Sprich darüber

In den allermeisten Fällen interagieren wir durch unsere Sprache mit anderen Menschen und mit uns selbst. Und es ist völlig klar, dass eine positivere Sprache zu einer positiveren Kommunikation führen wird. Sprache kann dir helfen und leider auch schaden: »Beschränkende Glaubenssätze« und »Die Opferhaltung«. Wenn du aber Verantwortung übernimmst, könntest du auch darauf achten, wie du mit dir selbst und mit deinen Mitmenschen sprichst.

Wer fragt, führt

In diesem Artikel bringe ich dir näher, wie und warum wir mit Positivität eine wirkungsvolle Veränderung schaffen können. Nicht nur für uns, sondern durch unsere Vorbildrolle und unsere Fragen auch für unsere Mitmenschen.

Warum solltest du in Führung gehen? Weil du für dich entschieden hast, positive Aspekte zu fokussieren; damit gehst du selbst aktiv voran. Letztlich bist du damit direkt in (Selbst-)Führung.

Das Buch zum Thema

Positiv wirkt
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Das Zitat, welches ich am häufigsten verwende und welches mir definitiv als Richtschnur für meine eigenen Entscheidungen dient, ist von Götz W. Werner, dem Gründer von dm-Drogeriemarkt.

»Wer fragt, führt!« ist aus seinem Buch »Womit ich nie gerechnet habe!« und beschreibt eine einfache Mechanik in der menschlichen Kommunikation. Eine einfache Frage kann die Aufmerksamkeit der Zuhörenden in eine Richtung lenken, ohne dass ich selbst bestimmen muss, wie die Zuhörenden eine Entscheidung treffen. Ich kann als Fragender respektvoll die Aufmerksamkeit auf positive Aspekte lenken, ohne dabei übergriffig zu sein oder für meine Zuhörenden zu denken.

Wer fragt, führt!

Götz W. Werner, 1944-2022, Gründer von dm-Drogeriemarkt

Wenn das Kundenteam gerade darüber nachdenkt, das Produkt in einem weiteren europäischen Land zu vertreiben, und die Probleme sammelt, kann ich mit einer einzigen Frage: »Nach dem Lösen der Probleme haben wir welche Chancen?«, den Fokus verschieben. Damit kann ich neue Perspektiven schaffen, ohne die Themen der Zuhörenden an den Rand zu drängen.

Hier genau kommt die Macht von »Positiv wirkt« ins Spiel. Es geht in einer Diskussionssituation nicht darum, immer tief in der Materie zu stecken, es braucht keine besondere Expertise. Es braucht die Entscheidung, die Haltung, immer wieder die positiven Aspekte in den Fokus zu holen. Wenn die Zuhörenden noch länger in ihrer Problemperspektive verweilen wollen, kann ich das respektieren und meine Frage später wiederholen. Es genügt eine einzige Frage, ein einzelner Punkt auf der Agenda, eine einzige Anmerkung, und das gesamte Gremium sieht das komplette Bild. Wie gesagt, es geht nicht darum, nur das Positive zu sehen, sondern eine balancierte, vollständige Sicht auf die gesamte Situation hilft in den meisten Fällen, die besten Entscheidungen zu treffen. »Positiv wirkt« bedeutet somit, genau an diese Frage zu denken, dieser Frage nicht müde zu werden und festzustellen, wenn das betrachtete Bild nicht ausgewogen ist.

Immer wieder verwenden wir einfach Phrasen, ohne darüber nachzudenken. Das spart uns Energie und macht uns sozial bindungsfähiger. Deine Entscheidung, Positivität auszuprobieren, kann auch hier kleine Auswirkungen haben. Statt »Wie geht‘s dir?« kannst du gerne »Wie gut geht‘s dir?« fragen. Das macht in den meisten Fällen kaum einen Unterschied, nicht selten wird es überhört. Und ich selbst habe immer wieder Begegnungen, die dann in eine unerwartete Richtung starten.

  • »Wie gut geht‘s dir?«
  • »Wow. Danke der Nachfrage, tatsächlich bin ich gerade erfolgreich unterwegs und ich kann fast nirgendwo darüber sprechen!«

Es wird fast erwartet, sich zu beschweren, zu jammern oder zu klagen. Da fällt es leicht, zuzustimmen, und schwupp verliert die Kommunikation an Energie. Durch die Frage »Wie gut geht‘s dir?« bekommt das Positive eine Chance, angesprochen zu werden. Diese Frage wurde mir das erste Mal von meiner Kollegin Sonja Deutschmann gestellt und gehört seitdem zu meinem festen Repertoire.

Stell dir folgende Situation vor: Jemand ruft: »Achtung, das Gebäude stürzt ein – alle raus aus dem Haus!« Wie zugänglich bist du jetzt noch für positive Informationen? Gar nicht? Das ist gut so. Weil es dein Überleben schützt. Im inneren wie im äußeren Dialog wird das Positive nur gehört, wenn es VOR dem Negativen gesprochen wurde, sonst dominiert das Negative, weil wir unterbewusst eine Gefahr damit verbinden. Begrüßungsfragen wie »Wie gut geht es dir?« helfen dir, die Gesprächssituation für Positives zu öffnen.

Ich habe bei einem Seminar an einem Experiment teilgenommen. Wir durften vierundzwanzig Stunden nicht motzen, jammern, meckern. Wir haben versucht, uns immer wieder auf positive Dinge auszurichten. Das Ergebnis? Probiere es aus. Ich für meinen Teil hatte einen wunderbaren Abend, voller Wertschätzung, Dankbarkeit und Positivität. Selbst wenn eine S-Bahn ausfällt oder die Bedienung eine Bestellung falsch notiert. Es ist deine eigene Entscheidung, der S-Bahn oder dem falsch servierten Kaffee die Bedeutung beizumessen, dass die Stimmung beeinflusst wird. Du kannst dich entscheiden, diesen Dingen nicht mehr Wert und Wirkung zuzusprechen, als sie eigentlich haben sollten. Du konzentrierst dich auf die schönen Dinge und die tollen Menschen um dich herum. Welche Rolle spielt dann die Ankunftszeit oder das Getränk?

Probiere es aus! Fang mit einer Stunde an und erweitere deine Spielwiese. Achte darauf, wie du mit dir im inneren Dialog sprichst. Das kannst du ohne Risiko üben und es macht einen Riesenspaß!

Ein toller Einstieg, gerade in den inneren Dialog, ist die Frage: »Wie gut geht‘s dir?«

Sprache hilft

In vielen Bereichen unseres Lebens interagieren wir durch Sprache mit unserer Umwelt und uns selbst. Wenn wir denken, führen wir einen inneren Dialog, sind genau genommen mit uns selbst über Sprache im Austausch.

»Aber« oder »und«?

Unsere Stimmung und Haltung zu einer besonderen Situation spiegelt sich direkt in unserer Sprache wider.

Kleines Beispiel:

Klaus: »Karin, lass uns morgen nach Paris fahren!«

Karin: »Aber da regnet es!«

Karin ist offensichtlich kurz angebunden und bringt sofort Probleme und Einwände, angeführt durch das Aber, ins Spiel. Durch das kleine Wort »aber« ist die Energie dieser Einladung zerstört und niemand kann Klaus verdenken, wenn er keine Lust mehr auf den Kurztrip zum Eiffelturm hat. Mit nur einem kleinen Wort, das du austauschen kannst, ändert sich die komplette Energie dieser Kommunikation.

Klaus: »Karin, lass uns morgen nach Paris fahren!«

Karin: »Und wir dürfen die Regenschirme nicht vergessen, da soll es regnen!« oder »Und in welches Museum gehen wir, wenn es regnet?« oder »Und wir fahren nächstes Wochenende, da soll das Wetter besser sein!«

In diesem Beispiel ist Karin im Lösungsraum, sie akzeptiert das vielleicht schlechte Wetter, lässt sich davon nicht aufhalten. Für das angenommene Problem wird eine direkte Lösung geliefert und man kann die Vorfreude auf die Reise spüren. Es geht in diesem Beispiel nicht darum, das schlechte Wetter oder etwaige Probleme zu ignorieren. Dieses kleine Wörtchen »aber« bringt eine Menge Kontextinformationen mit sich, die wir in der Gesprächssituation unterbewusst wahrnehmen.

Du kannst morgen früh entscheiden, für den morgigen Tag darauf zu achten, wie oft du »aber« benutzt. Wann immer du »aber« verwenden möchtest, kannst du kurz innehalten, eine Lösungsidee finden und diese mit einem »und« in dein Gespräch einfließen lassen. Du wirst schnell merken, dass nicht nur deine Haltung und Stimmung, sondern die Stimmung und Haltung aller Beteiligten sich zum Guten ändern wird.

Das funktioniert natürlich auch im inneren Dialog. Wann immer du dir selbst mit »aber« eine Option schlechtredest, kannst du eine bessere Option finden und sie dann mit »und« verknüpfen. Aus »Ich müsste heute trainieren, aber ich fühle mich nicht gut!« wird ein »Ich müsste heute trainieren und um mich zu schonen, mache ich nur einen langen Spaziergang!«.

Das sind sprachlich keine großen Unterschiede, doch die Haltung hinter dem Thema ist eine andere. »Aber« vernichtet Optionen und Energie, während »und« immer nach Lösungen sucht oder weitere Optionen schafft. Dadurch bleibst du in der aktiven Haltung und gestaltest eine für dich passende Lösung. Leider führt das Aber in die Passivität.

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