Was bei der inneren Einstellung beginnen muss, ist auch Grundlage der methodischen Umsetzung. Gerade wenn es um das Kreieren neuer Lösungsansätze geht, gilt immer das Motto: »Idee vor Ego«. Denn neue, überraschende Ideen entstehen ja gerade dadurch, dass Gedanken unzensiert geteilt werden und an diesen frisch und frei weitergesponnen werden darf.
The best way to have a good idea
Linus Carl Pauling, Nobelpreisträger
is to have lots of ideas.
Auf dem Weg zu neuen Ideen und innovativen Lösungen steht in der Startphase die Quantität immer über der Qualität. Hier geht es um Ideen wie Sand am Meer und nicht um die Nadel im Heuhaufen. Denn wenn unser Augenmerk zu früh auf Qualität und Umsetzbarkeit liegt, wird‘s detailfokussiert und perfektionistisch. Dann werden die wilden Ideen nicht einfach rausgehauen, sondern laufen in unserem Kopf stattdessen unzählige kritische Checks und gedankliche Schleifen ab. Und das erstickt dann jeden kreativen Höhenflug im Keim. Also: setze die rosarote Brille auf und los geht‘s! Auf der Suche nach zündenden Ideen ist Kritik ein ganz schlechter Ratgeber.
Um das Team immer auf der passenden Flughöhe zu halten, ist es entscheidend, dass alle Teilnehmenden zu jeder Zeit genau wissen, wo sie gerade unterwegs sind und was genau von ihnen gefordert wird. Und da ist er schon wieder: der erfolgsentscheidende Ruf nach Transparenz. Aber so läuft es halt. Wenn mir Ziel und Rahmenbedingungen klar sind, kann ich loslaufen. Oder losspinnen.
Besonders vielversprechend sind die Ideen-Berge übrigens, wenn sich die Quantität nicht aus vielen ähnlichen Ansätzen speist, sondern dieser eine vielfältige Bandbreite unterschiedlicher Denkrichtungen zugrunde liegt. Das erreiche ich einerseits durch eine heterogene Gruppenzusammensetzung und andererseits durch inspirierende Gedanken-Anstöße.
Öfter mal die Richtung wechseln
Die Definition von Wahnsinn ist,
Albert Einstein (1879–1955)
immer wieder das Gleiche zu tun
und andere Ergebnisse zu erwarten.
Im Daily Business ist es unverzichtbar, immer wieder auf Bewährtes zu vertrauen, sich Routinen zu erschaffen und wiederkehrende Aufgaben sprichwörtlich im Schlaf zu bewältigen. Das gibt uns Sicherheit, spart Zeit und lässt uns Raum, unser kreatives Potenzial den Themen zu widmen, die geradezu nach neuen Ideen lechzen. Diese gilt es allerdings, erst einmal zu erkennen! Tatsächlich ist der erste Impuls, wenn etwas einmal nicht so gut funktioniert hat, mit doppelter Kraft aufs selbe Pferd zu setzen. Das kann an der einen oder anderen Stelle sogar Sinn machen. Muss es aber nicht. Manchmal würde es sich lohnen, viel früher in eine andere Richtung zu denken. Ich sage nur: Einstein …
Nun ist das Andersdenken zugegebenermaßen leichter gesagt als getan. Und wenn du sicher gehen willst, dass sich deine Teilnehmenden so richtig schwer damit tun, dann feuere sie am besten mit einem motivierenden »Jetzt seid halt mal kreativ!« an.
Die Voraussetzungen, um freies, neues und kreatives Denken zu ermöglichen sind eine offene, interessierten und menschenfreundlichen Haltung, gepaart mit einer von psychologischer Sicherheit geprägten Kultur. Damit ist der perfekte Boden für bunt sprießende Ideen bereitet! Soweit, so gut. Jetzt brauchen sie nur noch ihre Köpfchen aus der Erde zu strecken. Aber das wird von allein selten passieren. Zu selten.
Ohne die Basis für Kreativität wird diese nie Erblühen – um bei der Garten-Metapher zu bleiben. Und doch macht allein ein guter Boden auch noch keinen bunten Garten. Was es jetzt braucht, sind konkrete Ansätze, um vermeintlich bewährte Pfade zu verlassen, Gedanken in eine neue Richtung zu schubsen und mächtig Farbe ins Spiel zu bringen.
Das ist der Punkt, an dem der Ruf nach inspirierenden Tools laut wird. Zu Recht. Schließlich sind es inspirierende und durchdachte Methoden, die uns wirkungsvoll dabei unterstützen, unsere gelernten Gedanken anzustupsen, überraschende Wege zu beschreiten und am Ende des Tages neue und innovative Lösungen zu generieren.
Allerdings verbirgt sich hinter jeder Methode weitaus mehr als ein definierter Ablauf. Und so verschenken wir wertvolles Potenzial, wenn wir uns hier ausschließlich auf die beschriebenen Tools mit offiziellem Namen und festgelegter Vorgehensweise fokussieren. Wenn wir vielmehr die Inspirations-Ansätze hinter den konkreten Methoden kennen, haben wir – über die Anwendung der Methoden hinaus – eine Fülle an Möglichkeiten, diese Ansätze im kleineren und größeren Stil in unsere Workshop- und Meeting-Gestaltung genau wie in unsere individuelle Arbeit einzubinden.

Michaela Stach ist seit 1995 Unternehmerin. Nach zahlreichen fundierten Ausbildungen im Bereich Coaching, Change Management, Moderation und Großgruppenmoderation spezialisierte sie sich auf die systemische Moderation und gründete 2011 die Akademie für Systemische Moderation. Hier finden 5-modulige Zertifikatsausbildungen und offene Aufbauseminare statt. Michaela Stach führt darüber hinaus selbst Moderationen und Großgruppenmoderationen durch und vermittelt ihr umfangreiches Know-how in Inhouseseminaren.