Gelassen bleiben, wenn es darauf ankommt!

Wie Darth Vader ziehen die Männer ihre Atemluft durch die Widerstand leistenden Atemmasken. Sie sehen nur dichten Nebel und spüren trotz ihrer Schutzanzüge die Hitze der Außenwelt. Dabei kämpfen sie sich Schritt für Schritt durch das Inferno – plötzlich stürzen Balken herab und versperren den Rückweg. Hier ist nichts mehr Routine, ab jetzt geht’s um Leben und Tod, ab jetzt regiert das Adrenalin. Die Panik ist nur noch einen Fingerschnipp entfernt. Gewinnt Sie, würde das Team auseinanderfallen, Absprachen zur Lösung fänden nicht mehr statt. Jeder würde kopflos ums eigene Leben kämpfen …

Feuerwehrleute, Polizisten oder Eliteeinheiten sind spitzenmäßig ausgebildet und werden auf Extremsituationen vorbereitet. Doch auch Sie sie können innerhalb kürzester Zeit in Situationen kommen, wo ihr Gehirn auf keine gelernte Routine zur Gefahrenabwehr zurückgreifen kann. Jetzt reagieren sie wie alle Menschen, wenn es etwas Wichtiges zu verlieren gibt. Sie bekommen starken Stress. Herzschlag und Blutdruck steigen drastisch an. Alle Muskeln sind enorm vorgespannt, um sofort ein Kampf- oder Fluchtmanöver durchzuführen. Und um keine wertvollen Sekunden mehr mit Denken zu verschwenden, wird das Großhirn nahezu abgeschaltet. Damals machte es auch Sinn. Stellen wir uns vor, es nähert sich uns eine rund 200 Kilo schwere Raubkatze. Jetzt heißt es alles oder nichts. Die Varianten sind überschaubar. Entweder so schnell weglaufen wie es irgendwie geht und dann auf einen Baum oder Felsen retten. Ist die Variante nicht möglich, zum Beispiel auf offener Savanne, heißt es dem Angreifer ein harter und entschlossener Gegner zu sein, so dass dieser es sich im Kampf vielleicht noch mal anders überlegt.

Leider wurde das Programm, das in unserem Hirn abläuft für die Steinzeit  entwickelt und seitdem leider nicht mehr aktualisiert.

Komplexe Situationen wie wir sie heute vorfinden, hatten die Ingenieure der Natur nicht auf dem Plan. Und da sich der Mensch die letzten 40.000 Jahre nicht mehr verändert hat,  machen wir mit diesem Entwicklungsrückstand heute an vielen Ecken Bekanntschaft. In Berufen, wo es im kritischen Fall darauf ankommt einen kühlen Kopf zu bewahren, üben die Menschen Techniken, um aus einer starken Stressreaktion des Körpers wieder herauszukommen.

Von Terminen, Deadlines, nervenden Kollegen und Säbelzahntigern

Allerdings haben heute die Menschen in fast allen anderen Berufsfeldern immer mehr das Problem, dass auch sie manchmal täglich mit kritischen Situationen oder Personen konfrontiert werden. Das Gehirn macht nämlich zwischen Staus, Deadlines, Termindruck, Aufgabenüberfrachtung oder nervende Kollegen keinen Unterschied zu brennenden Häusern oder bewaffneten Geiselnehmern. Es ist so programmiert, dass sobald wir etwas verlieren können,  sofort eine Stresszündung gestartet wird. Natürlich ist das bei den meisten Vorgängen heute nicht logisch. Aber unser Gehirn ist halt für die Steinzeit gebaut, nicht für das Jahr 2014. Was tun? Grundsätzlich ist es so, dass eine Stressreaktion mental nicht verhindert werden kann. Sobald ein Vorgang nicht mehr unter Kontrolle ist, geht es los. Der Grund liegt darin, dass die Stressteuerung für Gefahren nicht dem bewussten Willen unterliegt. Sie ist in der sogenannten Amygdala verbaut und tut dort automatisch Dienst. Auch trainierte Elite Polizisten oder Feuerwehrleute können die erste Reaktion dort nicht verhindern. Aber sie lernen, die Reaktion frühzeitig zu erkennen und dann dagegen zu steuern.

In speziellen Trainings lernen sie sich und ihre individuellen Stressreaktionen erkennen. Sie erfahren in realitätsnah simulierten Situationen, Körper und Geist zu beruhigen. Techniken, die vorher in Ruhe geübt wurden, erfahren so ihre „Feuerprobe“.

Gelassenheit kann man lernen

Die meisten Situationen in unserem Alltag sind weniger dramatisch – es geht vielmehr um Geld, Status und andere Nebensächlichkeiten des Lebens oder um eine wichtige Prüfung. Nichts wirklich lebensbedrohliches. Wenn Sie sich diesen Umstand bewusst machen, können sie mit einfachen, aber wirkungsvollen Techniken ihren Stresspegel auf ein gesundes Niveau runterregeln.

Ganz gleich ob es sich um eine Prüfung handelt oder im Job alles drunter und drüber geht werden Sie eins nicht verhindern können: Die erste Stressreaktion.

Jedesmal, wenn Sie demnächst unter Druck geraten und Sie der innere Affe reitet, spielen Sie ab sofort ein Spiel. Versuchen Sie sich jetzt, zum Beispiel, mit der eben beschriebenen Atemtechnik in Gelassenheit zu üben. Und wie das bei Spielen so ist. Mal verliert man, mal gewinnt man. Aber jedes mal, wenn Sie es demnächst schaffen, den inneren Affen wieder zu beruhigen, lernen Ihre Gehirnzellen dazu. Sie werden so von mal zu mal immer cooler bleiben. Ihr Gehirn lernt, dass manche Situationen unseres modernen Tages anscheinend doch nicht lebensgefährlich sind!

Einfach gelassen – So reiten Sie den Affen

Das einfachste ist, langsam durch die Nase einzuatmen und den Bauch einzuziehen. Wir bauen so einen hohen Druck auf das Zwergfell auf. Anschließend folgt man dem Volksmund und „hält die Luft an“. Dabei zählen wir von 5 bis 1 runter. Danach die Spannung loslassen und langsam Ausatmen. Bei großem Stress können wir beim Ausatmen dann noch die sogenannte Lippenbremse anwenden, indem wir den Mund geschlossen halten. Durch den hohen Druck auf das Zwergfell beim Einatmen und Luft anhalten provozieren wir einen erhöhten Blutdruck. Das wiederum führt zu einer Aktivierung des Nervensystems für Beruhigen. Dieser Effekt heißt nach seinem Entdecker Baro Reflex.

Im Bedarfsfall wiederholen wir diese Technik solange, bis wir wieder einen klareren Kopf zu haben. Damit wir die Technik im Ernstfall auch anwenden können, sollten wir sie im Vorfeld bereits häufiger in ruhigeren Situationen geübt haben. In Trainings wird darüber hinaus noch ein inneres Bild entwickelt, um sich unter Druck noch besser daran erinnern zu können. Zum Beispiel kann man sich vorstellen, man atmet so ein, dass der Brustkorb anschwillt wie ein King Kong. Wenn Sie Ihren Erinnerungsanker finden möchten, gehen Sie einfach in diese Atmung rein und gucken mal, welche Ideen Ihnen dabei kommen. Anschließend wiederholen Sie Technik und Anker eine Woche lang jeden Tag für 1-3 Minuten. Voila, und schon kann das Training von Gelassenheit unter Druck beginnen!

Suchen Sie sich jetzt schon mal 2 Situationen oder Personen aus, in denen oder mit denen Sie sich in Zukunft üben möchten. Machen Sie es wie der Dalai Lama. Sobald der Stress aufkommt sagen Sie sich „Ah, ein Experiment“  und dann wenden Sie Ihre neue Technik an! Machen Sie Ihren Weg zu mehr Gelassenheit zum Hobby und Sie werden schon bald merken, wie Sie auch ohne Technik immer cooler auf anspannende Situationen reagieren.

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