Mit Absicht absichtslos

Absichtsvolle Absichtslosigkeit – eigentlich ein Widerspruch in sich, oder? Wie kann man eine Absicht verfolgen, indem man absichtlos handelt? Unser gesamtes Handeln unterliegt doch meist einer konkreten Intention. Auch zwischenmenschliche Begegnungen haben – insbesondere im Business-Kontext – zumeist ein konkretes Ziel oder einen bestimmten Zweck vor Augen. Warum es sehr hilfreich ist, dieses einmal beiseite zu legen, um es im Ergebnis zu erreichen, davon handelt diese Ausgabe des Resonanzletters.

Was wie esoterische Modebegriffe daherkommt, erweist sich in Wahrheit als etwas, was uns im immer lauter werdenden Lärm um und in unseren Köpfen die Verbindung zu uns selbst halten lässt. Dazu teilt Joachim in unserem Gespräch sehr inspirierende Gedanken – die Folge ist etwas weiter unten verlinkt. Eine zentrale Voraussetzung, damit das gelingt, sei es, in Achtsamkeits- und Meditationsmomente nicht mit der puren Absicht zu starten, dadurch entspannter und leistungsfähiger zu werden – das ist ein Paradoxon in sich. Daher brauche es Absichtslosigkeit für den Moment, damit Stille entstehen kann. Doch metaperspektiv betrachtet liegt dem Ganzen ja schon eine Absicht zu Grunde: gelassener und entspannter zu werden. Genau das meint der Ausspruch „absichtsvolle Absichtslosigkeit“.

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Je mehr Absicht, desto weniger Ergebnis

Denkt man außerhalb der eigenen Perspektive darüber nach, kann die Idee entstehen, dass es genau das auch in der zwischenmenschlichen Begegnung braucht. Wie komme ich darauf? Vielleicht ist es auch Dir schon einmal passiert, dass wenn Du jemanden unbedingt für etwas gewinnen willst, das Gegenteil eintritt. Ein Kunde, den Du unbedingt überzeugen möchtest, das Produkt zu kaufen. Eine Mitarbeiterin, der Du etwas schmackhaft machen möchtest – sie aber nicht so recht mitgeht. Ein Kollege, den Du mit allerlei Argumenten bearbeitest, damit er sich Deinen Vorstellungen nach verhält. Ich selbst kenne solche Momente aus eigenem Erleben nur zu gut. Wenn wir ehrlich sind, geht es uns immer einmal wieder so. Wir verfolgen eine konkrete Absicht und je zielorientiert-energetischer wir das tun, desto eher tritt das Gegenteil ein.

Absichtslose Begegnungen

Was also hilft, ist Absichtslosigkeit: Das bedeutet, in der Begegnung nicht permanent die eigene Absicht vor Augen zu haben. Puh, ist das schwer, wo wir doch in immer schneller werdenden Zeiten und zunehmender Arbeitsverdichtung ohnehin zu wenig Zeit haben – wie sollen wir dann noch den Fokus von der Absicht hin zur Begegnung lenken? Und genau darin liegt ein entscheidender Schlüssel: Fokus. Wir können zwar unsere Absichten schwer beiseite legen, aber wir können unseren Blick auf das Gegenüber richten, den eigenen Fokus verschieben. Wahrnehmen, was der Moment so alles hergibt – spüren, was da gerade so schwingt – verstehen, was das Gegenüber gerade bewegt. Was dabei hilft ist, die Rollen für einen Moment zu vergessen. Auch wenn jemand Kunde, man selbst Chef/Chefin, das Gegenüber Mitarbeiter, der Andere Kollege aus der anderen Abteilung ist – in allen Fällen handelt es sich um Mensch-zu-Mensch-Begegnungen. Wenn wir uns das klar machen, wird ein Mehr an Resonanz möglich. Und die eigene Absicht, die oft auf der eigenen Rolle basiert, tritt für den Moment in den Hintergrund. Und wie ich es eingangs mit der achtsamkeitsbasierten Stille versucht habe zu beschreiben: Dass mit übergeordnetem Blick natürlich eine Absicht hinter alledem steckt, ist weder umstritten noch verwerflich. Ohne Absichten entstehen keine gemeinsamen Ziele und Ergebnisse. Mit permanenten Absichten entstehen allerdings auch keine Begegnungen mit Resonanz – weder in der Selbst- noch in der Fremdbegegnung.

Hier 3 konkrete Tipps, die eigenen Absichten für ein Mehr an Resonanz einmal in den Hintergrund zu stellen:

  1. Begegne Deinem Gegenüber als Mensch – nicht als Kunde, Mitarbeiter oder Kollege. Allein die Mensch-zu-Mensch-Begegnung schafft Resonanz.
  2. Wenn Du Dir Ziele steckst, wähle Verhaltens- anstatt Ergebnisziele. Zum Beispiel: „Ich höre heute besser zu“ oder „Ich sorge für eine gute Gesprächsatmosphäre“ anstatt „Ich will heute einen Abschluss bekommen“.
  3. Vermeide Störfeuer: Alles, was den Fokus von der Begegnung oder einem Gespräch weglenkt, gehört abgestellt (offene Tür, Handy, Benachrichtigungen, etc.).

Gelingt es uns, ins Vertrauen zu finden, dass Absichtslosigkeit am Ende zu einem Mehr an Resonanz im Sinne der eigenen Intentionen und Ziele führen kann, ist sehr viel gewonnen. Sowohl für uns selbst als auch für unser Gegenüber.

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