Wer aufmerksam Alltagskommunikation beobachtet wird schnell feststellen, dass Klarheit in der Sprache Mangelware ist. Oftmals aus Kalkül, manchmal aus Nachlässigkeit. Verwunderlich dabei ist, dass mit klaren Aussagen Missverständnisse vermieden und Wertschätzung kommuniziert wird. Dennoch ist Klarheit Mangelware.
Sagen Sie das, was Sie sagen wollen. So einfach? Ja, so einfach und das gleich im doppelten Sinne: Nämlich einfach so zu sagen, was man möchte, und einfach im Sinne einer verständlichen Sprache. Beide Aspekte will ich gerne mit Ihnen betrachten.
Sagen Sie in Zukunft einfach genau das, was Sie sagen wollen und müssen! Oh, Sie befürchten, Sie sagen etwas, das nicht gut ankommt? Zwei Argumente dafür, dass diese Befürchtung ab heute überflüssig ist:
- Ihre Grundhaltung ist jetzt auf Wertschätzung und Wohlwollen aufgebaut und damit begegnen Sie Menschen auf Augenhöhe, freundlich, herzlich sowie höflich und bestimmt.
- Denken Sie auch an den Satz: Wenn das, was du tust, nicht funktioniert, tue etwas anderes.
Praxis, Übungen und Erfahrungen helfen Ihnen, sich zu verbessern! Sicherheitsdenken und Übervorsichtigkeit lähmen Sie! Das ist einer der Gründe, warum ich glaube, dass uns die übertriebene Mode der politischen Korrektheit eher sprachlos macht. Denn bevor ich etwas falsch mache, sage ich es lieber gar nicht oder umschreibe es bis zur Unkenntlichkeit. Die wirklich wirksame Alternative zu politischer Korrektheit ist Wertschätzung, Wohlwollen und Wahrnehmen. Rhetorik ist Ausdruck und damit das Ergebnis Ihrer Geisteshaltung, Einstellung, Lebensphilosophie und Wertevorstellung. Was Sie denken und fühlen, drücken Sie aus – bewusst und/oder unbewusst. Es ist also klüger, das Fundament zu prüfen als an der äußeren Form zu feilen. Genau darüber sprechen wir schon seit zwei Kapiteln!
Ein Fährmann ruderte einen pedantischen Gelehrten über die raue See. Es stürmte mächtig und die Wellen gingen immer höher.
»Wir sollten besser an dem anderen Ufer zurückkehren!«, rief der Fährmann.
»Es heißt richtig: an das andere Ufer. Haben Sie denn nie Grammatik studiert?« »Nein. Hatte keine Gelegenheit.«
»Dann ist ja die Hälfte Ihres Lebens verschwendet!«
Der Fährmann biss die Zähne zusammen und ruderte weiter. Nach einiger Zeit rief er durch das Tosen: »Haben Sie schwimmen gelernt?«
»Nein.« »Dann ist Ihr ganzes Leben verschwendet. Wir sinken nämlich!«
Sprache
Eine einfache Sprache erhöht die Verständlichkeit einer Botschaft. Ein Kollege von mir hat einmal einen klugen Satz gesagt: »Wenn es nicht einfach geht, geht es einfach nicht.« Warum betone ich das? Nun, es gibt immer wieder Redner, die sich kompliziert und hochtrabend ausdrücken, gerne auch mit Anglizismen oder überflüssigen Fachbegriffen. Vielleicht steckt dahinter die – irrtümliche – Ansicht, damit kompetenter zu wirken und an Autorität zu gewinnen. Wirkliche Kompetenz hat jedoch derjenige, der sich so ausdrücken kann, dass ihn jeder versteht. Die Basis dieser Kompetenz ist das Wohlwollen, und das richtige Agieren liegt in der Kunst der gelassenen Wahrnehmung. Einfachheit hat also auch mit einer Art rhetorischer Sorgfaltspflicht und mit Verantwortung zu tun.
»Es ist ein Beweis hoher Bildung, die größten Dinge auf die einfachste Art zu sagen.«
Ralph Waldo Emerson (1803 – 1882), US-amerikanischer Philosoph, Schriftsteller
Aber der Reihe nach. Was bedeutet Einfachheit? Es gibt nicht wenige, die Angst vor Einfachheit haben. Das liegt vor allem daran, was sie unter dem Begriff verstehen. Sie verbinden Einfachheit – fälschlicherweise! – mit Einfältigkeit, Plattheit oder gar Naivität. Was ist Einfachheit eigentlich? Mit klaren Worten Zusammenhänge darzustellen, die für den Zuhörer verständlich und nachvollziehbar sind und die er sich außerdem merken kann. Das ist die eine Seite der Medaille. Bei der anderen geht es um Folgendes: Rede so, dass es dem Zuhörer leicht fällt zuzuhören, frei von Anstrengung und Gehirnakrobatik – Ihre Zuhörer sollen Lust haben, Ihnen zuzuhören.
Wenn Sie ein guter Redner werden und es Ihrem Publikum angenehm und leicht machen wollen, Ihnen zuzuhören, dann kommen Sie um diesen Abschnitt nicht herum. Ich habe mich auf das Wesentliche beschränkt.
Ich halte es für überaus sinnvoll, dass sich unsere zusammenwachsende Welt auf eine Sprache (in der Regel Englisch) für Handel, Wirtschaft und Politik geeinigt hat. Doch das darf nicht als Aufforderung aufgefasst werden, seine Muttersprache auf teilweise obskure Weise dem Englischen anzupassen. Kein Engländer oder Amerikaner käme auf die Idee, seine Muttersprache so zu vergewaltigen, wie das Deutsche häufig tun. Die englische Sprache sollte entweder ganz gesprochen werden oder eben gar nicht – sie ist schließlich eine eigene Sprache, kein Ersatzbaukasten für andere Sprachen. Wer in der Rhetorik etwas bewegen will, der sollte lernen zu unterscheiden.
Ich verfolge da eine klare Linie, die nicht umsonst anerkannt ist: Da ich zum Beispiel dieses Buch für den deutschsprachigen Raum geschrieben habe, heißt das für diesen Text: Wer vor einem Publikum spricht, dessen Muttersprache Deutsch ist (Mitarbeiter, Kunde, Kollegen et cetera), sollte auch diese Sprache für seine Rede
benutzen. Haben Sie ein englisches oder internationales Publikum, das der deutschen Sprache nicht mächtig ist, sprechen Sie natürlich in der jeweiligen Landessprache oder eben in Englisch.
Wenn es Ihnen möglich ist, dann versuchen Sie immer, Ihre Reden in Ihrer Muttersprache zu halten. Bei mir gibt es eine eiserne Regel – entweder in meiner Muttersprache oder mit Übersetzer – Punkt. Ich spreche vor internationalen Zuhörern und Sie glauben gar nicht, wie gut das mit Übersetzer klappt. Am liebsten habe ich die Live-Übersetzung, das heißt der Dolmetscher steht neben mir und wir erarbeiten Satz für Satz. Das ist erstens für die Zuhörer sehr unterhaltsam und zweitens hören Sie meine Originalstimme und Betonung – ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Ein weiterer Punkt zum Thema Einfachheit ist Ihre persönliche Ausdrucksweise. Versuchen Sie so zu sprechen, wie Sie es gewohnt sind und sich dabei wohlfühlen. Bleiben Sie natürlich! Viele Menschen machen den Fehler, dass sie – nur weil sie vor Publikum sprechen – sich viel komplizierter ausdrücken als normalerweise. Eine komplizierte Ausdrucksweise lässt Sie aber keinesfalls kompetenter wirken – im Gegenteil! Drücken Sie mit Worten das aus, was Sie meinen, wollen, empfinden, sehen oder hören. Ihre Ausdrucksweise zeigt Ihre echte und liebenswerte Persönlichkeit.
Auch über Dialekte zu sprechen, ist an dieser Stelle sinnvoll. Ich werde häufig gefragt, ob man während einer Rede Dialekt sprechen darf. Ja, man darf, nein, man soll sogar hören, aus welchem Teil des Landes Sie kommen. Allerdings sollten Sie sich zwei Empfehlungen zu Herzen nehmen. Erstens: Sprechen Sie in Ihrer Sprachfärbung, aber deutlich und möglichst hochdeutsch ausgesprochen, sodass auch andere es verstehen können. Zweitens: Lassen Sie dialekttypische Ausdrücke ganz weg oder, wenn Sie humorig sind, liefern Sie eine Erläuterung dazu. Verzichten Sie also auf Wörter oder Begriffe, die nur in einer bestimmten Region verstanden werden. Lust auf eine Probe? Sind Sie im Besitz eines oder mehrerer Kneipchen? Nun, die hessischen Leser werden das jetzt ganz locker beantworten können, alle anderen werden das Internet bemühen müssen – viel Freude dabei! Dieses Beispiel macht deutlich, warum es klug ist, während einer Rede seine Sprechweise auch in Sachen Dialekt zuhörerfreundlich zu gestalten, denn Sie möchten ja verstanden werden.
Doch bleiben Sie sich auch dabei treu! Wer seine Sprache beschneidet, beschneidet sich selbst in seiner Natürlichkeit, Authentizität und vor allem in seiner Sicherheit.
Optimales Verstehen ist hauptsächlich von folgenden Faktoren abhängig: treffende und einfache Ausdrucksweise, wohlwollende und freundliche Ansprache, vorstellbare und nachvollziehbare Ausführung, deutliche und korrekte Aussprache sowie klare Gliederung und Struktur!
Sagen Sie es doch einfach!
„Dann fahre ich die nächsten 40 Jahre auf demselben Gleis!“ Eine Erkenntnis, die Oliver Groß den Karriere-Kick brachte. Mit nur 22 Jahren wurde er Mitglied der Geschäftsleitung, übernahm Verantwortung für 350 Mitarbeiter und studierte nebenbei Kommunikationspsychologie und Philosophie. In dieser Zeit begann er auch, mit Notizbüchern zu experimentieren und stellte fest, dass diese unscheinbaren Helfer Großes bewirken: Sie helfen Lösungen und Auswege zu finden und eröffnen sogar ganz neue Perspektiven – die Geburtsstunde der NOTIZBUCH-STRATEGIE.