Abstrakte Zahlen spielerisch präsentiert

Lassen sich »Bleiwüsten« interessant darstellen? So, dass der Betrachter mit Leichtigkeit einen Erkenntnisgewinn daraus ziehen kann? Ja, mit Gamification werden Finanzpräsentationen und zahlenlastige Marketingpräsentationen zu informativen Erlebnissen. Matthias Garten zeigt, wie mit Gamifizierung aus drögen Zahlen gute Grafiken werden

Finanzpräsentationen sind Präsentationen, bei denen viele Zahlen und Daten präsentieren werden, zum Beispiel bei:

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Gamification
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  • einem Investor, um ihn für ein Vorhaben zu gewinnen;
  • einer Jahrestagung des Vertriebs, um aktuelle Ziele und Ergebnisse zu präsentieren;
  • einer Bilanzpressekonferenz, um die Öffentlichkeit über das vergangene Quartal und den Ausblick zu unterrichten, um letztlich dafür zu sorgen, dass etwa der Aktienkurs steigt;
  • einer Marketingkonferenz, um über aktuelle KPIs (Key Performance Indikator), Produkteinführungen, … zu berichten;
  • einem Boardmeeting, um die Strategie mit Zahlenmaterial zu untermauern;
  • einem Projektreview, um zu sehen, wie sich die Zahlen entwickelt haben;
  • einer Firmenpräsentation die Kennzahlen des Unternehmens gut darzustellen, damit Interessierte die Folien in Ruhe anschauen und sich ein Urteil bilden können;
  • eine Vorlesung, bei der es um die Vermittlung von wichtigen Kennzahlen geht;
  • eine Studie oder Marktforschung mit neuesten Ergebnissen.

Es gibt also eine ganze Reihe von Einsatzgebieten, in denen trockene Zahlen, interessant dargestellt werden sollten, um die Zuschauer abzuholen und mitzunehmen. Zahlen können auf vielfältiges Weise dargestellt werden, wie wir auf den nachfolgenden Bildern gleich sehen werden. Die gezeigten Beispiele sind mit PowerPoint realisiert worden und lassen sich leicht anpassen, was für viele Anwender wichtig ist.

Die nachfolgende Folie (Abbildung 1) wirkt durch die Excel-Tabelle schnell überladen und überfordert viele Zuschauer, wenn sie so eine Folie zum ersten Mal in einer Live-Präsentation sehen. Schickt man die Präsentation dagegen im Vorfeld an die Teilnehmer, können sie sich informieren und können bei der Live-Präsentation dem Sprecher besser folgen.

Wenn man Kunden fragt, über welche Zahlen auf der Folie sie denn sprechen, kommt meistens: »Ich will eigentlich nur einen Überblick geben und es soll vollständig sein.«

Die Folie ist einer Kundenpräsentation entnommen und mit fiktiven Daten bestückt worden. Im Präsentationscoaching mit dem Kunden kam heraus, dass er nur über die gelb markierten Stellen sprechen möchte. Die Idee war dann, das Ganze einzudampfen und für eine Live-Präsentation tauglich zu gestalten, wie man auf der nächsten Folie (Abbildung 2) sieht:

Die gamifizierte Variante lässt sich hiern nicht so gut darstellen. Denn das spielerische Element kommt durch die Animationen. In der gamifizierten Variante ist die hier gezeigte Folie zusätzlich komplett animiert: Symbole bauen sich auf, Säulen fahren hoch, Zahlen werden eingeblendet, … Die Aufmerksamkeit ist gewiss – vor allem bei Online-Meetings. Im nächsten Beispiel geht es um KPIs – also Performance Parameter.

Auf der Folie sieht man schon die aufgelockerte Form im sogenannten Kacheldesign-Look, lediglich sieben Zahlen, übersichtlich angeordnet und mit Diagrammen unterfüttert. In der gamifizierten Fassung zählen die Zahlen wie bei einem Zählwerk innerhalb von zwei Sekunden nach oben und bleiben beim Endwert stehen. Diese Hochzählvariante kennen wir auch von vielen Websites und Apps. In Präsentation erzeugt das Neugier und ist ein Hingucker.

Das Prinzip zur Erstellung solch hochzählender Zahlen ist relativ einfach: Die 01 einblenden, die 01 ausblenden, die 02 einblenden, die 02 ausblenden, die 03 einblenden und so weiter, so lange bis der Endwert erreicht ist. Ist die Ein- und Ausblendzeit sehr kurz, zum Beispiel 1/25 Sekunde, entsteht der Effekt des Hochzählens.

In vielen Vertriebsmeeting -und konferenzen konnte damit schon für Überraschung und Begeisterung gesorgt werden.

Eine Alternative dazu sind dekonstruierte Zahlendarstellungen. Die Zahlen werden in kleine Einzelteile zerlegt (dekonstruiert) und animiert, sodass sich zum Schluss wieder alles zusammensetzt. Der Effekt ist überraschend und macht Spaß beim Zuschauen. Der Merkfaktor bei den Zuschauern steigt extrem an.

Eine weitere Variante, Zahlen, Daten, Fakten unterhaltsamer aussehen zu lassen, ist die Abkehr von klassischen Diagrammen, so wie wir sie in den üblichen Präsentationsprogrammen finden. Beispielsweise:

  • Liniendiagramm als Wellendiagramm,
  • neonfarbene Linien,
  • statt klassischer rechteckiger Säule eine spitz zulaufende Säule,
  • Säulenfüllung als Aufbau von abgerundeten Rechtecken,
  • statt Säulen ein mehrdimensionales Ringdiagramme mit verschiedenen Kreisabschnitten.

Das Ergebnis sind verspielt anmutende Charts, die jedoch interessanter, einzigartiger und merkbarer wirken. Die Idee dahinter, Diagramme anders als gewohnt darzustellen. Das fällt auf und bleibt besser im Gedächtnis.

Fazit

Trockene Themen wie Zahlen lassen sich auf spielerische und unterhaltsame Art interessanter und wirkungsvoller darstellen. Insbesondere bleiben Zahlen besser im Gedächtnis und die Aufmerksamkeit der Zuschauer steigt.

Beachten sollte man, dass die gamifizierten Varianten nicht für jeden Kontext passen. So ist es wahrscheinlich keine gute Idee, in einer Präsentation über Abbau von Mitarbeitern Zahlen in gamifizierter Darstellung zu visualisieren. Dagegen bietet sich im Vertrieb, Marketing oder Training deutlich sinnvollere Einsatzmöglichkeiten

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