Wir fühlen, was wir denken. Wir zeigen unbewusst, was wir fühlen. Unmotiviert, übersehen, engagiert, begeistert, verletzt. Dein System aus Kopf und Körper hängen zusammen. In der Arbeitswelt tun wir oft so, als ob sie voneinander getrennt wären. Wir verschenken dadurch richtig viel Potenzial, uns gut und souverän zu fühlen. Du kannst daher deine Körperhaltung strategisch für dich und zugunsten deiner Karriere und deines beruflichen Erfolgs nutzen. In belastenden Situationen, schwierigen Gesprächen, harschen Verhandlungen oder beim Präsentieren vor großen Gruppen wird deine äußere Haltung dein geheimes Ass. Immer dann, wenn für dich viel auf dem Spiel steht, du dich unsicher oder unterlegen fühlst. Oder dich eine Situation überrascht und dich aus dem Konzept zu werfen droht. Dann ist es höchste Zeit, deinen Körper als strategisches Tool im Tagesgeschäft einzusetzen.
Die Stimmung ist aufgebracht. Es ist Montag, wir sind unterwegs ins Geschäftsleitungsbüro. Mein sonst so besonnener Chef geht hektisch, alles andere als entspannt. Sein Gesichtsausdruck ist ernster, als ich es gewohnt bin. Er muss gar nicht aussprechen, dass er wütend ist. Seine äußere Haltung, sein Gang spiegeln sein Innenleben deutlich wider.
Wir fühlen, was wir denken. Wir zeigen unbewusst, was wir fühlen
Dein Körper zeigt automatisch, wie du dich fühlst. Unmotiviert, übersehen, engagiert, begeistert, verletzt. Dein System aus Kopf und Körper hängen zusammen. In der Arbeitswelt tun wir oft so, als ob sie voneinander getrennt wären. Wir verschenken dadurch richtig viel Potenzial, uns gut und souverän zu fühlen. Du kannst daher deine Körperhaltung strategisch für dich und zugunsten deiner Karriere und deines beruflichen Erfolgs nutzen. In belastenden Situationen, schwierigen Gesprächen, harschen Verhandlungen oder beim Präsentieren vor großen Gruppen wird deine äußere Haltung dein geheimes Ass. Immer dann, wenn für dich viel auf dem Spiel steht, du dich unsicher oder unterlegen fühlst. Oder dich eine Situation überrascht und dich aus dem Konzept zu werfen droht. Dann ist es höchste Zeit, deinen Körper als strategisches Tool im Tagesgeschäft einzusetzen.
Die amerikanische Sozialpsychologin Amy Cuddy (2012) forscht dazu, wie du mit deiner Körpersprache ohne Worte überzeugst. Vor allem, wie du dir selbst Eindruck durch deine Körperhaltung machst, damit du selbst an dich glaubst. Du erinnerst dich: Am häufigsten sprechen wir mit uns selbst. Dein Körper kann dir helfen, von innen Sicherheit und Stärke auszustrahlen. Ich hatte Cuddys Ansatz kennengelernt und brannte darauf, ihre Empfehlungen direkt bei der nächsten Gelegenheit zu testen. Das war schneller so weit, als mir lieb war. Um zehn nach halb zehn bekam ich eine Einladung meines Vorgesetzten für ein kurzfristig für zehn Uhr einberufenes Telefongespräch mit dem Titel »Deine E-Mail«. Mein Nacken verkrampfte sich im Nu. Mein Puls erhöhte sich. In meiner E-Mail ging es darum, meinen Arbeitsbereich zu verändern. Ich wollte ein neues Projekt für mich gewinnen. Doch die Vorbereitungszeit war knapp. Der Gedanke, in zwanzig Minuten meine Unterlagen durchzugehen, machte mich nur nervöser. Also ging ich zur Toilette, um anzuwenden, was ich von Amy Cuddy als Power-Pose aufgeschnappt hatte. Hinter verschlossenen Türen stand ich nun in hüftbreitem Stand und mit Händen in den Hüften. Nach fünf Minuten in dieser Position ging ich zurück an meinen Arbeitsplatz, trank noch einen Schluck Wasser und konnte es kaum glauben. Meine Nervosität war weg, ich ging nicht meine Argumente im Kopf durch oder checkte meinen E-Mail-Verlauf zum Projekt. Ganz im Gegenteil. Ich war ruhig und eine für mich überraschende Gelassenheit machte sich in mir bemerkbar.
Dann klingelte schon mein Telefon. Das Gespräch dauerte nicht länger als zehn Minuten. Es herrschte eine erstaunlich entspannte Atmosphäre und ich musste gar nicht viel argumentieren. Mein Vorgesetzter verstand meine Punkte, warum ich das Projekt leiten wollte, und viel wichtiger: Ich musste nicht erläutern, warum ich dafür geeignet wäre. Er wollte nur wissen, wie ich vorgehen würde. Ob ich das konnte, stand für ihn außer Frage. Dies war erstaunlich, zuvor war er dem Thema ausgewichen und sagte, er wisse noch nicht, ob die Zeit für mich schon reif sei, um ein neues Projekt anzunehmen. Und jetzt?
Für mich stand fest: Ich vermittelte nonverbal Selbstvertrauen und Sicherheit, sodass ich Fragen erst gar nicht aufkommen ließ. Dabei sah mein Vorgesetzter mich nicht einmal, wir telefonierten nur. Ein paar Minuten Power-Pose bewirkten schon so reichlich Zuversicht in mir, dass ich mit starker Stimme und innerer Überzeugung rüberbrachte, die Richtige für das Projekt zu sein.
Wie genial ist das bitte, dachte ich mir. Weniger Zeit in kognitive, rein faktenbasierte Punkte zu investieren. Denn die Zeit reicht so gut wie nie aus, sich ausreichend vorzubereiten. Du wirst spontan in eine Besprechung gerufen, deine Chefinnen wollen von dir Entscheidungen und du musst auf Knopfdruck performen.
Mehr innere Stärke und Selbstbewusstsein durch eine kraftvolle äußere Haltung
Was für ein sensationeller Auftakt. Ich blieb motiviert dran, probierte die Power-Pose von Amy Cuddy immer öfter aus. Wenn ich mal keine Zeit hatte, in den Toilettenraum zu gehen, stemmte ich meine Hände, während ich an der Ampel, in der Kantine oder an der Kassa wartete, in meine Hüften, Schultern zurück, Kinn leicht zu mir gezogen. Mein Blick änderte sich im Nu, mein Gefühl ebenso. Wie Arnold Schwarzenegger determiniert einen Auftrag ausführt, so kam ich mir vor. Bei diesem Gleichnis musste ich über mich selbst lachen. Wie einfach es doch sein kann, etwas dazuzulernen. Wenn du unvoreingenommen Neues ausprobierst, kommt der Spaß auch nicht zu kurz. Dazu musst du nicht monatelang etwas recherchieren und trainieren. Mir genügten ein Impuls und meine Neugierde, es direkt selbst auszutesten. Feldforschung an und mit mir nenne ich das. Ich war begeistert und es bewahrheitete sich fortwährend. Ob es vor einem Kundenreklamationsgespräch, bei einer patzigen E-Mail einer Kollegin oder vor einer Pitch-Präsentation war: Ich bereitete mich im Stillen oder auf dem Weg zum Einsatzort mit der Power-Pose vor. Im Lift, auf der Treppe, jeder Meter zählt.
Finde deine persönliche Power-Pose
Nach einiger Zeit hatte ich die vorgegebene Power-Pose verinnerlicht. Es kam der Zeitpunkt, da ich damit experimentierte und meine persönliche Interpretation einer kraftvollen Power-Pose fand. Eine, die mich und mein Kopf-Körper-System symbolisierte: You’ll rock this. Das kam intuitiv aus mir heraus. Das, was sich für mich gut anfühlt. Ebenso strategisch erweiterte ich den Verwendungszweck der Power-Pose-Übungen für mich. Ich wartete nicht mehr auf brenzlige oder nerventötende Situationen. Vielmehr begann ich mit Power Posing meinen Morgen. Bevor ich mein Zuhause verließ, machte ich meine persönliche Power-Pose. Vor jeder Aufgabe, jedem Vortrag, jedem Konzept konditionierte ich mich, meine körperliche Kraft freizusetzen. Damit fühlte sich alles um ein Vielfaches leichter an. Denn ich spürte förmlich in mir, dass ich es kann. Ich spürte meine Power, wenn ich meine Faust auf mein Herz schwang. Mit einem lauten »Yes!«, das ich verstärkend dazu rief. Das Coolste daran war, dass ich danach richtig Lust hatte auf das, was anstand. Weil ich mich gut fühlte. Weil ich nicht mehr wartete, bis mir jemand ein gutes Gefühl schenkte. Ich empowere mich immer noch selbst, um mir einen wohlwollenden Vibe zu kreieren. Gute Stimmung über meine äußere Haltung, über meine Körperhaltung.
Rock your Work
Adele, neunundzwanzig Jahre, Projektleiterin, checkte morgens und auch abends im Bett ihre E-Mails. Es gab ihr ein Gefühl von Sicherheit und Zeitgewinn, wenn sie den Tag mit einem Inbox-Check begann und beendete. Bis sich herausstellte, dass ihr innerer Antreiber das Zepter in der Hand hielt: Du musst immer ganz schnell sein. Am besten die Erste, sonst hast du verloren. Sie verlor jedoch so ihre Freude an ihrem Job und wurde immer unsicherer. Sie fragte sich, ob alles mit ihren Projekten gut funktionieren wird. Ihre Unsicherheit versuchte sie mit der Kontrolle durch ständiges E-Mail-Checken in den Griff zu bekommen. Sie empfand sich vermehrt fremdbestimmt und übersah ihre Macht, etwas zu ändern. Doch sie war bereit, Eigenverantwortung zu übernehmen, und reflektierte mit mir, was sie ändern könnte. Ihr gefiel der Gedanke, mit ihrem Körper zu mehr Selbstvertrauen zu gelangen und zuversichtlicher ihre Projektmanagement-Aufgaben anzugehen. So fand auch sie ihre Power-Pose. Eine Superheldenposition, die ihrem Kopf suggerierte, dass sie sich stark und sicher fühlt.
Mehr Vertrauen in wenigen Minuten und deine Erfolgschancen steigen.
Zu Beginn fand Adele es nur witzig, wenn sie sich so im Spiegel sah. Doch bereits nach wenigen Malen fand sie Spaß und Gefallen daran. Das Beste: Sie ging mit einem Lächeln und gutem Gefühl aus dem Haus. Erst bei der Arbeit begann sie ihre E-Mails zu lesen und begegnete auch den unliebsamen, alles verändernden Zeitplänen aus einer gestärkten Position heraus. Die Nerven lagen nicht gleich schon um halb neun blank, resümierte sie. Adele profitierte von ihrer Power-Pose mit mehr Energie und gesteigertem Selbstvertrauen.
Arbeitskultur-Power-Tipp: Body-Setting
Power-Posen kannst du individuell für dich adaptieren. Ob wie Superman mit gestrecktem Arm, einem lauten Stampfen mit dem Fuß auf den Boden oder einer Faust in deiner eigenen anderen Handfläche. Bei mir ist es meine Faust aufs Herz in Kombination mit einem lautstarken »Yes«, während ich mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehe. So vermittle ich meinem System, dass ich für den Tag, das Gespräch, die Sitzung, die Challenge bereit bin. Weil ich es so will. Ich tune mich also mit meinem Körper strategisch ein. Wie ein Team, das zu Beginn eines Spiels durch einen gemeinsamen symbolischen Akt des Händeübereinanderlegens Motivation sowie Selbstvertrauen aus sich schöpft. Nimm also bewusst Raum ein und stärke deinen Glauben an dich selbst. Genieße diese Haltung für einige Minuten. Spüre deine Stärke und gib dir Zeit, in deiner Power-Pose anzukommen.

Sarah Irina Dörler ist Gründerin von »Rock your Work« und TEDx-Speakerin. Mit ihrer Employer Branding Beratung, Leadership Entwicklung & Arbeitskultur-Trainings sorgt Sarah Irina Dörler für energiegeladenes und erlebnisreiches Arbeiten. Mit ihrer eigenen Geschichte bestärkt und ermutigt sie uns, dass es niemals zu spät ist, für ein Arbeitsleben, das rockt: Damit Mitarbeitende weder ausbrennen noch durchbrennen und zu den größten Fans werden.