Psychologische Sicherheit lässt sich nicht einfach im Unternehmen installieren. Kein Berater, kein Coach kann sie schaffen. Sie lässt sich weder top down noch bottom up installieren. Mitarbeiter und Führungskräfte sind gleichermaßen dafür verantwortlich. Psychologische Sicherheit beginnt bei jedem selbst – sie muss gelebt werden. Doch die ersten Schritte, die Intitalzündung muss von der Führung ausgehen.
Psychologische Sicherheit ist nichts, das sich einfach so installieren lässt.
Veränderungen werden immer dann notwendig, wenn Führungskräfte merken, dass etwas (im Unternehmen ) nicht mehr rund läuft. Der Druck für die Veränderung kommt aus dem Außen und sie sind dafür offen und bereit, neue Formen des Arbeitens zu etablieren. Bis zu diesem Punkt ist alles gut. Der Stress beginnt an dem Punkt an dem sie merken, dass sich mit den neuen Methoden keine sofortige Verbesserung einstellt.
Spüren Führungskräfte bspw. zunehmende Widerstände unter den Mitarbeitern oder nehmen Unsicherheit bei den anderen Führungskräften wahr, verfallen sie schnell in alte Muster.
Aus Angst zurück zur Kontrolle
Sie möchten wieder die Kontrolle zurückerlangen, die ihnen ist uns abhanden gekommen ist. Das macht ihnen Angst. Meist versuchen sie über Mikromanagement und Druck Herr der Lage zu werden, um so wieder in ihr Stresstoleranzfenster zu kommen. Auf diese Strategien konnten sie sich in der Vergangenheit immer verlassen und waren damit erfolgreich. Also, warum etwas ändern?
Das alles läuft völlig unterbewusst ab. Sie handeln dabei nach bestem Wissen und Gewissen. Sie verhalten sich so, wie es unser Welt- und Selbstbild vorgibt.
Diese Stelle ist nun die entscheidende, ob eine wirkliche Veränderung stattfinden wird oder nicht: Sollten wir mit unser alten Strategien Erfolg haben, wird damit unser Selbst- und Weltbild bestätigt. Der Kreislauf wird so weitergehen. Die andere Möglichkeit ist, dass sich die Situation verschlechtert, Mitarbeiter kündigen oder vermehrt aufgrund von Krankheit ausfallen.
Das System steht unter Stress
Erst wenn Führungskräfte bereit sind, hinzuschauen und sich eingestehen, dass das ganze System unter Stress steht – sie selbst eingeschlossen –, werden wir den Blick für neue Lösungsstrategien haben, um mit der eigenen Angst und den Befürchtungen der Mitarbeiter umgehen zu können.
Sie können dann sehen, dass die Symptome, die sich im Verhalten bei seinen Mitarbeitenden zeigen, von Angst geprägt sind und die Ursache dafür nicht bei den Mitarbeitern zu suchen ist. Das heißt, die wirkliche Veränderung findet erst statt, wenn Führungskräfte bereit ist, ihr Bild von sich, von Arbeit und von dem Menschen zu verändern.
Mit der Veränderung dieses Bildes ändert sich der Blick auf das Außen. Wenn Mitarbeiter in ihrem Leben immer wieder die Erfahrung gemacht haben, dass sie die Dinge allein regeln müssen und sie keine Unterstützung bekommt, wird es für ihn ein großer Schritt sein, in die Verbindung zu seinen Führungskräften zu gehen und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Und wie kann psychologische Sicherheit entstehen?
Um Rat zu fragen und offen darüber zu sprechen, wo er Probleme sieht, aber noch keine Lösung hat, wird ihn viel Überwindung kosten. Aber genau darin kann die Lösung liegen und genau dieser Schritt kann zur Sicherheit bei seinen Führungskräften führen. Denn psychologische Sicherheit entsteht nicht dadurch, dass einer vorn steht und Lösungen vorgibt. Sicherheit entsteht durch Verbindung und das Gefühl, nicht allein zu sein und im Miteinander jeder Herausforderung begegnen zu können.
Wenn diese innere Veränderung stattfindet, dann gibt es die Möglichkeit, diese Verbindungen im Unternehmen aufzubauen und so für die psychologische Sicherheit im System zu sorgen. Mit dieser Sicherheit werden die Mitarbeitenden auch bereit sein, neue Methoden auszuprobieren.
Psychologische Sicherheit beginnt oben und wirkt sich nach unten aus. Psychologische Sicherheit von unten aufzubauen, ist möglich, aber es ist schwierig, solange von oben andere Wirkmechanismen ausgehen. Denn eine Führungskraft mit seinem alten Selbst- und Weltbild wird andere Strukturen und Prozesse im Unternehmen etablieren als eine Führungskraft, die das Vertrauen und den Fokus auf die Stärken seiner Mitarbeiter legt.
Birgit Schumacher interessierte sich schon in ihrem Volkswirtschaftsstudium für die Beantwortung der Frage, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Menschen kooperieren und gut zusammenarbeiten können. In ihrer praktischen Arbeit als Wirtschaftsmediatorin und Coach unterstützt sie Führungskräfte und Geschäftsführer*innen dabei, ein Umfeld zu etablieren, in dem die Mitarbeitenden neue Ideen einbringen und Problemstellungen selbstorganisiert lösen. In Workshops und Vorträgen gibt sie Einblick in das Thema der psychologischen Sicherheit und zeigt Ansätze auf, die dafür notwendig sind.