Worüber streiten wir eigentlich?

Meist sind es nur Belanglosigkeiten, die im Beruflichen Alltag und im Privatleben einen Streit auslösen. Wo Menschen aufeinandertreffen treffen auch unterschiedliche Meinungen, Interessen und Vorstellungen aufeinander. Situationen mit großem Konfliktpotential – die man entschärfen und sogar konstruktiv nutzen kann.

Oftmals sind es nur Kleinigkeiten, die im beruflichen Alltag oder im Privatleben einen Streit auslösen. Wo Menschen zusammenleben und zusammenarbeiten, bleiben Unstimmigkeiten nicht aus. Unterschiedliche Meinungen, Bedürfnisse, Interessen oder Verhaltens- oder Arbeitsweisen prallen aufeinander. Knifflige Situationen, die emotional belastet sind, entstehen und machen ein wirklich konstruktives Gespräch unmöglich. Eine gemeinsame Lösung zur Zufriedenheit aller Beteiligten rückt in weite Ferne. Wie solche entstehenden Konfliktsituationen schon im Vorfeld entschärft und dennoch konstruktiv genutzt werden können, das verrät Kommunikationstrainerin und Coach Monika Heilmann.

Wir Menschen sind alle sehr unterschiedlich und wir können leicht aneinander vorbeireden und daraus leicht aneinander vorbeihandeln. Eine mangelhafte, oberflächliche Kommunikation schafft vielfältigste Probleme und Konflikte in unserem Berufs- und Privatleben. Sie ist die häufigste Ursache von Konflikten am Arbeitsplatz und zeigt sich beispielsweise in unbefriedigenden Absprachen, lückenhaftem Informationsaustausch, gegenseitigen unfreundlichen Umgangsformen und gedankenloser Oberflächlichkeit im zwischenmenschlichen Bereich. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beklagen sich, dass sie zu wenig Anerkennung und Lob über ihre beruflichen Leistungen erhalten. Mit Kritik wird jedoch nicht gespart!

Im Privatleben passiert es häufiger, dass wir uns mit unserem Partner oder Freunden zu wenig konkret austauschen, da wir meinen, weil wir uns gut kennen, müssten die anderen intuitiv wissen, was wir wollen. Und genau das können sie nicht. Wir können die Interessen, Wünsche und Bedürfnisse, also das, was andere gerne haben möchten oder andere von uns erwarten, nicht erahnen. Das muss schon konkret ausgesprochen werden um Missverständnisse und möglicherweise daraus entstehende Konflikte zu vermeiden.

Gründe, die für oberflächliche oder erfolglose Gespräche genannt werden, sind:

  • Keine Zeit zu haben, um sich vorzubereiten oder auf Kleinigkeiten einzugehen;
  • Scheu zu haben, Probleme oder Konflikte konkret anzusprechen oder eigene Gefühle zu äußern.
  • Oder einfach ein nachlässiges Verhalten und Gedankenlosigkeit.

Gerade im beruflichen Bereich mit Kolleginnen und Kollegen, mit Kunden, mit Teammitgliedern, mit Vorgesetzten oder Führungskräften, mit dem Vorstand – egal in welcher Position, ist es wichtig, klar und eindeutig zu kommunizieren. Die eigene Meinung und den eigenen Standpunkt zu äußern und trotzdem die Meinung des anderen zu respektieren.

Und obwohl die Kommunikationsgrundregeln scheinbar bekannt sind, werden diese im beruflichen und privaten Alltag im täglichen Miteinander und in Gesprächen vergessen. Gleichermaßen werden häufig ein wertschätzender Gesprächsstil und eine empathische Haltung gegenüber den Kommunikationspartnern missachtet. Im Fokus steht dann, den anderen von den eigenen Argumenten überzeugen zu wollen und als Gewinner aus dem Gespräch hervorzugehen.

Eine wertschätzende Haltung einnehmen

Wozu dient eine wertschätzende Haltung? Sie motiviert Sie und Ihren Gesprächspartner, sie gibt Ruhe und Sicherheit in einem Gespräch, sie entschärft Konflikte. Denken Sie daran, Sie möchten mit der anderen Person das Thema oder das Problem klären. Auch wenn Ihnen die andere Person unsympathisch ist, versuchen Sie, denjenigen anzuerkennen und seine Wünsche und Bedürfnisse zu respektieren. Das hilft Ihnen und Ihrem Gesprächspartner, erfolgreiche und wertvolle gemeinsame Gesprächsergebnisse zu erzielen. Hart in der Sache – weich zu den Menschen! Und es hilft Ihnen, Killerphrasen und persönliche Angriffe abprallen zu lassen.
Wertschätzung anderen Menschen gegenüber zu haben setzt allerdings voraus, sich selbst wertzuschätzen. Mit sich selbst im Reinen sein, sich selbst Empathie entgegenbringen, sich selbst mögen und mit sich selbst übereinstimmen – stimmig sein.

Wie Sie sich auf ein Gespräch vorbereiten

Die wenigsten machen sich Gedanken über die Gespräche und den Menschen, die daran beteiligt sind. Unterschätzt wird, sich konkret, zielgerichtet und schriftlich sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich auf wichtige Gespräche vorzubereiten, sich einzustellen und sich einzustimmen. Nur wenige setzen sich ein Ziel, nur wenige stimmen sich auf Ihren Gesprächspartner ein. Eine gute Vorbereitung ist jedoch von großem Nutzen, um weniger emotional in ein Gespräch zu gehen, ruhiger zu bleiben und zielgerichtet zu handeln.

Bereiten Sie Ihre Gespräche unbedingt immer schriftlich vor! Das bedeutet, nicht nur die Punkte festzuhalten, die Sie ansprechen wollen, sondern dass Sie sich über Ihr Gesprächsziel klar werden müssen. Halten Sie dieses schriftlich fest und setzen Sie sich Prioritäten. Schriftlich deshalb, weil Sie Ihren Kopf entlasten und sich in der Vorbereitung zur Disziplin zwingen. Bereiten Sie Ihre Argumente vor, stellen Sie sich auf Ihren Gesprächspartner ein. Was will der andere? Welche Widerstände gibt es?

Eine freundliche Gesprächsatmosphäre

Begrüßungsregeln wie per Handschlag und mit Namensnennung dürfen nicht unterschätzt werden, auch wenn es noch so banal klingt! Ein ruhiger, freundlicher Raum, indem ungestört geredet werden kann, ist eine weitere Voraussetzung. Für das Wirken des Gesprächsinhalts und der Gesprächsziele ist ein positives, wertschätzendes Gesprächsklima so elementar wie für uns Menschen die Luft zum Atmen.

Aktives Zuhören

Aktives Zuhören lohnt sich, um Missverständnisse zu vermeiden, um Informationen zu erhalten, um Hintergründe zu erfahren und um dem Gesprächspartner Wertschätzung zu zeigen. Aktives Zuhören bedeutet, von Anfang bis Ende zuzuhören, Zuhörsignale zu senden, sich in die Situation des anderen hineinzuversetzen und zu versuchen, die Gefühle des Gesprächspartners zu spüren sowie die Botschaft des Gesprächspartners herauszufinden. Je konkreter zugehört wird, umso leichter können Missverständnisse aufgedeckt und Streit vermieden werden.

Ich statt du oder man

Aufgepasst: Nicht jeder Satz, der mit Ich beginnt, ist eine Ich-Botschaft. Mit Ich-Botschaften werden dem Gesprächspartner die eigenen Gefühle und Empfindungen mitgeteilt. Du/Sie-Botschaften erzeugen beim anderen Widerspruch und Schuldgefühle. Wichtig ist, der anderen Person das Thema oder das Problem so sachlich wie möglich zu schildern. Die Emotionen, die meistens doch nicht unterdrückt werden können, sollten dann in der Ich-Botschaft geäußert werden. Dieses Vorgehen nimmt die Schärfe und wirkt deeskalierend.

Du/Sie- Botschaften:

  • Ich finde, du benimmst dich unmöglich!
  • Ich meine, Sie sollten …

Ich-Botschaften:

  • Ich bin verärgert …              
  • Ich bin hilflos …
  • Ich bin enttäuscht …           
  • Ich bin froh …

Formulieren Sie Ihre Wünsche an Ihren Gesprächspartner:

  • Ich wünsche mir von Dir/Ihnen …                    
  • Ich bitte dich/Sie, …

Die eigenen sowohl auch die Interessen des anderen herausfinden

Klarheit zu bekommen über die Ziele, Wünsche, Erwartungen und Bedürfnisse des anderen lohnt sich. Vielleicht haben beide dieselben Interessen und merken es nicht, reden aneinander vorbei, weil jeder fixiert auf sich selbst ist. Voraussetzung ist, dass Sie sich selbst über die eigenen Interessen und Wünsche im Klaren sind. Die Interessen des Gesprächspartners herausfinden heißt, neugierig, wissbegierig und interessiert sein wie ein Kind! Was will Ihr Gesprächspartner im Gespräch erreichen? Wie ist seine Sicht der Dinge? Worum geht es ihm? Was sind die Gemeinsamkeiten?

Fragen stellen

Durch Fragen werden wertvolle Informationen herausgearbeitet und die Interessen des Gesprächspartners deutlich. Für eine gute Kommunikation sind kurze, präzise und leicht verständliche Fragen wegweisend. Erfolgreiche Gesprächspartner stellen wesentlich mehr Fragen als weniger erfolgreiche. Wenn in Gesprächen die beiden zentralen Frageformen – geschlossene und offene Fragen – bewusst und somit zielführend eingesetzt werden, ist ein bedeutender Schritt in der Gesprächsführung gelungen.

Geschlossene Fragen – nur mit Ja oder Nein zu beantworten – sind am Ende des Gespräches angebracht. Damit halten Sie konkrete Gesprächsergebnisse fest und vermeiden Missverständnisse.

Mit offenen Fragen, das sind alle Fragen, die mit „w“ beginnen, beispielsweise wer, was wann, wo, weshalb, wozu, wie, welche, weswegen verbessern Sie das Gesprächsklima und Sie erhalten Informationen. Diese Frageformen sollten Sie am Anfang und während des Gesprächs einsetzen.

  • Was veranlasst Sie zu dieser Meinung?
  • Wie sieht ihre Planung aus?
  • Was genau meinen Sie damit?
  • Wozu ist Ihnen das Gesprächsergebnis hilfreich?
  • Welche Daten benötigen Sie noch von mir?

Es empfiehlt sich daher immer eine wertschätzende und empathische Grundhaltung unter Beachtung und Anwendung der Kommunikationsgrundregeln. Diese gelten in jedem Gespräch. Besonders in schwierigen und komplexen Gesprächssituationen wirkt ein wertschätzender Verhaltensstil deeskalierend und führt langfristig zum Erfolg. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil weil in Gesprächen im beruflichen und privaten Kontext dauerhafte, langfristige Beziehungen aufgebaut und gepflegt werden müssen.

 

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