Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie eine Kultur der Weisungsbefugnis in Firmen Menschen zu etwas Besonderem macht, obwohl sie trotzdem ganz normale Menschen bleiben? Es ist eine faszinierende und oft unbewusste Dynamik, die sich auch in vielen mittelständischen Firmen abspielt. Als Führungskraft oder Geschäftsführer:in möchtest du natürlich, dass dein Unternehmen erfolgreich ist, und das erfordert manchmal Autorität und Durchsetzungsvermögen. Wird es schwierig, unterstreicht die formale Position diese Macht. Doch was passiert, wenn uns die Kraft qua Amt zu stark beeinflusst und unsere Menschlichkeit verbergen oder überspielen lässt?
Die vermeintliche Besonderheit der Weisungsbefugnis
In Unternehmen mit einer Kultur der Weisungsbefugnis herrscht oft ein formales Machtgefälle in der Hierarchie. Und das betrifft die weite Mehrheit der Firmen. Kurz zusammengefasst bedeutet es, die Führungskräfte tragen die Verantwortung und geben Anweisungen, während die Mitarbeiter:innen diese auszuführen haben. Das Leben passiert ganz klar zwischen dieser Klarheit. Doch warum machen Betriebe es dann? Ganz häufig, weil es auf den ersten Blick effizient erscheint. Aber es hat auch seine Schattenseiten. Die Führungskräfte werden hier als „besonders“ wahrgenommen, da sie die Macht haben, über andere zu bestimmen. Dies führt bei einigen zu einem gewissen Ego oder sogar zur Selbstüberschätzung, da sie ihre Position als Quelle von Bestimmungsgewalt und Einfluss ausleben.
Das Dilemma der Führungskräfte
Für viele Chef:innen ist es allerdings eher ein Dilemma. Sie trauen sich nicht, in einer Welt, die sie als „besonders“ betrachtet, ihre Menschlichkeit und Verletzlichkeit zu zeigen. Um der formellen Rolle als Autoritätsperson gerecht zu werden, verbergen sie stattdessen ihre persönlichen Gefühle und Schwächen. Doch das Vergraben ihrer menschlichen Seite führt regelmäßig zu einer emotionalen Entfremdung – von den Kollegen, aber auch von sich selbst. Sie setzen eine Maske auf, um der Erwartungshaltung gerecht zu werden, und verlieren dabei ihre Glaubwürdigkeit.
Die Unsichtbarkeit der Mitarbeiter:innen
Auf der anderen Seite stehen die Mitarbeiter:innen, die in dieser Kultur der Weisungsbefugnis unsichtbar werden. Ihre Meinungen und Ideen werden überhört. Es fehlt an Würdigung. Über die Zeit bringt Hierarchie sie zum Schweigen. Dieses Ungleichgewicht führt dann regelmäßig zu Frustration, wenn ihre Beiträge nicht angemessen anerkannt werden. So entsteht ein Gefälle in der Arbeitsbeziehung, das die Motivation und Kreativität der Mitarbeiter:innen beeinträchtigt. Bleibt natürlich die Frage, ob es, wenn es doch fast alle so machen, auch einen anderen Weg gibt?
Die befreiende Transformation zur Wir-Kultur
Klar gibt es den! Stellen wir uns dazu vor, dass die Firma den Weg der Betriebskatalyse einschlägt und sich zu einem Wir-Unternehmen entwickelt. In einer Wir-Kultur nimmt die Bedeutung der Hierarchie ab. Es entsteht ein Klima der Offenheit und ernsthaften Zusammenarbeit. Die Macht wird geteilt. Wichtige Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Das gibt wieder Raum für Menschlichkeit. Übrigens ohne Einbußen in der Professionalität zu verursachen. Die Verantwortung liegt nicht mehr allein bei den Führungskräften. Sie verteilt sich auf alle Mitarbeitenden. Durchaus so, dass jede:r sein Päckchen tragen kann.
Die wahre Stärke der Menschlichkeit
In einem Wir-Unternehmen haben Führungskräfte die Freiheit, ihre Menschlichkeit zu zeigen, ohne die Makel, als „schwach“ wahrgenommen zu werden. Sie können offen über ihre Gedanken und Gefühle sprechen, denn sie bleiben Teil des Teams. Diese Offenheit und Toleranz schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre, die Mitarbeiter:innen hört und wertschätzt. Das stärkt die Beziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden. So gehen sie künftig gemeinsam ihre Herausforderungen an.
Das Fazit: Eine Zukunft ohne Besonderheiten
Die Transformation zu einem Wir-Unternehmen ist regelmäßig eine befreiende Erfahrung. Die vermeintliche Besonderheit der Weisungsbefugnis wird durch die Kraft professioneller Zusammenarbeit und Menschlichkeit ersetzt. Hier brauchen Führungskräfte keine zu Masken tragen, um der Form gerecht zu werden. Und Mitarbeiter:innen werden nicht länger unsichtbar gemacht. Der Fokus liegt nicht auf der Macht von Einzelpersonen, sondern auf der Stärke der Gruppe.
In einer Organisation, die auf echte Kooperation und Wertschätzung basiert, fallen viele der Aufwände, die mit der Kultur der Weisungsbefugnis zusammenhängen, einfach weg. Hier können wir ganz normale Menschen sein, ohne einer „Besonderheit“ gerecht werden zu müssen. Es ist ein Arbeitsklima, das uns alle begeistern sollte, denn es bedeutet eine Arbeitswelt, in der wir unsere Menschlichkeit voll entfalten können und zusammen Großes erreichen. Steig ein in diese positive Zukunft und geh als Teilnehmende von Wir-Unternehmen gemeinsam voran!
Gebhard Borck ist der Transformations-Katalysator. Mit seinen aus der Praxis erprobten Denkwerkzeugen löst er konkrete, drängende Probleme. Und Borck ist mehr als ein Berater: Anstatt Luftschlösser zu bauen, deckt er auf, spricht Tacheles. Er ist Speaker, Bestsellerautor, Sparringpartner und gilt als Erfinder echter Fairness in der Wirtschaft.