Digitale Transformation – Von der Haltung bis zum Geschäft

Digitale Transformation erfordert Inspiration und Transpiration. Unternehmer- und Führungspersönlichkeiten sind aufgerufen, die Rolle des Vorreiters anzunehmen. Denn es geht nicht nur um Technologie. Die digitale Transformation durchzieht die ganze Organisation.

Ausgangspunkt für eine gelingende Veränderungsinitiative ist ein gemeinsames Verständnis von dem, was digitale Transformation verändern soll, um nachhaltige Erfolge zu erzielen – und andere Menschen auf diesem Weg mitzunehmen. Alle Betroffenen und Beteiligten benötigen einen klaren Orientierungsrahmen und müssen ein gemeinsames Zielbild vor Augen haben, wenn sie von digitaler Transformation sprechen. Doch was heißt das Konkret?

Der Masterplan zur Digitalen Transformation 

Unternehmen benötigen daher ein gemeinsames Gedankenmodell, das für alle Beteiligten nachvollziehbar ist und handlungsfähig macht. Das Konzept, will es wirken, muss einfach und intuitiv erfassbar sein. Schlicht und gleichzeitig raffiniert, komplex und dennoch einfach durchschaubar. Gut strukturiert und einleuchtend, kombinierbar mit anderen Methoden und prägnant in der knappen Darstellung. Es muss alle Beteiligten in ein gemeinsames Boot holen. Alexander Osterwalder und Yves Pigneur haben es mit dem Business Model Canvas vorgelegt, wie man die komplexe Funktionsweise von Geschäftsmodellen auf einer einzigen Seite entwirft. Ganz im Sinne Eisenhowers, der sagte: »Was nicht auf einer einzigen Manuskriptseite zusammengefasst werden kann, ist weder durchdacht noch entscheidungsreif.«

In der Spur der Gründerväter des Business Model Canvas möchte ich hier das Konzept des digital Transformation Design Canvas mit seinen dreiunddreißig Prinzipien etablieren, mit dessen Hilfe Sie die digitale Transformation konzentriert beschreiben, durchdenken sowie gestalten und steuern können.

Drei Transformationsebenen – Puzzeln für Fortgeschrittene!

Die folgenden Ausführungen sollen Ihnen die Dimension des digitalen Wandels aufzeigen und dabei vor allem eine Handlungsweise vorstellen, einen Pfad, den Sie einschlagen können, um den kulturellen und strukturellen Wandel – und um nichts weniger geht es bei der digitalen Transformation – anzupacken.
Nach meiner Überzeugung lässt sich die digitale Transformation am besten anhand von drei Transformationsebenen und neun grundlegenden Transformationsfeldern beschreiben und gestalten. Es sind die Puzzleteile zum Erfolg!
Transformation von Haltung und Kultur

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Normativer Orientierungsrahmen: Vom Gewinn zum Sinn

In Ihrer Organisation definiert der normative Orientierungsrahmen das Leitbild mit seinen Werthaltungen, Normen und Grundsätzen. Er gibt die Mission vor und prägt Glaubenssätze und Menschenbild. Leitbilder bieten gerade in unsicheren und komplexen Zeiten Platzhalter für Orientierung und Verankerung. Was die digitalen Vorreiter eint: Es gelingt ihnen, sich vom Gewinnmaximierungsmantra zu entfesseln und für alle Stakeholder einen echten Sinn zu gründen.

Denkhaltung: Vom Entweder-oder zum Sowohl-als-auch

In komplexen und mehrdimensionalen Situationen machen sich eindeutige Antworten rar. Entscheidungssituationen mehren sich, in denen sich zwei Möglichkeiten vermeintlich unlösbar und unversöhnlich gegenüberstehen. Jetzt ist zunehmend die Fähigkeit gefragt, Unsicherheit erzeugende Mehrdeutigkeit aufzuspüren und auszuhalten und dabei dennoch Entscheidungskraft zu beweisen. Souverän denkende und agierende Menschen sind in der Lage, über ihre Vorstellungskraft Verknüpfungen herzustellen. Sie erwägen unterschiedliche Perspektiven, betrachten alles aus einer größeren Blende, reflektieren und resümieren schließlich in einer pragmatischen Lösung jenseits vom Entweder-oder-Paradigma.

Wissenskultur: Vom Wissen zum Lernen

Die Wissenskultur beschreibt den Umgang mit (Nicht-)Wissen und den Transfer des Know-hows in Ihrem Unternehmen. Digital Leader besitzen die Fähigkeit, ihr Wissen mit anderen zu teilen und zu verknüpfen. Ihnen ist bewusst, dass Sie in digital transformierten Zeiten Gefahr laufen, komplexe Zusammenhänge zu übersehen und die Entscheidungsfähigkeit ihrer Organisation gefährden, wenn sie sich im Elfenbeinturm ihres Silos verschanzen und gehortetes Wissen als Quelle der Macht instrumentalisieren.

Arbeitsweise: Vom Marathon zum Sprint

Die Arbeitsweise legt Rhythmus und Modus der Zusammenarbeit in Ihrer Organisation fest. In einer digitalen VUKA-Welt verkürzen sich Planungshorizonte deutlich. Agilität ist hier das Stichwort! Sie macht Ihre Organisation anpassungsfähiger und wendiger. »Einfach mal machen« statt lange zu planen ist das neue Credo. Eine agile Arbeitsweise zeigt sich vor allem in kurzen iterativen Intervallen (sogenannten Sprints). Strategien, Ergebnisse und Vorgehensweisen werden kontinuierlich an das dynamische Umfeld angepasst, ohne dass das große Ganze verloren ginge.

Organisationsstruktur: Vom Superheld zur Gummibärenbande

Die Gummibärenbande von Disney fußt auf einer US-amerikanischen Zeichentrickserie und stellt zugleich ein schönes Sinnbild für moderne Team- und Organisationsstrukturen dar. Ein Zaubertrank versetzt die Bandenmitglieder in die Lage, agil wie ein Gummiball zu hüpfen. Die Gummibärenbande symbolisiert eine hochgradig interdisziplinäre Truppe mit ausgeprägtem Teamgeist – einer für alle, alle für einen! Die bunte Truppe kann dabei locker auf hierarchische Strukturen verzichten und bevorzugt es, Entscheidungen gemeinschaftlich zu treffen. Sie bieten sich bestens als Vorbild für digitale Leader an.

Performance Management: Vom Feedback zum Feedforward

Beim Performance Management haben wir es klassischerweise mit Leistungsfeedback und Leistungserwartungen zu tun. Ziele, Boni und Karriereentwicklungspfade sollen die persönliche Entwicklung der Mitarbeiter und damit Ihres Unternehmens positiv vorantreiben.
Doch das klassische Performance Management setzt nicht selten auf falsche Anreize und macht Menschen blind für das Wesentliche.
Der jährliche Zielvereinbarungszyklus erweist sich angesichts der hohen Marktdynamik als viel zu starr. Die Rückschau am Jahresende wirkt meist wie eine Therapiesitzung zur Vergangenheitsbewältigung, aus der nur selten Momentum für Veränderung wächst. Aber genau das wäre dringend gefragt, um die digitalen Flutwellen mit Leichtigkeit zu parieren. Feedback sollte daher zum Feedforward werden.

Digitalisierungsstrategie: Vom Blindflug zur Punktlandung

Eine Digitalisierungsstrategie definiert Ihren Weg zur Verwirklichung der unternehmerischen Ziele und Visionen. Sie schafft nicht weniger als ein Vorgehensmodell, wie Sie Ihr heutiges Geschäft in ein digitales Geschäft transformieren, das Wachstum und Wettbewerbsvorteile erwirtschaftet. Eine Strategie setzt allerdings voraus, dass das Ziel klar definiert ist. Wo wollen Sie ankommen? Ihr digitales Zielbild ist daher Ihr stellarer Fixpunkt. Es berücksichtigt zukünftige Bedürfnisse Ihrer digitalen Kunden, technologische Entwicklungen und Ihr digitales Wettbewerbsumfeld. Es baut auf dem Fundament der eigenen digitalen Stärken und Kompetenzen auf.

Kundenorientierung: Vom technischen Feature zum echten Kundennutzen

Innerhalb der digitalen Transformation von Unternehmen nimmt die Customer Experience einen bedeutenden Platz ein. Kunden, die mit Ihnen respektive Ihren Angeboten und Produkten in Berührung kommen, machen eine Erfahrung. Aus der Gesamtheit dieser Erfahrungen bildet sich ein Urteil, wachsen Sympathien und im positiven Falle vertrauensvolle Beziehungen. Es sind eben nicht die technischen Features einer Marktleistung, die den Unterschied ausmachen, sondern die vielen nutzenstiftenden Erlebnisse und emotionalen Kicks, die Ihre Kunden durchleben.

Digital Business: Vom Produkt zum digitalen Geschäftsmodell

Digitale Disruptoren denken Geschäftsmodelle meist komplett neu. Denn sie haben eines sehr gut verstanden: Heute ist es wichtiger denn je, das bessere Geschäftsmodell zu haben als lediglich das bessere Produkt. Fokussieren Sie den Aufbau digitaler, serviceorientierter Geschäftsmodelle. Schließlich geht es darum, die Frage zu beantworten, wie Sie in einem digitalen Morgen und Übermorgen Geschäfte und Geld machen.

Keimzellen der digitalen Transformation oder wo zur Hölle fange ich am besten an?

Digitale Transformation lässt sich meiner Meinung nach in kein festes Korsett pressen oder einem allgemeingültigen Vorgehensmodell unterwerfen. Die Initialzündung kann auf jeder Transformationsebene respektive in jedem Transformationsfeld stattfinden. Aus meiner Praxiserfahrung können wir jedoch drei mächtige Keimzellen der digitalen Transformation unterscheiden:

  • Aus dem Geschäft: durch strategische Wachstumsinitiativen oder aufgrund von Marktdruck
  • Aus der Kultur: meist durch Veränderungen oder Entwicklungen im normativen Orientierungsrahmen
  • Aus der Organisation: durch Offensiven zur Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen oder der Etablierung neuer Strukturen und Arbeitsmodelle im Kontext von New Work.

Jede der drei Keimzellen bietet sich als Ausgangspunkt für einen digitalen Wandel an, und jede kann sich stark auf die anderen Transformationsebenen und -felder auswirken. Manchmal kann eine digitale Transformation auch gleichzeitig aus mehreren Keimzellen hervorgehen.
Für Sie von Bedeutung: Die digitale Transformation sollte sukzessive alle Ebenen durchdringen. Schenken Sie der Transformation von Haltung und Kultur ein besonderes Augenmerk. Denn nicht selten ist diese Ebene gleichzeitig Keimzelle und Killer einer Transformation

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