Perfekt inszeniert – zuspitzen, einprägen, anregen

Wie lassen sich unsere Kernbotschaften und deren emotionale Inszenierung verstärken? Welches sind die Prinzipien, nach denen diese Verstärkungsanlage funktioniert? Welche Regler gibt es, wie funktionieren und wirken sie? Im Folgenden stelle ich Ihnen rhetorische Prinzipien der Verstärkung vor: einprägen, steigern, zuspitzen, anregen, verdeutlichen – und die dazugehörigen sprachlichen Muster (Figuren), mit denen Sie das erreichen.

Einprägen mit Wiederholungen

Wiederholungen machen einen Beitrag einfach, glaubwürdig und eindringlich. Wiederholungen senken den Aufwand beim Zuhören. Wir erfreuen so die Zuhörer, da diese der Präsentation ohne große Anstrengung folgen können. Ohne Wiederholung prägen sich auch Ihre Inhalte nicht so gut ein. Dies ist durch empirische Studien zum Lern- und Vergessensprozess belegt. Nutzen Sie Wiederholungen sowohl im Kleinen (Schlüsselworte) wie im Großen (zentrale Botschaften). Wiederholungen sind das Lieblingswerkzeug in Politik und Werbung, sind das einfachste und zugleich mächtigste Prinzip der Rhetorik. Wird etwas nur oft genug wiederholt, wird es irgendwann als Tatsache wahrgenommen. Nicht umsonst sagt man: Die Wiederholung ist die Mutter aller Dinge. Wiederholungen machen also Ihre Botschaft einfach, glaubwürdig und eindringlich.

Wirkungsvolle Formulierungen haben einen eingängigen Rhythmus. Menschen haben schon früh erkannt, dass es einfacher ist, sich etwas zu merken, wenn es rhythmisch ist, und gaben ihre Erfahrungen in Gedichten und Liedern weiter. Wollen Sie also Ihre Botschaften nachhaltig verankern, setzen Sie auf die Macht der Rhythmen.

Einen besonders schönen Rhythmus erhalten Sie durch Dreierschritte. Die Zahl Drei ist die magische Zahl der Rhetorik. Schauen Sie sich die Pyramiden in den vorherigen Kapiteln an: Sie sind voller Dreier-Strukturen. Auch in den Sätzen schaffen Sie mit Dreierfiguren Botschaften, die eingängig und gehirngerecht sind.

Verstärken mit Steigerungen

Wenn wir steigern, ist das so, als ob wir am Hauptschalter drehen, der die Intensität der Emotionen steuert. Gesteigert wird vom Kleinen ins Große (Klimax), wenn wir Emotionen erregen wollen, und vom Großen ins Kleine (Antiklimax), wenn wir Emotionen dämpfen wollen. Fakten, die für Sie oder Ihre These sprechen, machen Sie »groß« – das bedeutet, Sie widmen ihnen Redezeit, Sie visualisieren sie, vergleichen sie mit etwas Größerem, inszenieren sie aufwendig. Dieses rhetorische Prinzip heißt Amplificatio. Fakten, die gegen Sie sprechen, machen sie »klein«. Sie gehen entweder gar nicht auf sie ein oder Sie gehen nebensächlich auf sie ein, Sie relativieren sie, visualisieren sie auf keinen Fall, verpacken sie nicht rhetorisch. Denken Sie an den Hinweis über die Nebenwirkungen in der TV-Werbung für Arzneimittel! Außerdem fällt es uns leichter, einem Beitrag zu folgen, wenn wir eine Ordnung darin erkennen. Vom ersten zum zehnten Modul, vom Kleinen zum Großen, vom Unwichtigen zum Wichtigen, von der Theorie zum Beispiel, vom Anfang zum Ende, von der Vergangenheit in die Zukunft. Auch hier wird Energie beim Zuhören gespart. Außerdem erhöht die Vorhersagbarkeit das gute Gefühl der Kontrolle: Der Zuhörer weiß jederzeit, wo er gerade ist, und was ihn als Nächstes erwartet. Das Publikum kann mühelos der Rede folgen.

Steigern kann man auch durch Häufung. Damit können wir vor allem komplizierte oder abstrakte Dinge begreifbarer machen, da wir durch Umschreibungen viele Sichtweisen auf ein Thema anbieten. So kann jeder Zuhörer sich die Perspektive aussuchen, die für ihn am besten zugänglich ist. Gehäuft werden kann auch inhaltlich mit Übertreibungen und Steigerungen.

Zuspitzen mit Antithesen

Ein beliebtes Mittel der Rhetorik ist der Kontrast: schnell – langsam, verschwenderisch – profitabel, kompliziert – einfach etc. Die Wirkungsweise von Antithesen: Der dunkle Antiwert lässt meinen Wert noch heller leuchten. Eines der beliebtesten Mittel der politischen Rede ist die Antithese, der Kontrast: rechts – links, oben – unten, schwarz – weiß, hell – dunkel. Aber auch im wirtschaftlichen Kontext lässt sich mit der Antithese effektiv formulieren: schnell – langsam, verschwenderisch – profitabel, kompliziert – einfach etc. Jeder erfolgreiche Film, jeder spannende Roman, aber auch jede mitreißende Rede lebt von dem Gegensatz von Gut und Böse. Ein echtes Highlight also. Gesteigert werden kann die Antithese noch dadurch, dass der Antiwert in der Argumentation durch meine These widerlegt wird (Concessio, Prolepsis) oder gar der Lächerlichkeit preisgegeben wird wie mit der Ironie.

Anregen mit Fragen

Fragen regen zum Nachdenken an und leiten gezielt Interaktionen ein. Mit Fragen ziehen Sie im Nu Ihr Publikum aus dessen Welt in Ihre. Fragen machen aber auch neugierig. Sie können mit Fragen einen Spannungsbogen auf die Antwort/Lösung hin aufbauen, wenn Sie sie nicht sofort beantworten.

Fragen haben im Vergleich zu Behauptungen den großen Vorteil, dass sie den Aufmerksamkeits-Schalter im Gehirn des Zuhörers auf »an« stellen. Fragen überzeugen, da sie weniger Druck aufbauen als Behauptungen. Da Druck Gegendruck erzeugt, sinkt durch Fragen der Widerstand im Publikum gegen Ihre Position.

Prägnanz erzeugen durch Kürze

Prägnanz erzeugen wir, wenn wir uns auf das Wesentliche beschränken: kurze Sätze, knackige Formulierungen, plakative Aussagen. Auch hier spart das Zuhörer-Gehirn wieder Energie und erfreut sich an der Effizienz der Rede. Gießen Sie vor allem Ihre zentralen Botschaften in kurze und knackige Slogans. Dadurch hat diese Botschaft eine hohe Wahrscheinlichkeit, wohlwollend aufgenommen zu werden, vor allem von Menschen im Publikum, die hohen Wert auf Knappheit, Klarheit und Kürze legen. Dieses rhetorische Prinzip wird »Brevitas« genannt und eignet sich hervorragend, um Ihre zentralen Botschaften in kurze und knackige Slogans zu gießen.

Verdeutlichen durch Metaphern

Vergleiche, Analogien und Metaphern sind hilfreich beim Verstehen. Sie sind Strukturen, um Dinge auf der Basis von Vorhandenem zu verstehen und zu verknüpfen (das Neue ist so ähnlich wie das Bekannte/das Neue entspricht dem Bekannten so: …). Wichtig ist, die Vergleiche in der Lebenswelt der Zuhörer zu suchen. Was wir in frühester Kindheit lernen, wird zum Fundament für weiteres Lernen. Neuer Stoff muss an vorhandenes Wissen angeknüpft werden. Nur so kann ein stabiles Wissensnetz entstehen. Die Aufmerksamkeitsforschung kann belegen, dass nichts unsere Aufmerksamkeit so fesselt wie menschliche Gesichter. Das Belebte fasziniert uns mehr als das Unbelebte, das Bewegte mehr als das Starre, das Konkrete mehr als das Abstrakte. Dieses Prinzip macht sich die rhetorische Figur zunutze, die Eigenschaften belebter Wesen auf unbelebte Objekte überträgt, die Personifizierung. Dadurch wird ein Vortrag anschaulich, originell und dynamisch.

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