Der Mensch denkt vorzugsweise in Bildern, welche unwillkürlich Gefühle in uns hervorrufen. Dass Bilder über die erstaunliche Fähigkeit verfügen, in uns Emotionen auszulösen und damit sogar körperliche Reaktionen, gilt nicht nur für Bilder, die wir mit unseren Augen sehen, sondern in gleicher Weise für Bilder, die wir in unserem Inneren selbst emotional-energetisch erschaffen. Damit beeinflussen Bilder unsere Wahrnehmung und also auch unser Denken. Was wir — ob nun mit dem inneren oder mit den äußeren Augen — sehen, weckt unsere Emotionalität, weil Bilder in uns neue Bilder auslösen.
Die Welt ist meine Vorstellung. — Arthur Schopenhauer
Jeder Mensch kennt aus eigener Erfahrung, dass beispielsweise Fotografien oder Fernsehbilder in uns Gefühle auslösen. In gleicher Weise wirken Bilder in uns, die wir mit jedem Augen-Blick aufnehmen. Und aufgrund der Sinneseindrücke entstehen in unserem Geist Innenbilder, die Auswirkungen auf das Fühlen, Denken und Handeln haben. Innenbilder beeinflussen also wesentlich unser seelisches (Wohl-)Befinden, unser Selbstwertgefühl und unser Handeln. Auch wenn uns dieses Phänomen in der Regel kaum bewusst ist, so ist es in der Psychologie längst unbestritten. Daher wird das bewusste Hervorrufen oder auch Vermeiden von (inneren) Bildern auch therapeutisch oder beim Training insbesondere von Leistungssportlern — und dies ist das prominentere Beispiel — genutzt. Ein Sportler, der sich selbst nicht vorstellen kann, zu gewinnen, und an den eigenen Fähigkeiten zweifelt, hat meist auch keine Chance, sich gegen andere Athleten zu behaupten. Ein schönes Beispiel ist hier der berühmte Elfmeter beim Fußball: Im Training, also ohne den Druck des Wettkampfes, beträgt die Trefferquote nahezu hundert Prozent. Im realen Match kommt es selbst bei sehr erfahrenen Spielern immer wieder zu Patzern, vor allem dann, wenn der Druck am größten ist. Hier entscheiden jedoch nicht irgendwelche Schusstechniken, sondern ausschlaggebend ist vielmehr, dass der Schütze belastende Bilder und Gedanken in sich selbst hervorgerufen hat.
Was Sie sehen und nicht sehen
In welcher Weise Bilder als emotionale Inspirationen auf uns wirken können, weiß jeder aus eigener Erfahrung. Sie brauchen sich nur intensiv einen Biss in eine saftige, prallgelbe Zitrone vorzustellen. Dieser Vorstellung folgt unweigerlich eine vermehrte Speichelbildung. Die Vorstellungskraft kann also körperliche Funktionen in gleicher Weise beeinflussen wie ein ganz „realer“ Biss in eine Zitrone.
Doch wir können auch ein kleines Experiment machen, das noch ganz andere Dimensionen der Imaginationskraftkraft eindrucksvoll demonstriert: Schauen Sie sich einmal in Ihrem Zimmer um, und versuchen Sie, sich alle Gegenstände einzuprägen, die blau sind. — Lesen Sie bitte erst weiter, wenn Sie sich diese Gegenstände gemerkt haben …
Sie haben sich nun alle blauen Gegenstände in Ihrem Zimmer eingeprägt. Schließen Sie nun die Augen und überlegen Sie, welche roten Gegenstände sich im Raum befinden und wo diese sind. — Ganz gewiss werden Sie Schwierigkeiten haben, alle roten Gegenstände zusammenzubekommen. Vermutlich werden Ihnen längst nicht alle oder vielleicht auch gar keine roten Gegenstände einfallen. Der Grund dafür ist einfach: Sie haben Ihren selektiven Blick so sehr auf alles Blaue fokussiert, dass Sie sich damit gleichzeitig quasi blind gemacht haben für alle anderen Farben. Ihre Augen haben die andersfarbigen Gegenstände zwar gesehen, da Sie Ihrem Gehirn jedoch selbst gesagt haben, nur die blauen Gegenstände herauszufiltern, hat es sich auch nur diese eingeprägt.
Das Innere, das in Bildern denkt
Ganz ähnlich ergeht es uns im alltäglichen Leben: Wir nehmen nur bestimmte Bilder wahr, während wir zugleich andere, die ebenfalls vorhanden sind, ausblenden. Weil wir diesen Vorgang des Ausblendens jedoch überhaupt nicht wahrnehmen, zweifeln wir auch nicht daran, jederzeit die gesamte Realität wahrzunehmen. Die geistige Vorstellungskraft, die Imagination, ist nun das eigene Innere, das in Bildern denkt. Und auch hier ist unsere Vorstellungskraft meist auf bestimmte Aspekte fokussiert, was — wie bei den blauen und roten Gegenständen — dazu führt, dass wir uns in unserem Selbst immer nur ein bestimmtes Spektrum von Bildern vergegenwärtigen.
Die Imagination ist die kreative Fähigkeit, innerlich bestimmte Bilder hervorzurufen, sie also in unserem Inneren zu kreieren. Und ob es uns nun bewusst ist oder nicht, unser Geist entwirft fortwährend Bilder — und diese Imaginationen sind letztlich für uns damit im wahrsten Sinne des Wortes realitätsbildend.
Es kommt also vielmehr auf die Bilder an, die in unserem Geist entstehen, als auf das tatsächlich Gesehene oder Visualisierte. Alle Bilder, die wir sehen, wirken in uns. Und wir kreieren permanent selbst Bilder, denn wir nehmen die Bilder unserer Welt nicht nur in uns auf, sondern sehen sie in der uns jeweils ganz eigenen Weise. Zudem filtern wir unaufhörlich bestimmte Bilder aus dem Ganzen heraus. Wichtiger als das, was wir sehen, ist immer, wie wir es sehen. Jeder Gegenstand, jedes Bild erlebt eine Art Transformation, sobald wir hinschauen und es erblicken. Und dieser Prozess geht von uns selbst aus und hat seine Quelle in unserer Fähigkeit zur kreativen Imagination.
Wir finden immer nur das, was wir auch suchen
Allen Handlungen, auch Zielsetzungen, jeder Erfolgsgeschichte und letztlich Entwicklungsstufen aller Art gehen kreative Vorstellungen, ganz bestimmte Imaginationen, voraus. Was wir uns nicht vorstellen können, werden wir also auch nicht erreichen. Wir werden sogar nicht einmal einen Anfang machen und versuchen, das Unvorstellbare als möglichen Wunsch auch nur ins Visier zu nehmen. Was unvorstellbar ist, scheidet damit schon als reine Möglichkeit von vornherein aus, und das bringt als Folge eine unbekannte Anzahl von Begrenzungen in Form fehlender Optionen mit sich.
Was wir uns nicht vorstellen können, werden wir auch nicht tun, nicht erfahren und nicht erleben. Die Imagination oder die Vorstellungskraft selbst kennt grundsätzlich so lange keine Grenzen, bis wir ihr selbst keine setzen. Oft allerdings gehen wir viel zu zögerlich mit unserer Fähigkeit der Imagination um. Wir setzen ihr enge Grenzen und fesseln damit zugleich unser Selbst, das sich wieder einmal nur innerhalb des Altbewährten, Bekannten und bereits Erfahrenen bewegen kann. Damit verhindern wir ebenfalls unsere eigene Kreativität. Mit Kreativität ist hier die ursprüngliche Bedeutung des auch aus dem Lateinischen stammenden Wortes „creare“ gemeint, das so viel heißt wie „erschaffen, ins Leben rufen, schöpfen“. Denn natürlich erschaffen wir uns unsere eigenen Bedingungen, rufen Vorstellungen ins Leben und sind aktive Schöpfer unserer eigenen Realität.
Wenn wir nun schon unsere Vorstellungskraft beschneiden, können wir uns auch nur eine begrenzte Welt kreieren. Denn auch hier gilt: Wir finden immer nur, wonach wir auch suchen, für alles andere sind wir blind. Mit einer in Zaum gehaltenen Vorstellungskraft kann die Suche nach vielen Dingen gar nicht erst beginnen, weil wir sie nicht einmal vor unserem geistigen Auge sehen können. Nur wenn wir unsere Scheuklappen selbst entfernen, können wir auch Neues wahrnehmen und als mögliches Ziel fokussieren. Und jeder weiß, dass Ziele erst sichtbar werden, wenn wir auch ihre Realität wahrnehmen. Erreicht werden sie dann am leichtesten, wenn es auch im Bereich der Vorstellungskraft liegt, sie tatsächlich erreichen zu können. Solange wir nach Gründen suchen, warum etwas unmöglich ist, werden sich auch die entsprechenden Argumente finden lassen, die belegen, dass die ursprüngliche Annahme zutreffend war. Suchen wir stattdessen nach neuen Wegen oder Lösungen, wächst die Wahrscheinlichkeit enorm, dass sie auch gefunden werden. Ist man überzeugt, dieses oder jenes nicht zu können, geben wir unserem Gehirn den Auftrag, sich nur solche Situationen zu merken, bei denen wir etwas nicht geschafft haben. Wieder verhält es sich ganz so wie beim Experiment mit den roten und blauen Gegenständen: Wir sehen zwar die einen, blenden die anderen dafür komplett aus. Auf dieseWeise setzen sich Bilder in uns fest, die dann unsere Gefühle, Gedanken und schließlich unsere Handlungen bestimmen. Suchen Sie daher nach etwas Schönem und finden Sie in Ihrem Herzen das kreative Selbst. Mind up, Spot an!
Der innere Film — Hollywood im Herzen
In welcher Weise können wir nun diese Erkenntnis nutzen? Wir können entweder alles so belassen und immer die gleichen Erfahrungen machen und uns jede erwünschte Entwicklung selbst erschweren, weil wir unser Selbst darauf programmiert haben, die Realität nach vorgegebenen Mustern herauszufiltern. Dann erleben, erfahren und sind wir weiterhin das, wonach wir suchen, wobei uns nicht bewusst wird, dass bei der Suche längst nicht alle Möglichkeiten einbezogen werden. — Oder wir erweitern unsere Vorstellungsbilder und erschaffen damit neue, transformierte und umfassendere Realitäten, bei denen etliche Möglichkeiten nicht mehr schon im Vorfeld ausgeklammert werden. Dann gilt es, sich von alten Bildern und Vorstellungen zu trennen und durch eine grenzenfreie Vorstellungskraft zu ersetzen. Mit bewussten, kreativeren Imaginationen entstehen gleichzeitig auch neue Gedankenwelten. Und Gedanken sind eine enorm starke Kraft, in jedem Gedanken wie in allen Gefühlen stecken schöpferische Energien, die wir jederzeit für uns nutzbar machen können. Dies gelingt mit einem Bewusstsein darüber, dass wir uns mit unseren Gedanken und inneren Welten unsere ganz individuelle Wirklichkeit kreieren.
Machen Sie sich bewusst, dass Sinneseindrücke und Erfahrungen in Form von Bildern wie auf einem unendlichen Videoband in Ihrem Inneren gespeichert werden. Je nach Prägung oder Situation neigen wir dazu, mehr Bilder und Empfindungen von der unterstützenden oder von der nachteiligen Seite hervorzuholen. Wollen wir nun Veränderungen herbeiführen und auch persönliche Ziele erreichen, Erfolge verbuchen oder Probleme lösen, können wir dabei die unterstützenden Bilder nutzen, um Empfindungen, Gedanken und damit unser Verhalten auf bewusste Weise zu verändern.
Hollywood gilt als das Zentrum der Filmproduktion, in dem Wünsche, Träume und selbst Unmögliches wahr werden. Sie selbst sind ebenfalls Produzent Ihrer eigenen Realitäten, das Zentrum und somit der Drehort liegt in Ihrem Herzen. Was Sie hier fühlen, kann zu einem Lebensfilm werden, den Sie durch Ihre Kreativität selbst erschaffen. Das Kino ist die Welt, und Sie entscheiden selbst, welcher Film hier gezeigt wird.
Bestimmt haben Sie genau dies in Ihrem Leben bereits mehrfach angewendet. Wenn Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie den starken Willen verspürt haben, etwas zu erreichen, dann war dies von inneren Bildern und von starken Gefühlen begleitet, was Ihnen vielleicht sogar eine ungeahnte Energie gab, die sie schneller vorwärts brachte, als Sie selbst für möglich gehalten hatten. – Im Alltag kommen solche Situationen zwar immer wieder vor, sie geschehen jedoch meist unbewusst und ohne, dass wir sie bewusst beeinflussen. Mit der Vorstellungskraft und einem schärferen Blick auch auf die zuvor unsichtbaren Dinge haben Sie es selbst in der Hand, diese kreativen Effekte selbstbewusst für Ihr Leben einzusetzen. Denken Sie dabei immer daran, dass alles, was Sie sich nicht vorstellen können, grundsätzlich unerreichbar bleibt. Aus diesem Grund beginnt jede Veränderung beziehungsweise Transformation immer mit einer Auflösung alter, selbst gesetzter Grenzen, die unsere Vorstellungskraft daran hindert, innere Bilder zu imaginieren und so als mögliche Realität zu kreieren. Sie selbst sind der Regisseur, der entscheidet, welche Bilder gespeichert, transformiert, gelöscht und welche Bilder als InFORMation Realität werden.