So klein mit Hut – das muss nicht sein

Die einen haben Riesenprobleme mit (vermeintlichen) Autoritätspersonen, andere lassen sich beim Elterngespräch in der Schule in die Rolle des Schülers drängen, obwohl die eigene Schulzeit schon Jahre, wenn nicht Jahrzehnte zurückliegt. Woran liegt das? Sind wir diesen Mustern für alle Zeiten ausgesetzt? Oder können wir eines Tages ohne Mühe selbst der gestrengen Chefin oder einem dominanten Vorgesetzten innerlich ruhig und in klaren Worten unsere Meinung sagen? Kommunikationstrainer Gottfried Hoffmann zeigt, wie Sie mit einen einigen einfachen Übungen dahin kommen können.

Innere Ordnung – Vorbereitung nützt immer

Gute Vorbereitung umfasst mehr als nur das Fachliche. Selbstverständlich bin ich fit in meinem Thema, weiß, was ich sage und auch wozu ich es sage. Die Liste mit den möglichen kritischen und unsachlichen Fragen habe ich erstellt und mir die Antworten zurechtgelegt. Darüber hinaus, und das ist es worauf es hier ankommt, bin ich mit der Gesprächssituation vertraut, kenne die Personen, weiß, wie ich unter Nervosität reagiere und vor allem, wie ich auf vermeintlich einschüchterndes Verhalten anderer Menschen reagiere. Und ich habe geübt, so dass mir die unten angeführten Übungen in Fleisch und Blut übergegangen sind. Im umfassenden Sinne habe ich also einen Prozess der Selbsterforschung und Selbsterschaffung durchlaufen, der mich in mir selber festigt und mich unempfindlicher macht gegen Angriffe von außen.

Ausstrahlung stabil lassen

Der Körper ist ein ziemlich perfekter Spiegel der Einstellung und inneren Verfassung eines Menschen. Wenn Sie also an sich gearbeitet haben, in sich ruhen und wissen was Sie wollen, werden Sie eine geordnete Ausstrahlung haben. Manchmal stört etwas den direkten Kontakt zwischen Ihrer inneren Einstellung und der äußeren Ausstrahlung, körperliche Bewegungen und Haltungen passen nicht. Daran können Sie arbeiten. Wenn Sie Ihr Körpergefühl verfeinern, Ihren Körperausdruck vor der Kamera oder im Seminar analysieren und verbessern, werden Sie eine immer authentischere Ausstrahlung bekommen. Und natürlich können Sie auch einige Übungen machen, die es Ihnen erleichtern, unter Stress an der klaren und überzeugenden Ausstrahlung zu bleiben. Üben Sie z.B. beim Atmen die feinen Bewegungen des oberen Brustbeins zu spüren, wie es sich mit der Einatmung leicht hebt und mit der Ausatmung leicht senkt. Anfangs legen Sie gern ein paar Finger oder die Hand auf, um diese Bewegung zu spüren und dem Körper klarzumachen, wo genau Sie jetzt mit Ihrem Bewusstsein sind, später spüren Sie es von innen heraus. Dies direkt geübt bevor Sie in eine wichtige Situation eintreten, lässt Sie viel ruhiger und gesammelter sein und damit auch wirken. Beschäftigen Sie sich mit Ihrem Körper, der Wahrnehmung für feine Bewegungen und der daraus resultierenden Ausstrahlung. Sie werden sich wundern, wie anders die Menschen auf Sie reagieren.

Blickkontakt – nützt mir und klärt Verhältnisse

Bleiben Sie dran! Gehen Sie nicht mit den Augen weg, schauen Sie Ihrem Gegenüber direkt in die Augen. Das mag im ersten Moment schwierig klingen, ist nach einer gewissen Übung aber so schwer nicht. Üben Sie mit einer vertrauten Person und schauen sich lange in die Augen. Wie lange halten Sie es aus ohne zu lachen? Nehmen Sie die unterschiedliche Wirkung wahr, wenn Sie Ihrem Gegenüber auf die Nasenwurzel schauen im Gegensatz zum wirklich interessierten Blick in die Augen. Wie reagiert Ihr Partner auf diese unterschiedlichen Blickweisen? Spielen Sie mit Emotionen. Kann Ihr Gegenüber erkennen, ob Sie grimmig, fröhlich, ausgeglichen oder konzentriert schauen? Nimmt Ihr Gegenüber Ihre Stimmung am Gesichtsausdruck oder tatsächlich am Ausdruck der Augen wahr? Die Augen sind ein sehr zentrales Organ jeglicher Kommunikation, deshalb lohnt es sich, sich hiermit auseinanderzusetzen. Standhalten bedeutet erstaunlicherweise in den allermeisten Fällen, dass unser Blick standhält.

Nicht unterbrechen lassen – die Regeln selbst gestalten

Jedes Mal, wenn Sie es zulassen, dass jemand Sie unterbricht oder am Ende Ihrer Darstellung eine Korrektur anbringt, schwächt es Ihre Position und stärkt es die Person des Gegenübers. Lassen Sie dies nicht zu! Bleiben Sie bei sich, fordern Sie Rederecht ein und stellen Sie klar, dass eine Ergänzung Ihrer Darstellung nicht notwendig ist. Natürlich machen Sie dies in der gebotenen Höflichkeit, so dass Sie nach dem Gespräch innerlich zufrieden sind, weil Sie Ihre Dinge so dargestellt haben wie sie sind. Ich wünsche Ihnen viel Spaß!

Seinen Helfer dabeihaben – real oder imaginiert

Üben Sie kritische Situationen, indem Sie die Konfrontation im Rollenspiel suchen. Hinter Ihnen positionieren Sie eine oder zwei Personen, die sie stützen. Das darf durchaus real sein in den ersten Runden, indem z.B. die Personen Ihnen jeweils eine Hand auf die Schulter legen, damit Sie die Unterstützung körperlich spüren. Später imaginieren Sie diese Hilfspersonen und werden merken, wie viel es nützt.

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