Keine Moderation ohne Ziel

So offen wie möglich, so konkret wie nötig – das ist die Kunst, den Rahmen abzustecken. Es ist eine Gratwanderung zwischen Ergebnisoffenheit und Partizipation. Denn ohne Ziel läuft man Gefahr, sich zu verlieren. Und zu viele Vorgaben verhindern neue Gedanken und Ideen.

In der Moderation geht es darum, Teilnehmende innerhalb der gesetzten Rahmenbedingungen zu beteiligen und sie auf dem Weg zu einer gemeinsamen Lösung zu begleiten. Deshalb ist eine Moderation grundsätzlich auch ergebnisoffen. Es steht also im Vorfeld nicht fest, welche Lösungen und Maßnahmen am Ende des Tages herauskommen sollen. Wohl gemerkt im vorgegebenen Rahmen! Wenn sinnstiftende Partizipation lediglich für die Anlässe reserviert wäre, in denen ausnahmslos alles infrage gestellt werden darf und soll, dann hätte ich mir schon lange einen anderen Job suchen müssen. Wenn alle Randparameter gesetzt und kommuniziert werden, bleibt selbst in Fällen wie der Gestaltung des neuen Dienstplans in einer Verwaltung ein ergebnisoffenes Feld, das dann im Kollektiv gestaltet werden kann.

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Doch Vorsicht: Bei aller Ergebnisoffenheit braucht jede Form der partizipativen Beteiligung dennoch ein Ziel! Oder um mit dem legendären chinesischen Philosophen Laozi zu sprechen:

Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.

Laozi

Das ist nun wirklich nichts Neues? Stimmt! Schließlich hat Laozi im sechsten Jahrhundert vor Christus gelebt. Und doch hat die Sensibilisierung für diese Aussage an Aktualität nichts eingebüßt. Auch im Moderationskontext. Oder wie ist das in Meetings und Workshops, an denen du selbst teilnimmst? Ist dir immer direkt klar, wie das konkrete Ziel des gemeinsamen Miteinanders lautet? Eine konkrete und transparente Zielsetzung steht der Ergebnisoffenheit keinesfalls im Weg. Das Ziel ist sozusagen das »Gefäß«. Das erarbeitete Ergebnis ist der Inhalt, mit dem es gefüllt ist. Ziel eines Workshops kann es sein, die Zusammenarbeit im Projekt effizienter zu gestalten und Abstimmungswege zu verkürzen. Das Ergebnis sind die einzelnen Schritte und Maßnahmen, mit denen dies erreicht werden soll.

Ob konkret und umsetzbar oder visionär – das Ziel muss in jedem Fall gut durchdacht und dann auch so transparent gemacht werden. Ausschlaggebend sind hierfür die Punkte des Moderations-Checks:

  • Gruppenbetrachtung mithilfe der Aggressionsskala;
  • Themenbeleuchtung anhand der Komplexität und Anzahl der Beteiligten;
  • Beeinflussungsgrad mit dem Internal, Middle und External Circle;
  • Beurteilung der Umsetzungschance.

Diese vier Punkte geben Auskunft darüber, ob und unter welchen Bedingungen eine Moderation sinnvoll ist. Sie verdeutlichen sowohl Auftraggebenden als auch Moderierenden die Situation mit all ihren Chancen und Risiken. Gemeinsam kann nun das finale Ziel ausformuliert werden. Das Ziel eines Meetings oder eines Workshops ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt der Moderationskonzeption und -Durchführung. Dein richtunggebender Leitstern, nach dem es jeden einzelnen Schritt innerhalb des Moderationsprozesses auszurichten gilt. Und so steht auch während der Ausarbeitung jeder einzelnen Workshop-Aufgabe immer die eine wichtige Frage: »Kommen wir durch diesen Schritt, durch diese Fragestellung unserem Ziel näher?«

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