Achtsamkeit – die Tugend der Erfolgreichen

Jedes Unternehmen setzt sich zunächst aus Menschen unterschiedlicher Charaktere, Talente, Fähigkeiten, Bedürfnisse und Befindlichkeiten zusammen. Ihr Denken und Handeln bestimmt das, was wir gerne Unternehmenskultur nennen. Deshalb ist der Mensch der wesentliche Teil in einem Unternehmen und dies kann man bis auf die Abteilungsebene herunterbrechen. Führungskräfte heißen so, weil sie Kräfte führen. Das bedeutet: ihre vornehmlichste Aufgabe ist es, diese Unterschiedlichkeiten zu einer kraftvollen, innovativen und wirkungsvollen Synergie zu bündeln und die Balance zwischen Potenzialen und Bedürfnissen herzustellen, um somit das Unternehmen erfolgreich zu machen.

Während in den letzten 20 Jahren das Konsumieren von Methoden und Führungsmodellen im Vordergrund stand, wird in Zukunft mehr und mehr die Führungspersönlichkeit gesucht, die wirtschaftliche Erfolgsperspektiven für das Unternehmen definieren kann und diese mit unverkennbaren – weil authentischen – Prinzipien vertritt und somit eine klare Vorstellung von ihrem Tun hat. Der Vorteil liegt auf der Hand. Mit solchen Eigenschaften und Fähigkeiten ausgerüstet wird der Manager für den Mitarbeiter zu einer berechenbaren Größe. Mehr noch, durch die Sicherheit zu wissen wie der Vorgesetzte denkt, fühlt und handelt, entsteht eine Entscheidungssicherheit beim Mitarbeiter. Diese ist bekanntlich Grundvoraussetzung für Eigenverantwortung und steigert die Leistungsbereitschaft und die Lust am Engagement. Das zusammengenommen schafft eine Situation die nicht hoch genug bewertet werden kann: die Loyalität der Mitarbeiter gegenüber dem Unternehmen.

Konsumieren war gestern

Die Persönlichkeit einer Führungskraft wird im besonderen Maße durch unsere Gesellschaft und deren Verständnis darüber geprägt, was eine Führungskraft leisten und können sollte.

Was ist aber geblieben von der Idee der souveränen Führungskraft, die Visonen hat und diese unsetzt, was von der Entscheidungsfreiheit und dem Privileg der Unabhängigkeit? Sollte der Begriff der „erfolgsgetriebenen Elite“ die Zukunft sein? Das dies geschehen kann, ist immer dann gegeben, wenn die Orientierung sich zu sehr auf die Wissens- und Informationsquellen beschränkt, die man auch als Insiderquellen ( Experteninterviews, Magazine für Manager, Kongresse etc. – also man ist unter sich) bezeichnen kann.

Die Verantwortung einer Führungskraft gebietet es förmlich sich nicht einseitig zu orientieren, sondern seinen Blickwinkel zu erweitern, was mit der Tugend der Achtsamkeit möglich wird.

Das kleine 1×1 der Achtsamkeit  

Die wichtigste Eigenschaft einer Führungskraft ist die, sich selbst führen zu können. Um das zu erreichen benötigt den Mut zur Selbstbetrachtung und die Fähigeit zur ehrlichen Auseinandersetzung mit sich selbst.

Was bedeutet Achtsamkeit? Im Grunde ist es ein Schritt der Entschleunigung, also das Verlassen von Zeitdruck, Aktionismus und des hektischen Reagierens. Normalerweise erleben wir Situationen im Dreiklang

  • Wahrnehmung
  • Interpretation
  • Urteil/Handlung/Aktion

Achtsamkeit erweitert diese Verhaltensweise um einen wichtigen Faktor, nämlich dem des Innehaltens oder des sorgfältigen Prüfens, gründlichen Nachdenkens und Abwägens.

  • Wahrnehmung
  • Innehalten/Achtsamkeit
  • Interpretation
  • Urteil/Entscheidung

Achtsamkeit erweitert den Blick und die Möglichkeiten

Im Grunde ist es sehr einfach, dass einzige, was man sich gönnen sollte ist Geduld und diese lässt sich mit einem Notizbuch und ein paar Fragen ganz hervorragend herstellen. Probieren Sie es einfach mal aus.

Wahrnehmung

Wann immer eine Situation auftaucht, die von Wichtigkeit ist und Ihre Entscheidung einfordert, gilt es die Schritte zu durchlaufen. In einem Notizbuch beschreiben Sie zunächst die Situation wie Sie diese wahrgenommen oder vorgefunden haben.

Innehalten

Wenn Sie dieses getan haben, nehmen Sie sich etwas Zeit und beginnen nun folgende Fragen für sich zu beantworten

  • Was muss ich wissen?
  • Woher weiß ich das?
  • Ist das wirklich so?
  • Was darf ich hoffen?
  • Was soll ich tun?

Interpretation und neue Ideen

Schreiben Sie zu jeder Frage Ihre Gedanken, Empfindungen und Ideen auf und lassen Sie sich so viel Zeit wie nötig. Neugier und Fragen, aber vor allem die Suche nach eigenen Antworten lassen Sie Achtsamkeit üben. Diese Übung erweiterbar ist, keine Frage. Betrachten Sie sich z.B. Ihre Abteilungen oder Ihre Mitarbeiter/Innovationen/Service etc. und beantworten die Fragen. Letztlich ist diese Übung auch spannend in den Fragestellungen: Welche Führungsphilosophie habe ich, welchen Stil verfolge ich, wie will ich sein…etc.

Urteil/Entscheidung

Entscheidungen, die mit Achtsamkeit getroffen werden und mit den eigenen Prinzipien (Werten) untermauert sind, kann man sicherer und überzeugter argumentieren.

Achtsamkeit als Alleinstellungsmerkmal

Die letzten 20 Jahre sind geprägt von dem Wunsch nach noch mehr Eigentum, Prestige und Macht. Das gilt nicht nur für den einzelnen Menschen, sondern die Haltung „immer mehr mit immer weniger Aufwand“ wurde der Inbegriff unserer Gesellschaft und wird nicht selten als der Motor unserer Wirtschaft bezeichnet. Wenn ich aber einen Motor permanent auf Hochtouren fahre, dann wird es nicht weit her sein mit seiner Langlebigkeit. Er wird öfter in die Werkstatt müssen, was hohe Reperaturkosten und Ausfälle in der Mobiltät zur Folge hätte. Kein Mensch würde so unvernünftig sein – kein Mensch?  Nun, mit unser Natur machen wir das bereits seit Jahrzehnten sozusagen von einem Klimagipfel zum anderen. Wir roden Wälder und überhaupt schaden wir der Umwelt in einem rasanten Tempo, obwohl wir wissen, dass die Natur dieses Tempo gar nicht mithalten kann. Nimmt man dieses Beispiel und hinterfragt seine Unternehmens- und Führungskultur, kann es sein, dass man zu einer ähnlichen Erkenntnis kommt. Wenn dies so ist, stellt sich die Frage: Wie nachhaltig ist eine solche Vorgehensweise, bzw. wie kommt man aus der Tretmühle heraus?

Natürlich muss ein Unternehmen Gewinne machen und natürlich muss es Trends und Kundenbedarfe erkennen und bedienen, doch sind die Fragen nach Vernunft, Weitsicht und Nachhaltigkeit immer in der Verantwortung der Führungskräfte. Viele Unternehmensberater, PR-Agenturen u.ä. fragen sehr häufig nach dem „Alleinstellungsmerkmal“ eines Unternehmens. An was denken wir dabei, doch meist an Service, Innovation, Produkt und Preise etc. Warum nicht an Führungskultur? Warum nicht an Prinzipien der Führung, warum nicht an eigenverantwortliche Führungskräfte mit einem authentischen Führungsstil, abgekoppelt von allen Modellen und Ratschlägen dieser Welt. Was spricht dagegen, wenn ein mittelständisches Unternehmen in einer Kleinstadt in seiner Unternehmens- und Führungskultur anders agiert als ein Konzern in Übersee.

Nehmen Sie sich die Zeit und nehmen Ihren IST-Zustand einmal mit allen Sinnen wahr. Halten Sie inne und hinterfragen einmal kritisch, wie weit oder wie nah Sie Ihren Idealen und Wertevorstellungen im Alltagsgeschäft sind und welche Prinzipien Sie haben und ob es auch wirklich Ihre Überzeugung ist. Finden Sie Ihre Antworten und entwickeln Sie aus Ihren inneren Wünschen und Überzeugungen neue und andere Ideen.

Führung mit der Tugend der Achtsamkeit als Alleinstellungsmerkmal. Ein Fundament für mehr Loyalität und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter, was auch mehr Engagement, Innovation und Arbeitslust nach sich zieht, ist ein Projekt der „Nachhaltigkeit“. Darin verbirgt sich die  Chance aus der Tretmühle des Marktgetriebenen zu entrinnen und mit Achtsamkeit und Sorgfalt zum selbstbestimmten Agieren zu gelangen.

 

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