Die neue Schlagfertigkeit – Das Prinzip Leichtigkeit

Ist Leichtigkeit nur Gedankenlosigkeit oder etwa Lebenskunst? Und wenn Leichtigkeit Vorteile hat, welcher Grad an Leichtigkeit in Ihrer Kommunikation wäre dann wünschenswert? Der Dipl. Psychologe Valentin Nowotny zeigt Ihnen acht Prinzipien der neuen Schlagfertigkeit, mit denen Sie schnell, überraschend und sympathisch zum Ziel kommen.

„…gleich gedacht, dass Sie die nicht kennen“

 

Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler, so einfach ist das, oder? Wenn Sie so richtig im Fluss sind, fallen Ihnen viele, gute Erwiderungen ein, je leichter Sie die Sache angehen, desto einfacher wird es häufig, gute und neuartige Lösungen zu finden.

Beispiel: Das erinnert uns an ein Gespräch zwischen Abgeordneten zweier Parteien, beide ausgewiesene Finanzexperten. „Es gibt viele Arten zu Geld zu kommen, aber nur eine einzige, die anständig ist.“ – „Und die wäre fragte sofort der andere?“ – „Haha, lachte der erste, das habe ich mir gleich gedacht, dass Sie die nicht kennen“.

Leichtigkeit als Lebenskunst

Es gibt eine oberflächliche Leichtigkeit, die wir Gedankenlosigkeit nennen könnten, und es gibt eine tief gehende Leichtigkeit, die wir dann als eine Art Lebenskunst bezeichnen können. Der zweite Punkt ist hier gemeint. Vieles ist genau so leicht oder schwer, wie Sie es nehmen. Johannes Paul II. wurde einmal von einem kleinen Mädchen gefragt, warum Engel fliegen könnten. „Weil sie sich nicht so schwer nehmen!“ war die weise und mit einer ganz eigenen Leichtigkeit ausgesprochene Antwort des Papstes.

Im Coaching-Kontext gibt es das geflügelte Wort: „Don’t work harder than the client“. Wie können Sie mit Leichtigkeit Aussagen umdrehen, inneren Abstand gewinnen, mit dem Sprachmaterial spielen, wie können Sie pfiffige Antworten kreieren? Und Abstand ist etwas sehr wichtiges. Wenn Ihnen Abstand fehlt, fallen Sie leicht in den sogenannten Fight-Flight-Reflex. Und auch bei dem Thema Schlagfertigkeit ist der direkte Angriff nicht unbedingt die beste Verteidigung. Auch die Flucht ist selten eine gute Option. Sie brauchen einen dritten klugen Weg und für benötigen Sie Ihr Gehirn und weniger ihre Muskeln. Leichtigkeit ist nicht nur Reaktionsmuster, sondern auch eine Lebenseinstellung.

 „Return to sender“ wäre hier das Motto. Jemand wirft einen Bumerang, sie beobachten, geben das eine oder andere von sich und so ganz langsam wird klar, dass der Bumerang langsam aber sicher ganz direkt wieder zum Werfer desselben zurückkehrt. Durch umgelenkte Energie oder einfach instinktiv wissen viele Menschen in öffentlichen Redesituationen, dass Anwürfe, Vorwürfe oder Unterstellungen in der Regel gar nichts mit Ihnen uns ihrem Verhalten zu tun haben. Vielmehr wirft es ein bezeichnendes Bild auf den Initiator einer solchen Äußerung.

Und scheuen Sie sich hier nicht, den Spieß einfach umzudrehen. Helmut Kohl soll übrigens einem in der Konsequenz sehr befreiendem Motto gefolgt sein, er sagte einmal bezeichnenderweise: „Ich habe keine Angst mich unbeliebt zu machen, ich bin es schon!“ Ganz geschickt, unser Alt-Kanzler. Holen Sie sich also die innere Freiheit zurück, die sie brauchen, um Leichtigkeit in Ihrer Kommunikation einzusetzen, und machen Sie sich gedanklich frei von der Vorstellung, immer allseits beliebt sein zu wollen.

Je weniger Tabus oder Verboten Sie hierbei folgen müssen, desto besser ist dies. Leichtigkeit braucht Beweglichkeit. Sie sind nicht nur ein Boxer – und auch dieser muss immer flexibel bleiben und häufig werden Kämpfe auch von der Qualität der „Beinarbeit“ entschieden –Sie sind auch ein Tänzer. Und achten Sie einmal darauf, mit welcher Leichtigkeit sich gute Tänzer auf der Tanzfläche bewegen. Andere sind nicht etwa ärgerliche Hindernisse, sondern ein willkommener Anlass, eine kleine Pirouette, eine Figur oder Einlage abzurufen, so als wäre das Hindernis für den Tanz bereits seit langer Zeit eingeplant gewesen.

Die Leichtigkeit des Informationsabrufs

Und bei all dem geht es natürlich auch um die Leichtigkeit des Informationsabrufs. Je leichter dieser für bestimmte Themen fällt, desto schneller haben wir ganz unterschiedliche Handlungs- und Kommunikationsalternativen an der Hand. Die folgenden Techniken können Sie hierbei unterstützen: Die Ja-Genau-Technik, Zitate einflechten, die Danke-Gleichfalls-Technik, Ambivalenzen stehen lassen sowie die Positiv-negativ-komisch-Technik.

  1. Ja-Genau-Technik
    Hinter jedem Vorwurf stecken angeblich verletzte Werte. Wenn Sie z.B. wegen eines unaufgeräumten Schreibtisches kritisiert werden, dann ist das die versteckte Aufforderung ordentlicher zu werden. Sie gehen hier auf die Kritik ein, indem Sie diese zunächst quittieren, dann aber in Ihrem Sinne weiterspinnen …
  2. Zitate einflechten
    Sie werden angegriffen. Oder Sie befinden sich in einer ungewöhnlichen Situation. Wie auch immer. Und Sie haben ein Zitat im Kopf, das sich gerade anbringen lässt. Was gibt es schöneres? Wenn es zur Situation passt, ist das extrem smart; falls nicht – macht nichts, denn die elegante Floskel verwirrt das Gegenüber garantiert …
  3. Danke, gleichfalls-Technik
    Die Danke, gleichfalls-Technik bedient sich einer höflichen Ironie. In der einfachsten Form antworten Sie mit „Danke gleichfalls, das kann ich zurückgeben!”. Scheinbar freundlich bekommt der andere genau das serviert, was er Ihnen zuvor aufgetischt hat …
  4. Ambivalenzen stehen lassen
    Wenn Sie sich dieser Technik bedienen, sind Sie gewissermaßen die Toleranz in Person. Unter dem Diktum der Logik sind viele Menschen sehr bemüht, widersprüchliches aus der Welt zu schafften. Mit einer fernöstlich angehauchten sowohl-als-auch-Haltung sind häufig im Vorteil …
  5. Positiv-negativ-komisch-Technik
    Oberstes Gebot bei dieser Technik ist es, die Handlungsfreiheit bewahren bzw. zurückzugewinnen, zu agieren und nicht automatisch zu reagieren. Es geht darum, den Antwortreflex zu umgehen, die Schrecksekunde überwinden und den gleichen Antwortreflex durch Fragen beim anderen auszulösen …

 

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