Wir brauchen mehr Alpha-Männchen!

In der öffentlichen Diskussion gibt es Themen, in denen eine bestimmte Meinung besonders einheitlich wiederholt wird. Dazu gehört das Lamento über die bösen Alpha-Männchen. Dieses ist in doppelter Hinsicht falsch. Zum einen wird der Begriff meist falsch verwendet, zum anderen werden Alpha-Männchen Eigenschaften und Verhaltensweisen unterstellt, die bei echten Alphas selten bis gar nicht auftauchen.

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In der Realität spielen Alphas eine wichtige und wertvolle Rolle. Sie bieten die Führung, die soziale Gruppen brauchen und dies durch Kompetenzen und Verhaltensweisen, die wir viel öfter sehen möchten. Um zu verstehen, was Alphas sind und wie sie Ihre Rolle an der Spitze von Gruppen gewinnen und gestalten kann man sehr schön bei unseren nächsten Verwandten beobachten.

Frans de Waal, renommierter Primatologe und Verhaltensforscher, hat über Jahrzehnte hinweg das Sozialverhalten von Schimpansen, Bonobos und anderen Primaten erforscht. Seine Arbeiten zu „Alpha-Männchen“ haben den Begriff bekannt gemacht und liefern wichtige Erkenntnisse, die auch für menschliche Führungskräfte hochrelevant sind. Hier ist eine Zusammenfassung seiner zentralen Einsichten – und was Führungskräfte daraus für ihren Führungsstil übernehmen könnten:

1. Alpha-Sein basiert auf sozialer Intelligenz, nicht Dominanz

In Primatengruppen sind erfolgreiche Alpha-Tiere nicht die aggressivsten, sondern die sozial kompetentesten Individuen. Sie zeigen Fürsorge, schlichten Konflikte, schaffen Allianzen und gewinnen Vertrauen. Tipp: Autorität allein reicht nicht. Echte Führung beruht auf Empathie, Beziehungsmanagement und dem aktiven Aufbau von Vertrauen im Team.

2. Kooperation schlägt Konkurrenz

De Waal zeigt, dass stabile Alphatiere durch Kooperation ihre Stellung festigen – nicht durch Einschüchterung. Aggressive Alphatiere verlieren langfristig an Rückhalt und werden oft durch sozial intelligentere Rivalen ersetzt. Tipp: Fördern Sie Zusammenarbeit statt Konkurrenz. Kooperative Führung wird langfristig eher akzeptiert und unterstützt als machtorientierte Kontrolle.

3. Gute Führung ist für das Gemeinwohl da

Ein echtes Alpha-Tier wird daran gemessen, wie es für die Gruppe sorgt – z.B. indem es fair Ressourcen verteilt oder Schwächere schützt. Tritt das Alpha-Tier egoistisch auf, wenden sich Gruppenmitglieder schnell ab. Tipp: Handeln Sie im Interesse des Teams, nicht nur im eigenen. Mitarbeiter merken sehr genau, ob Führung fair, transparent und unterstützend ist.

4. Emotionale Intelligenz ist Führungswährung

De Waal beobachtete, dass Alphatiere oft sehr genau erkennen, wann ein Gruppenmitglied Unterstützung oder Deeskalation braucht.Emotionale Kompetenz ist ein wesentliches Werkzeug, um Gruppenprozesse zu steuern. Tipp: Trainieren Sie aktives Zuhören, Einfühlungsvermögen und das Lesen von Stimmungen. So führen Sie nicht nur sachlich, sondern menschlich überzeugend.

5. Status ist vergänglich – Führung ist ein Balanceakt

Die Rolle des Alphas ist nie garantiert. Wer die Gruppe verliert, verliert die Macht – egal wie stark oder clever er vorher war. Tipp: Bleiben Sie selbstreflektiert. Macht ist kein Selbstzweck. Eine gute Führungskraft bleibt lernbereit, anpassungsfähig und offen für Feedback.

Frans de Waals Forschung bestätigt, was wir schon lange wissen: Gute Führung ist ein zutiefst soziales Phänomen. Wer führen will wie ein echtes Alpha-Tier, sollte vor allem an Beziehung, Fairness und Gemeinschaftssinn denken. Nicht Dominanz, sondern soziale Kompetenz, Integrität und Verantwortung sichern langfristig Anerkennung und Einfluss. Lasst uns mehr Alpha sein!

Quellen:
TED Talk: https://www.ted.com/talks/frans_de_waal_the_surprising_science_of_alpha_males
Big Think: https://www.youtube.com/watch?v=inx2dMobzYs

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