Die Netzwerkillusion

Netzwerken ist wichtig. Das weiß jeder. Darum sind wir stets gut vernetzt. Auf dem Firmenevent stehen wir nicht alleine herum, in der Kantine kennen wir auch immer jemanden und für den Flurfunk haben wir stets ein offens Ohr. So weit, so gut. Doch das ist kein echtes Netzwerken.

Wann immer ich mit jemandem aufs Netzwerken zu sprechen komme gibt es große Einigkeit. Netzwerken ist wichtig! Beziehungen sind das halbe Leben! Wer keine Freunde hat, ist gekniffen! Und so weiter … Wenn ich dann nachfrage, wie es denn um die eigene Vernetzung meines Gegenübers aussieht, kommt in der Regel eine Antwort wie „ziemlich gut“, „ich kennen viele Leute“, „ich habe ein großes Netzwerk“ oder auch „da muss ich nichts machen, alles prima“. Und dann wechselt das Gesprächsthema.

Ich bin mir dann immer nicht so ganz sicher, ob die Leute das wirklich glauben, was sie da erzählen. Oder ob Hemmungen dahinterstecken, sich mit dem Thema zu beschäftigen, denn schließlich gehört zum Aufbau oder zur Erweiterung eines Netzwerks neben einiger Arbeit vor allem auch die Überwindung der Hemmschwelle, auf andere Menschen einfach mal so zu zu gehen, sie in ein Gespräch zu ziehen und eine Beziehung aufzubauen – etwas, was vielen eben nicht ganz leichtfällt.

Aber egal, warum der Einzelne der Auseinandersetzung mit dem Thema Netzwerken ausweicht, es ist falsch! Wenn man nämlich tatsächlich einmal tiefer gräbt, stellt man ziemlich schnell fest, dass es in Wahrheit mit der Vernetzung der meisten Menschen nicht weit her ist. Fragen Sie mal, wen Ihr Mitarbeiter auf der nächsten Ebene des Unternehmens tatsächlich kennt, wen aus der Nachbarabteilung, wen bei den Lieferanten oder gar beim Kunden? Ob er weiß, wer welche Entscheidungen trifft, wer für welche Einschätzung wichtig ist, wer die Meinungen über ihn selbst prägt und wer ihm bei welchen Problemen helfen oder schaden kann. Ich habe bei meinen Analysen in Unternehmen genau diese Fragen immer wieder gestellt, und ich war regelmäßig über die Spärlichkeit der Antworten verblüfft. Allerdings – und das muss man zur Ehrenrettung der meisten Menschen sagen – die Verblüffung lag nicht nur bei mir. Den meisten ging bei diesen Nachfragen nämlich selbst die Erkenntnis auf, dass sie da ziemlich große Defizite haben. Und von dieser Erkenntnis war es dann meist nicht sehr weit bis zu der Einsicht, mit diesem Nichtwissen und mit der bisher geübten Netzwerk-Ignoranz ein großes Potenzial zu verschenken.

„Oh, da sollte ich aber mal etwas dagegen tun! Aber was?“ An dieser Stelle kann ich meine Gesprächspartner regelmäßig beruhigen und ihnen eine Menge Tipps geben, die sie ganz einfach anwenden können, um ihre Netzwerkfähigkeiten zu verbessern. Das beginnt mit der einfachen Einsicht, dass Networking eine Investition in die eigene Zukunft ist, ganz viel mit Vertrauensaufbau zu tun hat, Netzwerke indirekt und langfristig funktionieren und der Nutzen daraus erst im Laufe der Zeit entsteht. Bis hin zu den zahlreichen konkreten Hinweisen und Anleitungen, die ich in meinem Buch „Die Sandwich Connection“ aufgeschrieben habe und die dem Einzelnen das Leben und Arbeiten erleichtern helfen. Und die Königsdisziplin, die in Unternehmen immer häufiger zur Anwendung kommt, ist das sogenannte Stakeholder Mapping, mit dem man systematisch an der Verbesserung seines organisationalen Netzwerks arbeiten kann. Es basiert auf einem dreistufigen Verfahren und versetzt in die Lage, die Meinungsbildung innerhalb von Organisationen und darüber hinaus zu beeinflussen. Und es funktioniert über Beziehungsaufbau. Wer mehr darüber wissen möchte contact me.

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