Vom gewohnten Denken in die gewohnte Praxis

Bewusstseinsentwicklung ist ein Prozess, der weit über das bloße Aneignen von Wissen hinausgeht. Es reicht nicht aus, neue Erkenntnisse nur zu verstehen – sie müssen auch in den Alltag integriert werden, um wirklich wirksam zu sein. Doch warum fällt es uns oft so schwer, diese neuen Einsichten in die tägliche Praxis umzusetzen? Der Grund liegt in den tief verankerten Gewohnheiten, die unser Denken und Handeln prägen.

Unsere täglichen Handlungen, Gedanken und Reaktionen laufen oft auf Autopilot ab, gesteuert von Mustern, die sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte gebildet haben. Diese Gewohnheiten sind wie eingetretene Pfade in Deinem Bewusstsein, die den Weg des geringsten Widerstands darstellen. Der erste Schritt zur Bewusstseinsentwicklung ist, diese alten Pfade zu erkennen und bewusst zu hinterfragen. Doch das allein genügt nicht. Um Dein Bewusstsein wirklich zu erweitern, musst Du bereit sein, diese neuen Erkenntnisse konsequent in die Praxis umzusetzen.

Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.

Rita Mae Brown, Schriftstellerin und Feministin

Die Wissenschaft zeigt uns, dass unser Gehirn in der Lage ist, sich durch neue Erfahrungen und Verhaltensweisen tatsächlich umzuformen. Dieser Prozess, bekannt als Neuroplastizität, bedeutet, dass Dein Gehirn neue neuronale Verbindungen bildet, wenn Du neue Gewohnheiten praktizierst. Je häufiger Du diese neuen Wege im Denken und Handeln beschreitest, desto stärker werden diese Verbindungen und desto leichter fällt es Dir, die alten, hinderlichen Muster hinter Dir zu lassen.

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Es braucht jedoch Zeit und Geduld, um diese neuen Pfade in Deinem Bewusstsein zu festigen. Untersuchungen legen nahe, dass es etwa sechsundsechzig Tage dauert, bis eine neue Gewohnheit vollständig in Deinen Alltag integriert ist. Am Anfang mag es sich ungewohnt und vielleicht sogar unbequem anfühlen, aber je häufiger Du Deine neuen Gewohnheiten praktizierst, desto natürlicher werden sie. Schließlich werden diese neuen Verhaltensweisen zu einem festen Bestandteil Deines erweiterten Bewusstseins – sie geschehen dann ganz automatisch, ohne dass Du bewusst darüber nachdenken musst.

Der Schlüssel zur Bewusstseinsentwicklung liegt also in der täglichen Praxis. Es geht darum, dass Du die neuen Einsichten und Erkenntnisse nicht nur im Kopf behältst, sondern sie in Dein tägliches Leben integrierst. Setze Dir dabei kleine, realistische Ziele und nimm Dir nicht zu viel auf einmal vor. Konzentriere Dich auf eine oder zwei Gewohnheiten, die Du ändern möchtest, und arbeite konsequent daran. Dabei hilft es, Dich regelmäßig daran zu erinnern, warum Du diese Veränderungen anstrebst. Halte Dir die positiven Auswirkungen vor Augen, die diese neuen Gewohnheiten auf Dein Leben und Deine Bewusstseinsentwicklung haben werden – auf Deine Gesundheit, Deine Beziehungen und Deine innere Zufriedenheit.

Es ist normal, dass der Weg zur Bewusstseinsentwicklung nicht immer gerade verläuft. Es wird Tage geben, an denen es Dir schwerfällt, an Deinen neuen Gewohnheiten festzuhalten. Doch auch das ist Teil des Prozesses. Sei geduldig mit Dir selbst und erkenne jeden kleinen Fortschritt an. Rückschläge sind keine Niederlagen, sondern Gelegenheiten, daraus zu lernen und gestärkt weiterzumachen.

Ich habe jede Trainingsminute gehasst. Aber ich habe mir gesagt: Gib nicht auf. Leide jetzt und lebe den Rest deines Lebens wie ein Champion.

Muhammad Ali, Boxer

Am Ende geht es darum, dass Du Deine neuen Erkenntnisse nicht nur verstehst, sondern sie lebst. Es ist die tägliche Praxis, die den Unterschied macht. Indem Du bewusst neue Wege gehst, erweiterst Du Dein Bewusstsein und legst die Grundlage für ein Leben, das im Einklang mit Deinen tiefsten Überzeugungen und Zielen steht. Lass es zu, dass Deine neuen Gewohnheiten zu einem festen Bestandteil Deines Lebens werden, und beobachte, wie sich Dein Bewusstsein und Dein Leben Stück für Stück zum Besseren verändern.

Hinterfrage Deine Denkmuster

Unser Denken ist geprägt von Mustern, die wir im Laufe unseres Lebens entwickelt haben. Diese Denkmuster entstehen aus Erfahrungen, Erziehung, gesellschaftlichen Normen und den Überzeugungen, die wir im Laufe der Zeit aufgebaut haben. Sie helfen uns, schnell Entscheidungen zu treffen und in einer komplexen Welt zu navigieren. Doch manchmal führen uns diese Denkmuster in die Irre, und wir merken nicht, dass wir uns selbst im Weg stehen. Die Fähigkeit, diese Muster zu hinterfragen und neue Perspektiven einzunehmen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Bewusstseinsintelligenz.

Ein wichtiger Begriff in diesem Zusammenhang ist der sogenannte kognitive Bias (Bias = Verzerrung in der Wahrnehmung). Kognitive Verzerrungen sind systematische Denkfehler, die unser Urteil und unsere Entscheidungen beeinflussen. Sie entstehen, weil unser Gehirn oft auf Abkürzungen zurückgreift, um Informationen schnell zu verarbeiten. Diese Abkürzungen, auch Heuristiken genannt, sind nützlich, können uns aber auch in die Irre führen. Ein bekanntes Beispiel ist der Bestätigungsfehler – die Neigung, Informationen so auszuwählen und zu interpretieren, dass sie unsere bestehenden Überzeugungen bestätigen.

Die Fragen, die Du Dir stellen solltest, lauten:

  • Wie oft denkst Du über Dein Denken nach?
  • Wann hast Du das letzte Mal Deine Überzeugungen und Entscheidungen wirklich hinterfragt?

Es ist nicht immer angenehm, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, doch genau hier beginnt das Wachstum. Das Hinterfragen der eigenen Denkmuster kann dazu führen, dass Du Dich in einem neuen Licht siehst und verstehst, warum Du in bestimmten Situationen immer wieder die gleichen Entscheidungen triffst – auch wenn sie nicht immer zu den besten Ergebnissen führen.

Um Dir diesen Prozess zu erleichtern, habe ich einige Fragen und Beispiele entwickelt, die Dich dazu anregen sollen, Deine gewohnten Denkmuster kritisch zu hinterfragen. Sie sind so gestaltet, dass sie Dir A-ha-Erlebnisse verschaffen und Dir helfen, Deine innere Welt klarer zu sehen.

Inspirationen aus dem Bewusstseinslabor

#1 Wie oft fällst Du in gewohnte Gedankenmuster zurück, wenn Du mit einer Herausforderung konfrontiert wirst?

#2 Glaubst Du, dass Deine Überzeugungen »die Wahrheit« sind, oder erkennst Du, dass sie nur eine Perspektive darstellen?

#3 Wie oft erwischst Du Dich dabei, dass Du Dich auf das Negative konzentrierst?

#4 Wann hast Du zuletzt eine Entscheidung getroffen, die nicht auf Deinen bisherigen Erfahrungen basierte, sondern auf einer neuen, mutigen Perspektive?

Die Kraft der Perspektivwechsel

Eine der stärksten Methoden, um Deine Denkmuster zu hinterfragen, ist der Perspektivwechsel. Es ist nicht einfach, die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen, besonders wenn Du von der Richtigkeit Deiner eigenen Überzeugungen überzeugt bist. Doch genau hier liegt die Chance auf A-ha-Erlebnisse. Wenn Du Dir die Mühe machst, Dich in andere Menschen hineinzuversetzen oder Deine Situationen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, wirst Du feststellen, dass es viele Wege gibt, dieselbe Situation zu interpretieren – und dass Dein gewohnter Weg nicht immer der beste ist.

Ein psychologischer Ansatz, der hier hilfreich sein kann, ist die kognitive Umstrukturierung. Diese Methode wird in der kognitiven Verhaltenstherapie angewendet und zielt darauf ab, negative oder verzerrte Denkmuster durch positivere und realistischere zu ersetzen.

Frage Dich selbst: Was wäre, wenn ich diese Situation aus einer völlig anderen Perspektive betrachte? Was würde ich sehen, das ich bisher übersehen habe? Welche neuen Möglichkeiten könnten sich eröffnen?

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