Winken oder Wie ? Über das weggeklickt werden

Da hat man sich zusammen bei Skype, Teams & Co. den Kopf zerbrochen. Diskutiert, fachliche Fragen erörtert und vielleicht sogar etwas Brauchbares hervorgebracht. Und dann? Man wird einfach weggeklickt. Doch wie kann man sich im virtuellen Raum verabschieden? Unser Autor Gottfried Hoffmann hat sich dazu ein paar Gedanken gemacht.

Da diskutiert man tief schürfend und auf hohem geistigem Niveau fachliche Fragen. Und am Schluss – große Unsicherheit darüber, wie man sich verabschiedet. Manche schauen intensiv in die Kamera (oder haarscharf daneben) und wünschen einen schönen Tag, andere nicken, wieder andere winken, mit einer oder beiden Händen (was übrigens ansteckend wirkt), manche legen die Hände vor der Brust zusammen als würden sie innerlich Namasté sprechen, aber keiner ist sich wirklich sicher, in welchem Kontext welche Verabschiedung sinnvoll ist.

Ich amüsiere mich jedes Mal. Zögern, unsicheres Lächeln, Smalltalk, blitzschnelles Ausloggen.

Ich hab meine Beobachtungen gemacht. Und die Netiquette (Etikette fürs Netz, wussten Sie, dass es das gibt?)* studiert. Da gabs einige Tipps, der Beste war: “Behandeln Sie Ihre Online-Kontakte so, wie Sie auch selbst behandelt werden wollen”. Das allerdings hilft in unserer Frage des Grüßens am Ende eines Meetings nicht weiter.

Was macht die Situation denn so komisch? Ich glaube, es sind die Kleinigkeiten, das gemeinsame Zusammenpacken der Unterlagen, das Zuklappen von Laptop und Filofax, die drei Schritte gemeinsam zur Tür und über den Flur, kleine Gespräche, die sich auf das Thema beziehen oder eben nicht, ein schneller Blickkontakt oder ein freundliches Zunicken, das zweckfreie soziale Miteinander. Dieses Ausschwingen entfällt, Man hat sich z.T. sehr intensiv ausgetauscht, und jetzt ist mit einem Klick alles weg. Und wir merken an unserer  Unsicherheit in der Verabschiedung, dass ein Ritual weggefallen ist.  

Was wünsche ich mir denn? Vermutlich etwas so grundsätzliches wie wahrgenommen werden, gewürdigt und geschätzt werden. Aber statt dessen werde ich weggeklickt. Beobachten Sie einmal Ihre Wahrnehmung, Ihr Gefühl, wenn Sie weggeklickt werden. Oder wenn Sie jemanden wegklicken.

An dieser Stelle könnte man weiterdenken.Vielleicht genügt eine drei-Worte-Runde, ein kurzer Kurzkommentar jeder Teilnehmerin/jedes Teilnehmers zur gemeinsamen Arbeit? So hat jede/jeder noch einmal das Wort, auch die eher ruhigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Jede/jeder einzelne macht sich sichtbar und wird erfahrbar.

Ich werd’s im nächsten Seminar in dieser Woche gleich einmal probieren.

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