Dauestress im Job? Leistungsdruck? Keine Zeit zum Durchatmen? Dann solltest du dagegen etwas tun, bevor du „verbrennst“. Es ist höchste Zeit für mehr Balance, Sinn, Leichtigkeit im Job. Und das ist einfacher als du denkst. Denn mit Job Crafting kannst du deinen Arbeitsalltag nach deinen Bedürfnissen gestalten. Einfach so! Wie? Das erfährst du hier.
Überforderung und psychische Belastungen am Arbeitsplatz nehmen weiter zu – das zeigt die aktuelle AXA Mind Health Study 2024, die jährlich das mentale Wohlbefinden von Menschen weltweit analysiert. Dabei zeigt es sich, dass nicht nur junge Menschen besonders betroffen sind, sondern vor allem auch dass der Arbeitsplatz ein zentraler Belastungsfaktor darstellt. Drei von vier Beschäftigten berichten von mentalen Gesundheitsproblemen, die auf ihr Arbeitsumfeld zurückzuführen sind und fast 70% der Betroffenen sind dadurch weniger engagiert bei der Arbeit. Erschwerend kommt hinzu, dass viele die Ernsthaftigkeit ihrer mentalen Gesundheitsprobleme nicht erkennen und deshalb auch keine professionelle Hilfe suchen.
Die Studie hebt nebst eines unterstützenden Arbeitsumfeldes auch die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes zur Förderung der mentalen Gesundheit hervor – sowohl auf individueller als auch auf betrieblicher und gesellschaftlicher Ebene. Es zeigt sich, dass durch präventives Handeln und gezielten Massnahmen des Einzelnen wie auch der Unternehmen und der Gesellschaft die Gesundheit der Beschäftigten gestärkt sowie deren Produktivität und Innovationsfähigkeit nachhaltig gefördert werden kann. Letzteres ist gerade in einer sich wandelnden Arbeitswelt entscheidend! Nur so können Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig bleiben und den Herausforderungen der Zukunft begegnen.
Ein Beispiel für einen solch ganzheitlichen Ansatz ist das Konzept des Job Crafting. Es beschreibt die Möglichkeit, den Arbeitsalltag aktiv mitzugestalten – sowohl individuell als auch auf betrieblicher Ebene. Ich kann zum Beispiel bewusst Veränderungen an Aufgaben, Beziehungen und der eigenen Haltung vornehmen, um meine Arbeit besser an meine persönlichen Stärken, Werte und Bedürfnisse anzupassen. Als Unternehmen lässt sich Job Crafting andererseits gezielt in Personalentwicklungs- und Gesundheitsförderungsprogramme integrieren, um den Mitarbeitenden mehr Handlungsspielraum und Mitgestaltungsmöglichkeiten zu bieten. Auf diese Weise kann der Betrieb sein Bestes dazu beitragen, dass nicht nur Sinn und Zufriedenheit des Einzelnen gestärkt wird, sondern dass auch Überforderung vorgebeugt und Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit insgesamt nachhaltig gefördert wird.
Doch bevor wir auf mögliche Lösungsansätze eingehen, stellt sich die Frage:
- Wann wird aus Stress eigentlich Überforderung?
- Und wie zeigt sich das im Alltag?
- Ab wann wird’s zuviel?
So erkennst du Überforderung
Bei Stress ist ein entscheidender Faktor die Dauer. Temporärer Stress, beispielsweise vor einer wichtigen Deadline, ist nicht per se schädlich. Auch können Herausforderungen und anspruchsvolle Aufgaben motivieren und unsere Leistungsfähigkeit steigern. Wenn das Stressgefühl jedoch über lange Zeit anhält, weil zum Beispiel zu viele Aufgaben anfallen, zu wenig Handlungsspielraum vorhanden ist oder die Aufgaben wenig Freude machen und die Erholungsphasen fehlen oder zu gering sind, kann das Gefühl entstehen, den Anforderungen nicht mehr gerecht werden zu können, und aus der Herausforderung entsteht eine chronische Belastung.
Typische Anzeichen für solche Belastungen können sein:
- Emotionale Erschöpfung: Ständige Müdigkeit, Gereiztheit oder auch das Gefühl, „nichts mehr zu geben“ zu haben.
- Konzentrationsprobleme: Schwierigkeiten, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren.
- Körperliche Beschwerden: Verspannungen (vor allem im Schulter-/Nacken-Bereich), Kopfschmerzen, Ein- und/oder Durchschlafprobleme.
- Rückzug und Antriebslosigkeit: Keine Energie oder Lust mehr für soziale Kontakte, Unternehmungen oder Hobbys zu haben.
Das Problem: Oft merken wir erst spät, dass wir an unserer Belastungsgrenze angekommen sind oder nehmen es als „normal“ hin. Zumal wir durch den zunehmenden Stress einen Tunnelblick entwickeln, die Fähigkeit zur Reflexion und Distanzierung leidet und der bewusste Zugang zum Körper verloren geht.
Die grössten Stressfallen im Arbeitsalltag
Überforderung am Arbeitsplatz entsteht selten aus einem einzelnen Grund. Vielmehr spielen mehrere Faktoren zusammen – bis irgendwann das gesunde Mass überschritten ist. Gerade weil die Ursache meist ein Zusammenspiel verschiedener Puzzleteile ist, ist Reflexion und die individuelle Gewichtung der einzelnen Belastungen enorm wichtig. Da muss jeder bei sich selbst über die Bücher.
Doch welche Faktoren können es konkret sein, die uns im Berufsalltag so sehr unter Druck setzen? Einige zentrale Belastungsquellen möchten wir hier herausgreifen:
- Fehlende Sinnhaftigkeit und Wertschätzung
- Zu wenig Handlungsspielraum und Autonomie
- Unrealistische Erwartungen – von aussen und von einem selbst
- Zeitdruck und Reizüberflutung durch digitale Medien
- Fehlende Erholung und Verstärkung der Erschöpfung als Energieräuber
Wie lässt sich nun aber diese Negativspirale unterbrechen? Manchmal braucht es keine radikalen Veränderungen, sondern das bewusste Wahrnehmen und kleine, gezielte Anpassungen im Alltag. Hier ein paar Ansätze:
Drei praktische Tipps für deinen Arbeitsalltag
#Tipp 1: Mikropausen einbauen
Schon zwei Minuten bewusste Atmung helfen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
#Tipp 2: Gedanken hinterfragen
Ist der Druck wirklich von aussen oder mache ich ihn mir selbst? Was liegt in meiner Hand? Was brauche ich gerade?
#Tipp 3: Prioritäten bewusst setzen
Was ist heute wirklich wichtig? Was kann warten? Und was könnte ich anders organisieren oder gemeinsam im Team klären?
Überlege dir, welche kleinen Veränderungen du im Alltag oder mit deinem Team anstossen kannst, damit der Arbeitsalltag wieder mehr Leichtigkeit und Sinn bekommen. Auch Betriebe profitieren von einer Kultur, die Pausen erlaubt, Erreichbarkeit klug regelt und individuelle Stärken fördert.
Kleine Schritte, grosse Wirkung – du hast mehr in der Hand, als du denkst
Überforderung im Job lässt sich nicht immer komplett vermeiden – aber du hast mehr Einflussmöglichkeiten, als du dir oft bewusst bist. Indem du kleine Spielräume nutzt, den eigenen Fokus bewusst lenkst und betriebliche Strukturen mitgestaltest, kann dein Arbeitsalltag Schritt für Schritt leichter, gesünder und sinnerfüllter werden. Job Crafting ist dabei ein wirksames Werkzeug, um aus dem Gefühl des Getriebenseins wieder in die eigene Wirksamkeit zu kommen. Und dein Betrieb kann dich dabei wunderbar unterstützen. Am Ende zählt einzig: Kleine Veränderungen können Grosses bewirken und alle profitieren davon!

Dr. Andrea Barrueto verfolgt die Vision einer Welt mit mehr Menschlichkeit. Als Coach, Dozent und Beraterin engagiert sie sich für persönliche, teamorientierte und kulturelle Entwicklungen. Ihre Stärke liegt in der Erfassung komplexer Zusammenhänge und der Integration verschiedener Perspektiven. Sie hat in nachhaltiger Entwicklung promoviert, sich in Change Management weitergebildet und ist Integraler Mastercoach. Privat ist sie in den Bergen anzutreffen und lebt mit ihrer Familie in der Schweiz.
Eveline Baumgartner Meier ist seit über 20 Jahren als Arbeits- und Organisationspsychologin, Atemtherapeutin und Coach tätig. Sie begleitet Menschen in beruflichen sowie privaten Veränderungssituationen und legt dabei besonderen Wert auf die Stärkung der Resilienz, um Herausforderungen besser zu meistern. Ihr Ansatz kombiniert psychologische und körperorientierte Methoden, um tiefgreifende, nachhaltige Veränderungen zu unterstützen. In ihrer Praxis bietet sie Laufbahn- und Outplacement-Beratungen, Assessment und Development Center sowie Atemkurse an. Eveline Baumgartner Meier lebt mit ihrer Familie im luzernischen Rothenburg. »