Make it safe! Wie Sie in Mitarbeitergesprächen die Veränderungsbereitschaft erhöhen!

Mitarbeitergespräche positiv führen: Ein Jahr später. Zum Jubiläum hebe ich heute einmal drei Dinge hervor, die sich als besonders nützlich aus dem Buch – aus Sicht der Leser – erwiesen haben und komme auf drei Dinge zu sprechen, die – wie mir im letzten Jahr klar wurde – auch noch mehr Raum im Buch verdient hätten, aber man lernt ja nie aus. Ich schließe mit einem Fazit.

Das Buch zum Thema

Mitarbeitergespräche positiv führen:
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Drei Dinge, die für unsere Leser einen hohen Wert haben

  • Hands on für „Ersties“ bei Mitarbeitergesprächen
  • Interviews zeigen Blick in die Praxis und zeigen die Komplexität des Themas
  • Communication Journey gibt Impulse mehr zu sprechen – das merken viele auch durch etablierte Remote-Führung

Make it safe! Das SCARF-Modell

Es gibt, der Forschung David Rocks zufolge, zentrale Faktoren, die dazu beitragen, dass Menschen überhaupt offen für ein Gespräch sein können oder sich mit einem ausreichenden Sicherheitsgefühl mit neuen Aufgaben und Informationen auseinandersetzen können. Diese fünf Faktoren fasst Rock im SCARF-Modell (Status, Certainty, Autonomy, Relatedness, Fairness) zusammen. Mitarbeiter(innen) sind also zugänglicher, offener und kooperationsbereiter, wenn diese Punkte gegeben sind und ganz wichtig: Nur in einem solchen Zustand können gemeinsame substanzielle Fortschritte, Lernen und Veränderung erreicht werden. In Vorbereitung auf ein anstehendes Jahresgespräch ist es demnach dringend empfehlenswert, zu überlegen, wie Sie diese Merkmale bei Ihrem Gesprächspartner intensivieren können, wo zuletzt Defizite aufgetreten sein können und welche für Ihren Gesprächsparner besonders wichtig sein können.

Als ich zu Beginn meiner Berufslaufbahn in der größten deutschen Sparkasse einmal für eine potenziell andere Stelle vorsprach, war beispielsweise der Hierarchieunterschied gefühlt so groß, dass ich wie blockiert war. Gut war, dass es kein offizielles Gespräch war und ich den Aufgabenbereich später für mich ausschloss, aber die Stelle hätte ich sicher nicht bekommen. Ein fremdes Gebäude, ein großes von Status triefendes Büro, eine Führungskraft mehrere Ebenen über mir, ein Thema von dem ich nichts verstand und die Frage der Führungskraft, warum ich mich so verhalten würde…. Das hat mir damals sicher nicht geholfen „zu performen“ und es wird heute und morgen meinen und ihren Mitarbeitern auch nicht helfen:

Ich möchte Sie heute dazu animieren in jedem Gespräch den Small-Talk und die Eröffnung dafür zu nutzen, dem Gesprächspartner das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln, zum Beispiel, in dem Sie folgende Fragen stellen oder Aspekte ansprechen (mehr finden Sie im Buch):

  • Mir ist heute wichtig zu besprechen, dass…. . Was ist Dir heute wichtig? (Sicherheit, Autonomy)
  • Was soll aus Deiner Sicht heute als Ergebnis aus unserem Gespräch herauskommen? (Sicherheit, Fairness)
  • Wir beide sind für das Gesprächsergebnis und die Zielerreichung verantwortlich (Status)

Nehmen Sie diese oder ihre ganz eigenen Formulierungen, aber: make it safe!

Mit eigenen Emotionen umgehen

Im Buch thematisieren wir das Warum und Wie der Selbstklärung durch die Führungskraft bereits ausführlich. Dazu haben wir drei Ebenen vorgestellt, die relevant sind. Heute vertiefen möchte ich einmal den Blick auf Emotionen: Sind Sie problematisch? Sind Sie funktional? Sind Sie echt oder der kulturellen Erwartung geschuldet.

Zunächst einmal sind Emotionen häufig als problematisch geächtet. Insbesondere im Businesskontext, wo alle gern betonen, dass man doch jetzt bitte sachlich und rational bleiben solle. Wenn Sie als Führungskraft jedoch ihre eigenen Emotionen, beispielsweise vor einem schwierigen Mitarbeitergespräch als problematisch erachten, kann dies zu Blockaden führen. Die Forschung lehrt uns insbesondere zwei Dinge für das weitere Vorgehen. Erstens lohnt sich Emotionsdifferenzierung, dass heisst: Versuchen Sie Ihre eigenen Emotionen mit möglichst vielen Worten zu beschreiben in Gedanken oder in dem Sie sie sich notieren. Fragen sie sich dabei: Wie fühle ich mich? Wie noch? …Und wie noch? . Je mehr Adjektive Sie finden, desto weniger dramatisch wird es womöglich für Sie – probieren Sie es aus! Die zweite Strategie ist die Arbeit mit Metaphern, denn Sie helfen uns ein Bild zu kreiieren, von dem wir uns lösen können. Stehen Sie unter Druck wie ein Teekessel? Würden Sie am liebsten die Axt im Wald sein im nächsten Meeting? Um es mit dem Fußballphilosophen Trappatoni zu sagen: Hautsache Sie spielen nicht wie „Flasche leer“.

Emotionen sind jedoch auch hochfunktional, weil Sie uns – und im sozialen Kontext den Menschen um uns herum – Informationen liefern. Also nutzen Sie diese Annahme und stellen Sie sich vor die Emotionen säße als kleiner Ratgeber auf Ihrer Schulter. Was, wenn da etwas wäre, möchte Ihnen diese Emotionen sagen, was auch in Ihrem Sinne sein könnte? So können Sie sich mit ihren Emotionen möglicherweise verbinden statt Sie zu bekämpfen…

Zu guter Letzt werden Emotionen auch sozial konstruiert. Wobei es hier kulturelle Unterschiede gibt, inwiefern die sozialen Erwartungen daran, wie wir uns gerade fühlen sollten, in die eigene Gefühlslage eingepreist werden. In unserer westlichen individualistischen Kultur betonen wir meist stärker, wie es in uns wirklich aussieht und dennoch sind Führungskräfte immer auch mit Erwartungen daran konfrontiert, welche Emotionen Sie zeigen sollten. Wie balancieren Sie ihre echten Emotionen mit den sozialerwarteten Emotionen? Und woher nehmen Sie ihre Annahmen darüber, was jetzt angebracht wäre? Hier kommt neben der eigenen Persönlichkeit oft auch die soziale Prägung ins Spiel.

Zusammengefasst möchte ich Sie dazu einladen, in der Selbstreflektion die eigenen Emotionen zu reflektieren mit dem Ziel zu überprüfen in welchem Maß diese für Sie funktional, also nützlich sind. Nach außen, also im Gespräch mit Mitarbeitern gilt es dann für gefühlte Sicherheit zu sorgen.

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