter locker überspringt, sind fünf Meter fünf für ihn eine neue Herausforderung, vier Meter fünf dagegen eine Frechheit. Das Wollen und damit auch die Motivation bewegen sich in einem ständig leicht ansteigenden Kanal, den der Glücksforscher (was für ein wunderbarer Beruf!) Mihaly Csikszentmihalyi als Flow-Kanal bezeichnet.

Innerhalb des Kanals geht die Arbeit leicht von der Hand, wir laufen zur Höchstform auf, ganz ohne Anstrengung: keine Schweißperlen auf der Stirn, keine verkniffenen Lippen, kein Stress im Nacken. Keine Sekunde sinnieren wir über die Zukunft, keinen Augenblick verschwenden wir an die Vergangenheit. Wir arbeiten im Hier und Jetzt, gehen völlig in unserer Arbeit auf, sie gibt uns das wunderbare Gefühl vollster Zufriedenheit, sie lohnt sich und macht Spaß. Und sie erzeugt Momente des Glücks.

Alles in allem ein höchst beneidenswerter Zustand, der quasi ein wenig süchtig macht. Wer zielorientiert und selbstbestimmt arbeiten darf, wer Anerkennung und Wertschätzung erhält, wer abwechslungsreiche, vielgestaltige Aufgaben hat, kennt eine Menge solcher Momente. Mitarbeiter im Flow werden zu Treibern des unternehmerischen Erfolgs.

Unterhalb des Kanals ist den Menschen langweilig; sie suchen dann Flow in der Freizeit. Oberhalb des Kanals sind die Anforderungen zu groß, Angst und Resignation machen sich breit. Mit einem Menschen, der Leistungs- oder Versagensängste hat, können Sie nicht viel anfangen.

Bei Mitarbeitern Angst auszulösen ist einer der schlimmsten Führungsfehler. Wer sich dem ausgeliefert fühlt, ist im Dauerstress und reagiert mit allen Formen negativer Aggressivität, also im schlimmsten Fall auch mit Alkohol, Drogen und Gewalt.

Hohe Anforderungen gehören daher in kleine Einheiten verpackt. Die Meßlatte wird Zentimeter um Zentimeter höher gelegt, und zwar erst immer dann, wenn sie sicher übersprungen wurde. Das bedeutet konkret, der Mitarbeiter muss zunächst qualifiziert werden, um die nächste Höhe überhaupt nehmen zu können. Nur so entwickelt sich das nötige Selbstvertrauen, sogar große Herausforderungen anzunehmen.

Was können Führungskräfte tun, um ihren Mitarbeitern Flow-Erlebnisse zu verschaffen? Sie können:

  • mit den Mitarbeitern gemeinsam Ziele entwickeln, anstatt sie einfach vorzugeben
  • die Stärken der Mitarbeiter stärken, anstatt auf Schwächen herumzutrampeln
  • Sinn in der Arbeit vermitteln, (gerade noch) zu bewältigende Herausforderungen anbieten
  • den Mitarbeitern Spiel-Räume geben, und zwar zusammen mit den dazugehörigen Kompetenzen
  • als Chef berechenbar sein, zuverlässig und klar in Auftreten und Anweisungen, aus Unsicherheit Sicherheit machend
  • den Mitarbeitern Rückmeldungen über die Qualität ihrer Arbeit geben, also konstruktive Lob- und Fehlergespräche führen
  • regelmäßig mit den Mitarbeitern dialogisieren, um zwischenmenschliche Verbundenheit zu schaffen

Wer seine Mitarbeiter erfolgreich macht, wird selbst erfolgreich. Dies erfordert, deren Arbeitsumfeld so zu gestalten, dass sie ihre natürliche Motivation ausleben, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiterentwickeln und ihre Talente optimal einbringen können.

Hierbei gilt es, Sorge dafür zu tragen, dass die Passung zwischen den persönlichen Präferenzen der Mitarbeiter und der tatsächlich zu leistenden Arbeit so groß wie möglich ist. Denn dauerhaft motiviert und voll leistungsfähig sind wir nur im Kernbereich unserer Talente.

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