Führen wie ein Waschlappen

In unserer rasanten und leistungsorientierten Welt sind wir permanentem Druck ausgesetzt.
In dieser anspruchsvollen Realität wird Empathie zu einem unschätzbar wertvollen Gut, vor allem für Führungskräfte in Unternehmen. Das Erkennen von Konflikten, der Blick auf die mentale Verfassung der Mitarbeiter und das Führen von achtsamen Gesprächen – dies sind die Eckpfeiler einer modernen Arbeitswelt. Doch das ist ein Problem.

Sensibilität wird oft als Schwäche abgetan. Die alten Vorstellungen von „starke Menschen weinen nicht“, „du musst rational sein“, „Du muss funktionieren“ und die Überzeugung, dass Emotionen ein Zeichen von Schwäche seien, halten sich hartnäckig.

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Diese veralteten Klischees passen jedoch nicht mehr zu einer Welt, in der psychische Erkrankungen rasant zunehmen und zu den Hauptursachen für Fehlzeiten zählen – ganz unabhängig von Fachkräftemangel und der Thematik der Arbeitgeberattraktivität, die hier noch hinzukommt.

Die Statistiken sprechen für sich – psychische Erkrankungen breiten sich aus wie ein Lauffeuer – inzwischen hat jeder 3. Deutsche eine diagnostizierte psychische Erkrankung – und die Dunkelziffer lässt sich nur erahnen. Der immense Druck, wie eine Maschinen zu funktionieren, ob im Business oder Privat, hat einen höhen Preis.

Doch die Diskussion über Sensibilität beschränkt sich nicht nur auf die individuelle Ebene. Sie erstreckt sich insbesondere auf die Geschäftswelt, vor allem auf auf Führungspositionen. Die traditionelle Vorstellung von Distanz und Autorität weicht einer dringend benötigten Einfühlsamkeit im Umgang mit Mitarbeitern – denn Menschen sind emotionale Wesen!

Sind Frauen dann die besseren Führungskräfte? Kommt drauf an

Frauen bringen oft natürliche empathische Qualitäten in Führungspositionen ein. Integration und Empathie sind wichtige Werkzeuge, um Teams zu motivieren und zu Höchstleistungen zu führen. Studien zeigen, dass weibliche Führungskräfte oft erfolgreichere Teams haben, da sie eine stärkere Beziehung zu ihren Mitarbeitern aufbauen.

Doch hier kommt die Ironie ins Spiel. Wenn Frauen Führungspositionen erreichen, besteht die Gefahr, dass sie das Bild der klassisch-konservativen „starken“ Führungskraft übernehmen und genauso emotionslos und unnachgiebig wie ihre männlichen Kollegen werden. „Denn so muss man dann halt sein!“

Der Begriff „Stärke“ wird in unserer Gesellschaft gerne mit Eigenschaften wie Durchsetzungsfähigkeit und Dominanz  in Verbindung gebracht. Doch die Schattenseite der „Stärke“ zeigt sich in mangelnder Empathie und übergriffigem Verhalten.
Es sind die „weichen“ Qualitäten, welche Menschlichkeit, Emotionalität, Empathie und Vertrauen hervorbringen. 

In Wirklichkeit sind Verletzlichkeit, Sensibilität und Empathie starke Führungswerkzeuge der Zukunft. 

Denn sie ermöglichen tiefere Beziehungen, zwischenmenschliche Wertschätzung und ein besseres Verständnis für individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen.

Es ist an der Zeit, unsere Vorstellungen von Stärke und Schwäche neu zu überdenken. Sensibel zu sein, ist keine Krankheit, sondern eine Tugend, die in unserer modernen Gesellschaft immer wichtiger wird. Es ist an der Zeit, die Dunkelheit der Rationalität mit dem Licht der Empathie zu durchbrechen, für eine gesündere und glücklichere Zukunft, in der wir unser volles Potenzial entfalten können, ohne emotional abzustumpfen.

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