Empathisches Hören – Setzen Sie Giraffenohren auf

Kommunikation ist dazu da, dass Menschen einander verstehen und miteinander etwas erreichen können. Doch dazu sind wir in der Lage, wenn wir lernen, aufeinander einzugehen und uns auf die Sicht unseres Gesprächspartners wirklich einzulassen. Wie das gelingt, erklärt Ihnen die Kommunikationsexpertin Angela Dietz.

Empathisch zuhören heißt verstehen, nicht recht haben oder belehren zu wollen! Gehen Sie deshalb offen und unvoreingenommen in Ihre Gespräche. Hören Sie auf das, was wirklich gesagt wird, und verzichten Sie darauf, irgendetwas in die Aussagen Ihres Gegenübers hineinzuhören. Nehmen Sie so bewertungsfrei wie nur möglich auf, was man Ihnen mitteilt, und seien Sie mit Ihrer ganzen Aufmerksamkeit beim anderen.

Empathisches Zuhören ist, wie jeder Schritt zum Gesunden Kommunizieren, eine Frage der Routine. Am Anfang ist eine gewisse Disziplin nötig, um das Modell umzusetzen und zu verinnerlichen.

Wenn Sie empathisch zuhören wollen, klären Sie zunächst Ihre eigenen Bedürfnisse. Danach können Ihnen diese Schritte empathisches Zuhören erleichtern:

  1. Signalisieren Sie Ihrem Gesprächspartner, dass seine Sichtweise Ihnen wichtig ist und Sie ihn verstehen wollen.
  2. Stellen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse zurück, solange Sie zuhören.
  3. Hören Sie mit offenem Herzen das, was wirklich gesagt wird. Urteilen und bewerten Sie nicht.
  4. Wie geht es dem anderen aus Ihrer Sicht gerade? Welche Gefühle schwingen in den Worten mit? Welche Bedürfnisse hören Sie aus den Aussagen heraus, also: Worum geht es dem anderen wirklich? (Beachten Sie: Nicht immer geht es um das, was der andere explizit formuliert.)
  5. Spiegeln Sie Ihrem Gegenüber die Gefühle und Bedürfnisse, die Sie wahrgenommen haben. Formulieren Sie Nachfragen (s. oben) und haben Sie keine Angst davor, falschzuliegen; wenn Sie sich mal irren, klärt sich das im nächsten Schritt.
  6. Fragen Sie nach, ob Ihre Einschätzungen zutreffen, und hören Sie gegebenenfalls aufs Neue urteilsfrei und unvoreingenommen zu. Nehmen Sie ernst, was der andere sagt; es geht um ihn, nicht um Sie.
  7. Wenn Sie Gefühle und Bedürfnisse geklärt haben, fragen Sie nach, ob der andere eine Strategie/eine Handlungsidee von Ihnen hören mag, oder ob es ihm gerade genug ist.
  8. Wenn seine Seite klar ist, fragen Sie, ob er jetzt bereit ist, zu hören, wie es Ihnen geht und was Ihnen wichtig ist.

Diese Schrittfolge können Sie übrigens auch sehr gut üben, indem Sie sie auf Neuigkeiten anwenden, die Sie nur passiv aufnehmen. Sie können sich zum Beispiel in die Sichtweise eines Prominenten oder Politikers ›einhören‹, der im Fernsehen interviewt wird – das ist eine hilfreiche Technik zur Schulung des empathischen Hörens. Es braucht nicht zwingend immer eine Gesprächssituation, um sich an die neue Art des Hörens zu gewöhnen.

Zum Schluss darf ich Sie an eine frühere Erkenntnis erinnern: Niemand sagt oder tut etwas, um Ihnen zu schaden. Alles, was Menschen sagen oder tun, beruht auf einem Bedürfnis, das sie sich erfüllen wollen. Im Eisberg eines anderen hinabzutauchen kann zu einer spannenden und äußerst bereichernden Erfahrung werden. Sie werden Ihre Umwelt neu entdecken!

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