Der größte Irrtum im Umgang mit Konflikten

Kennen Sie das unangenehme Gefühl, in ausgelatschten Schuhen zu laufen? Sie knicken immer wieder um, jede Unebenheit drückt in die Sohle oder die Ferse rutscht aus dem Schuh – bis Sie den Halt verlieren. Würden Sie allen Ernstes behaupten, dass ausgelatschte Schuhe zum Leben gehören? Sicher nicht. Im Gegenteil: Sie bedeuten Stress beim Laufen.

Schwelende Konflikte sind ähnlich unangenehm: Sie tappen regelmäßig in die gleichen Fallen. Entweder in die Ihrer Mitmenschen, wenn Sie ungewollt die Beherrschung verlieren: Auf Knopfdruck sind Sie auf 180, sagen Dinge, die Ihnen ungefiltert “rausrutschen” oder Sie fühlen Sie sich bei jeder Lappalie in Frage ge¬stellt.

Viele Menschen tappen auch in Ihre eigene Falle: Sie machen Andeutungen, die den anderen reizen oder sprechen etwas Heikles in den unpassendsten Momenten an – mit dem immer gleichen, leider auch fantasie¬losen Ergebnis: Der andere geht garantiert auf die Palme oder zieht sich geknickt zurück.

Konflikte gehören zum Leben

Es wird vielfach behauptet, dass Konflikte zum Leben gehören. Das kann ich nicht bestätigen, denn wir Menschen haben ein tiefes Bedürfnis nach Harmonie und Frieden. Wenn wir trotzdem von Zank und Streit, von Hinterhältigkeit und Beschimpfungen, von vergifteten Diskussionen und Hickhack umgeben sind, rate ich dazu, zwischenmenschlichen Unfrieden grundsätzlich in Frage zu stellen: Wer Frieden will, findet ihn auch. Wer seine Konflikte mit dem Partner auflösen will, findet auch einen Weg. Wer mit anderen Menschen gut auskommen will, schaffst es auch. Die Betonung liegt auf ich will.

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Stress besiegen durch Wissen

Es ist so gut wie aussichtslos, sich mit Konflikten dauerhaft zu arrangieren. Genauso wenig, wie mit ausge¬tretenen Schuhen. Konflikte müssen aufgelöst werden, daran führt kein Weg vorbei. Solange sie als unterbe¬wusster Stress ein Eigenleben führen, brechen Sie notgedrungen immer wieder auf.

Stress versetzt jeden Menschen in einen Ausnahmezustand. Mit leider reduzierten Möglichkeiten: Flucht, Rückzug, Erstarrung. Aus der Sicht von Dr. med. Christa Roth-Sackenheim, Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Psychiater, muss ein akuter Stresszustand möglichst schnell wieder aufgelöst werden, um dauer¬hafte Folgeschäden zu vermeiden. Diese Auffassung teile ich aus kinesiologischer Sicht. Daher ist einer der wichtigsten Strategien im Umgang mit Stress, sich augenblicklich selbst beruhigen zu können: Wer aus dem Hamsterrad der nervlichen Erregung bewusst und schnell wieder aussteigen kann, ist klar im Vorteil.

Aus kinesiologischer Perspektive gibt es eine einfache, schnell wirkende Hilfe: Bewusstes Atmen. Bewusstes Atmen wird in einem kinesiologischen Coachingprozess als Stressauflöser mit Sofortwirkung eingesetzt. Warum? Im Stress neigen wir automatisch dazu, den Atem anzuhalten. Jede “Schrecksekunde” aktiviert weitere unterbewusste Ängste und setzt einen negativen Kreislauf in Gang. Ein tiefer Atemzug hilft, den Verstand wieder einzusetzen.

Anhaltende Konflikte gehören nicht zum Leben. Sie machen unglücklich

Konflikte entstehen während wir leben: Mit anderen Menschen, durch den Umgang mit unseren Bedürfnis¬sen wie Selbstverleugnung, durch Unehrlichkeit mit unseren Gefühlen, Rechthaberei oder Schuldzuweisun¬gen. Die gute Nachricht ist: Konflikte unter den Teppich zu kehren, ist einfach nur eine dumme Angewohnheit. In dem Maße, wie Sie sich erlauben glücklich zu sein, verschwindet sie allmählich.

Ist glücklich zu sein eine Kunst, die man lernen kann?

Auf alle Fälle. Der erste Schritt ist, dass Sie es wollen. Das ist nicht selbstverständlich. Es gibt unsagbar vie¬le innere Widerstände gegen das Glück, die auf alten Erfahrungen beruhen. Bedenken Sie das, wenn Sie mit jemanden in Konflikt geraten. Unterbewusst kämpfen alte Erfahrungen gegeneinander und verhindern eine gute Lösung. Wenn Sie tatsächlich glücklich sein wollen, kommen Sie in die Gegenwart. Da findet das echte Leben statt.
Der zweite Schritt ist sich bewusst zu machen, dass Glück zerbrechlich ist. Auch wenn es schwer vorstellbar erscheint, an schwelende Konflikte kann man sich gewöhnen. So werden beispielsweise eine generelle Ge¬reiztheit oder plötzliche Wutanfälle selten mit ungelösten Konflikten in Verbindung gebracht.

Wie könnte eine gute Lösung aussehen?

Wissen Sie, was Sie glücklich macht? Ja? Dann schreiben Sie es auf. Wissen Sie, was Ihre Mitmenschen glü¬cklich macht? Nein? Dann fragen Sie. Kennen Sie Ihre wichtigsten Bedürfnisse? Und die Ihrer wichtigsten Mitmenschen? Fragen Sie und schreiben Sie alles auf. Sie können davon ausgehen, dass alle Menschen im Grunde ihres Herzens ein Bedürfnis nach Liebe und Harmonie haben. Daher lohnt es sich, nicht zuletzt im eigenen Interesse, für Liebe und Harmonie in Ihrem Umfeld sorgen. Konflikte aufzulösen, sobald sie auftre¬ten, wäre mehr als ein guter Anfang.

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