Die neue Schlagfertigkeit – Das Prinzip Entschiedenheit

Die Schnellen überholen die Großen: wer flink, flexibel und wendig ist, kann häufig die Situation für sich entscheiden und gegenüber angeblichen Favoriten reüssieren. Nicht mit Kraft, sondern mit Technik. Der Dipl. Psychologe Valentin Nowotny zeigt Ihnen acht Prinzipien der neuen Schlagfertigkeit, mit denen Sie schnell, überraschend und sympathisch zum Ziel kommen. Heute: Das Prinzip Entschiedenheit

„ …bis später. Auf Wiedersehen!“

Der frühe Vogel fängt den Wurm, aber erst die zweite Maus bekommt den Käse. Diese Prinzipien gelten nicht nur in der Tierwelt. Auch wir können alltägliche Herausforderungen optimal bewältigen, wenn wir in diffusen Situationen zielgerichtet und einer klaren Orientierung folgend reagieren. Das setzt häufig profundes Vorwissen oder entsprechende Erfahrungen voraus. Auch eine innere Klärung im Vorfeld unterstützt eine entschiedene Haltung.

Beispiel: Der Personalchef zur jungen, aber sehr gut ausgebildeten Bewerberin. „Sie erhalten ein Monatsgehalt von 1.000 Euro. Später mehr.“ – „Gut, dann bis später. Auf Wiedersehen!“.

Entschiedenheit hat viel zu tun mit der Fähigkeit sich auf eine Sache, ein Ziel, eine Operation zu konzentrieren. Von Yoshida Kenko , ein Bogenschütze, Autor und buddhistischer Mönch, welcher von 1283 bis 1350 nach Christus in Japan lebte und von dem das Buch „Betrachtungen aus der Stille“ überliefert ist, sagte: „Ein Mann, der das Bogenschießen lernte, stellte sich einmal mit zwei Pfeilen vor der Zielscheibe auf. Darauf wies ihn sein Lehrer zurecht: „Anfänger dürfen nie über zwei Pfeile auf einmal verfügen; sie verlassen sich sonst auf den zweiten und gehen sorglos mit dem ersten um. Sie sollten lieber davon überzeugt sein, dass die ganze Entscheidung von dem einen Pfeil abhängt, den sie gerade aufgelegt haben.“

Ein aktuelles Beispiel aus dem Sport. Als die hessische Stabhochspringerin Annika Becker nach dem Wettkampf in Paris auf die 30.000 Dollar Prämie für Platz zwei angesprochen wurde, schränkte sie dies sofort ein: „Sie dürfen nicht vergessen, dass ich Spitzensteuersatz habe, da bleibt nicht viel übrig“ (Die Welt, 27. August 2003).

Bewusstes zulassen von Assoziationen

Der erste Schritt hin zu einer entschiedenen Haltung ist das bewusste Zulassen von Assoziationen. Welche Assoziationen drängen sich zum Beispiel beim Wort kreativ auf? „Verkrampft“ denken Sie jetzt? Ein verkehrter Gedanke, sagen Experten, keine Assoziation ist dumm oder falsch. Es geht vielmehr darum, das scheinbar Nutzlose ‚umzunutzen‘, hieraus etwas Wertvolles zu machen. Wer dies beherrscht, ist in praktisch jeder Lebenssituation kreativ und originell, kann in wenigen Minuten das Gerüst für eine Rede zu einem beliebigen Thema aufstellen und ist schlagfertig und brillant im Gespräch.

Eingefahrene Denkrillen sprengen

Zum zweiten geht es darum, das Gegenüber mit einer entschiedenen Haltung mitunter aus eingefurchten Denkrillen zu werfen. Es ist so, als wenn Sie einem Plattenspieler einen kleinen Stups geben und plötzlich sind Sie bei einem anderen Musikstück! Die Forschungen auf dem Gebiet der Neuroassoziation zeigen sehr deutlich, dass das Gehirn vor allem eines tut: es arbeitet während es enorme Leistungen vollbringt gleichzeitig möglichst energieeffizient. Alles was automatisiert werden kann, wird automatisiert. Muster werden fortgeschrieben und zwar so lange, bis sie irgendjemand unterbricht. Und da wird es nun interessant. Wenn Sie etwas gefragt werden, können Sie sich nur schwer dem Umstand entziehen, dass Sie zumeist automatisch reagieren.

Beispiel: In welcher Stadt wohnen Sie? Welche Farbe hat Ihr Auto? Haben Sie eine Brille? Merken Sie das? Zack, zack, zack und schon haben Sie für jede dieser Fragen sofort eine Antwort im Kopf!

Bei dem Prinzip Entschiedenheit versuchen Sie mit der gleichen Geschwindigkeit und Sicherheit mindestens drei Antworten zu generieren, unabhängig davon, welche Frage oder Aussage Ihnen entgegen geschleudert wird. Aus den generierten Alternativen sollten Sie dann bewusst eine auswählen und damit antworten.

Entschiedenheit demonstrieren und sich nicht aus dem Konzept bringen lassen

Wie können Sie Entschiedenheit demonstrieren und gleichzeitig verhindern, dass andere Sie aus dem Konzept bringen? Die folgenden fünf Techniken bieten sich an:

  1.  Standard-Sätze
    Schlagfertigkeit nach dem Prinzip der Entschiedenheit lässt sich sehr gut mit sogenannten „Standardsätzen“ erzielen. Sie verfügen so schnell und sicher über eine schlagfertige Antwort und können so eine entschiedene Wirkung erzeugen. Zum Beispiel mit einem auf der zweiten Silbe betonten „Aha“…
  2. Das Hinterfragen
    Mit dem Hinterfragen schlagen Sie gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe: Sie müssen nicht Stellung beziehen, Sie gewinnen Zeit und bringen Ihren Gesprächspartner unter Umständen in Erklärungsnotstand. Sie sind hier besonders sensiblen in Bezug auf die Sache und versuchen mit präzisierenden Fragen der Thematik mal so richtig auf den Grund zu gehen…
  3. Gerade-deshalb-Technik
    Bei dieser Technik reagieren Sie nicht wie nicht gewöhnlich argumentativ auf einen Einwand, sondern begründen mit der Formel „gerade deshalb…“ warum Ihre Auffassung die richtige ist. Der Einwand des Gegenübers wird zum Fundament Ihrer nachfolgenden Aussage…
  4. Die Rückfrage nach dem Gegenteil
    Die Technik nutzt den Kontrast des Gegenteils, um die Relationen wieder zu Recht zu rücken. Ihnen wird etwas vorgeworfen und Sie formulieren nun das Gegenteil dessen. Die typischen Antwort des anderen ist dann: „Ja das will ich nun auch wieder nicht!“ und so haben Sie die Balance wieder hergestellt…
  5. Unterstellungen aufdecken
    Sie fühlen sich angegriffen? Dann sagen Sie es! Vor so viel Mut zieht fast jeder Zuhörer den Hut. Die Technik funktioniert so, dass Sie blitzschnell nachdenken, welche Fähigkeiten oder Eigenschaften ihr Gegenüber in aller Konsequenz angreift. Dies bringen Sie dann auf den Punkt, eingeleitet zum Beispiel mit Formulierungen wie „Sind Sie sich im Klaren darüber, dass… „

 

 

Teilen

Dieser Artikel kann nicht kommentiert werden.